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D.en sind geographisch (↗ Geographie) gezogene ↗ Linien zur Aufteilung der ↗ Welt. Carl Schmitt (1888–1985) unterscheidet historisch drei Formen der D.slinie, nämlich die distributive raya (span. ‚Strich‘), die agonale amity line (engl. ‚Freundschaftslinie‘) und schließlich die D.slinien der isolierenden, westlichen Hemisphäre. Durch die Entdeckung der ‚Neuen Welt‘ wird neuer ↗ Raum verfügbar, was Gebietsstreitigkeiten nach sich zieht. Erst durch die von der – von allen Beteiligten anerkannten – päpstlichen Autorität gezogenen D.slinien werden diese Konflikte (↗ Kampf) beigelegt, wie Schmitt in seiner Schrift Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum von 1950 darstellt: Nach den innereuropäischen Religionskriegen können sich die D.slinien dagegen nicht mehr auf eine höhere, geistige Autorität berufen und somit auch keine Konflikte mehr verhindern. Ihre raumordnende Funktion ist eine andere: Sie entlasten das durch zwischenstaatliche Verträge und Kriege (↗ Schlacht) gekennzeichnete Europa (↗ Okzident) von Konflikten, indem sie kriegerische Auseinandersetzungen aus Europa hinaus verlegen. Aus den distributiven, päpstlichen D.slinien werden Freundschaftslinien. Einen weiteren Umschwung dokumentiert die D.slinie der westlichen Hemisphäre. Schmitt (1941) verweist auf den ausgrenzenden Aspekt der damit verbundenen Monroe-Doktrin: In den 1823 durch James Monroe formulierten Grundlagen der US-amerikanischen Außenpolitik wird zwischen der Sphäre der ‚Alten Welt‘ und der als Interessensbereich der USA ausgewiesenen ‚westlichen Hemisphäre‘ unterschieden. Ein wechselseitiges Interventionsverbot bestimmt das Verhältnis dieser beiden zueinander. Die ‚Neue Welt‘ wehrt sich, indem sie sich gegen den Einfluss der europäischen Mächte (↗ Macht) isoliert. Die D.slinie der ‚westlichen Hemisphäre‘ weist für Schmitt den Einflussbereich eines selbstbewusst gewordenen US-amerikanischen Staates aus, der einen politischen Einflussbereich über die engeren, staatlichen ↗ Grenzen hinaus beansprucht und damit gleichzeitig die Konturen einer neuen, durch Großräume gekennzeichneten ↗ Raumordnung umreißt.

Literatur: Murphy 2005; Seller 2007.

Murphy, Gretchen (2005): Hemispheric Imaginings, Durham.

Schmitt, Carl (⁴1941): Völkerrechtliche Großraumordnung, Berlin [1939].

Seller, Hanns-Frank (2007): Der Weg der USA in die Weltpolitik, München.

Jochen Schwenk