Читать книгу Lexikon Raumphilosophie - Группа авторов - Страница 100

Dezentralisierung

Оглавление

Der Begriff D. bezeichnet in der ↗ Geographie die Übertragung von politisch-administrativen Entscheidungsbefugnissen des Nationalstaates an die Organisationen nachgeordneter Steuerungsebenen. Ziel dieser Verlagerung ist es, entweder die politisch-administrativen Strukturen für die Verwendung von Fördermitteln der Europäischen Union – die auf substaatlicher Ebene zugeteilt und verwaltet werden – anzupassen, oder die Eigenverantwortung der Vor-Ort-Akteure (↗ Ortsbindung) im Sinne der Subsidiarität zu fördern, um hierüber die politische Steuerung effizienter und effektiver zu gestalten, sowie zuletzt die häufig nationalistisch eingefärbten Forderungen nach Teilautonomie zu erfüllen und somit soziale Konflikte zu befrieden. In Anlehnung an Benno Werlen (2007) stellt die D. eine Form der politisch-normativen Regionalisierung dar (↗ Region). Sie bezieht sich zum einen auf die Schaffung neuer sozialer Räume (↗ Sozialraum) der politischen Kontrolle, die nach dem Prinzip des Government (Institutionen des demokratischen Staates) oder der Governance (Einbezug wirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure) organisiert werden. Zum anderen macht die D. eine entsprechende Rechtssetzung nötig, die Ausdruck der normativen ↗ Aneignung des ↗ Raums ist. In der Folge wird die Herausbildung eines neuen politischen Regimes begünstigt und bestehende Machtkonstellationen (↗ Macht) werden verändert. Im Gegensatz dazu verwendet die Politik- und Verwaltungswissenschaft den Begriff in Abgrenzung zur Regionalisierung: Hiernach bezieht sich die D. ausschließlich auf die Reform der territorialstaatlichen Politik- und Verwaltungsorganisation, die durch eine Übertragung von Rechten und Pflichten auf andere Gebietskörperschaften gekennzeichnet ist. Demgegenüber bezeichnet die Regionalisierung einen Prozess der Konstruktion funktionaler ↗ Räume, welche quer zu den territorialstaatlichen ↗ Grenzen stehen können. Sie umfasst die ökonomische und ökologische Entwicklung von Räumen, wozu das Management von sozialen Netzwerken (↗ Netz) oder kreativen ↗ Milieus gehört.

Literatur: Benz et al. 1999; Brenner et al. 2003; Wissen et al. 2007.

Benz, Arthur/Fürst, Dietrich/Kilper, Heiderose (1999): Regionalisierung, Opladen.

Brenner, Neil u.a. (2003): State/Space, Malden u.a.

Werlen, Benno (22007): Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen, Stuttgart.

Wissen, Markus/Röttger, Bernd/Heeg, Susanne (2007): Politics of Scale, Münster.

Tobias Federwisch

Lexikon Raumphilosophie

Подняться наверх