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5.1.4 Fazit – Ableitungen für die Praxis

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Die hier vorgestellte begriffliche Einordnung von Alter und Altern entlang der Konzepte krankhaften, normalen und optimalen oder erfolgreichen Alterns ist als Einstieg in die Thematik zu verstehen. Ergänzend zu einer an Verteilungshäufigkeiten und biomedizinischen Kriterien orientierten Unterscheidung von Alternsphasen sollte dabei insbesondere auf die Variabilität und Modifizierbarkeit des Alterns, wie es sich zum Beispiel im Konzept des erfolgreichen Alterns abzeichnet, eingegangen werden. Zudem sollte die Gleichzeitigkeit von Gewinnen und Verlusten im Alternsverlauf und die Unterschiedlichkeit von Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungszielen auch angesichts von Beeinträchtigung, Sterben und Tod betont werden. Und schließlich sollte, verdeutlicht am Modell des guten Lebens im Alter, auch auf die Notwendigkeit der Einbeziehung subjektiver Bewertungen und alltäglicher Person-Umwelt Interaktionen, zum Beispiel für den Erhalt von Lebensqualität im Alter als bedeutsame, von Altersphasen unabhängige Zielvariable hingewiesen werden.

Auf die Praxis der Altersmedizin angewendet könnte dies bedeuten, allgemeine medizinische Behandlungsziele in zumindest dreierlei naheliegender Hinsicht anzupassen:

• Erstens sollte das Ziel der kurativen Widerherstellung der Ausgangssituation vor einer Erkrankung im hohen und insbesondere im sehr hohen Alter zunehmend in den Hintergrund treten, jedenfalls aber ergänzt werden durch eine begleitende, lindernde und an die jeweilige Lebenssituation angepassten kompensatorische Behandlungsstrategie, also durch Erhalt und Wiederherstellung von Funktion, Rehabilitation und Palliation. Auch in der Auseinandersetzung mit chronischer Krankheit, mit Multimorbidität, Vulnerabilität, oder mit dem Lebensende kann sich Normalität und Entwicklung ausdrücken oder »gutes Altern« widerspiegeln ( Kap. 5.9 und Kap. 55).

• Zweitens sollte in der Diagnostik auf eine umfassende Beschreibung und Erfassung individueller Funktionsniveaus, Alltagskompetenzen und -potentiale Wert gelegt werden, am besten mit direktem Bezug zur konkreten Alltagsumwelt der Person ( Kap. 44 und Kap. 46). In der Therapie könnte (z. B. nach Lawton) Medizin auch als Teil der Umwelt zur Gestaltung und Veränderung von Kompensationstechniken angesehen werden, die dem Training und Üben neuer oder der Wiedererlangung alter Verhaltenskompetenzen (z. B. Geriatrische Rehabilitation) dient ( Kap. 53).

• Schließlich sollte die Bedeutung des subjektiven Wohlbefindens und der erlebten Lebensqualität (ebenfalls nach Lawton) und die individuelle Bewertung der Situation (auch von Therapiezielen) durch den Patienten im Verhältnis zur »Normalisierung« von objektiven Laborparametern in den Vordergrund treten dürfen ( Kap. 5.3). Darin kann sich auch eine grundlegende therapeutische (gerontologische/geriatrische/gerontopsychiatrische) ganzheitliche Werthaltung des alten Menschen in seiner Umwelt widerspiegeln.

Praxishandbuch Altersmedizin

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