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Determinismus

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D. kennzeichnet allgemein die Tatsache, dass eine bestimmte Kette von ↗ Ereignissen durch eine einzige Ursache (↗ Kausalität) vollständig erklärt werden kann. Es besteht somit eine starre funktionale Zuordnung von Einflussfaktor und Folge. Possibilismus bezeichnet im Gegensatz dazu den maximalen Möglichkeitsraum, in dem Ereignisse weitgehend arbiträr gesetzt werden können. Bezogen auf die Interaktion von ↗ Mensch und ↗ Umwelt können die Begriffe Geod. und Geopossibilismus abgeleitet werden: Im ersten Fall wird menschliches ↗ Handeln im Raum als ausschließlich von äußeren Einflussfaktoren (z.B. ↗ Klima) gesteuert gedacht, im zweiten Fall besteht eine umfassende Wahlfreiheit, mit welcher Menschen ↗ Räume gestalten können. Geprägt vom frühen Sozialdarwinismus wird in der erstmals 1882 erscheinenden und dem Geod. zuzuordnenden Anthropo-Geographie des Zoologen und Geographen Friedrich Ratzel (1844–1904) menschliches Leben (↗ Lebensraum) in seiner „Abhängigkeit vom Boden“ (Ratzel 1909, 49) beschrieben. Untersuchungsgegenstand sind „die Wirkungen der Natur auf den Körper und Geist“ (ebd.). Geopossibilistische Sichtweisen im Gefolge des französischen Historikers und Geographen Paul Vidal de la Blache (1845–1918) und seiner Schrift Principes de géographie humaine von 1922 betonen dagegen die Vielfalt menschlicher ‚genres de vie‘ unter gleichen naturräumlichen Bedingungen als Indikator für einen weitgehenden Gestaltungsspielraum. Statt der Umweltfaktoren ist lediglich deren Interpretation für die Ausbildung von ↗ Kultur maßgeblich. Die beiden radikalen Pole beruhen aus heutiger Sicht auf der didaktischen Überhöhung im späten 19. Jh. und entsprechen nicht den ursprünglichen Positionen. So ist bei Ratzel (1909, 26) zu lesen: „Auf die unklare und übertreibende Behauptung: der Mensch ist das Produkt (↗ Produktion) seiner Umgebung, erfolgt ein entsprechend unbedingter und kurzsichtiger Widerspruch“. Gemäßigtere Positionen wie Fernand Braudels (1902–1985) La Méditerranée et le monde méditerranéen à l’époque de Philippe II von 1949 betonen demzufolge die wechselseitige Wirksamkeit menschlicher Anstrengungen und naturräumlicher Rahmenbedingungen (↗ lange Dauer). Im Rahmen des ↗ Spatial Turn in den Sozial- und Literaturwissenschaften (Döring/Thielmann 2008) finden sich allerdings noch rezent Sichtweisen, die sich vor dem Hintergrund des humangeographischen Diskussionsstandes den Vorwurf des Geod. gefallen lassen müssen.

Literatur: Fliedner 1993; Werlen 2008.

Döring, Jörg/Thielmann Tristan [Hg.] (2008): Spatial Turn, Bielefeld.

Fliedner, Dietrich (1993): Sozialgeographie, Berlin/New York.

Ratzel, Friedrich (31909): Grundzüge der Anwendung der Erdgeschichte auf die Geschichte, Stuttgart [1882].

Werlen, Benno (32008): Sozialgeographie, Bern/Stuttgart/Wien.

Dominik Kremer

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