Читать книгу Lexikon Raumphilosophie - Группа авторов - Страница 89
Dasein
ОглавлениеD. ist Martin Heideggers (1889–1976) am Ortsadverb da orientierte Existenzbezeichnung. ‚Da‘ bezieht sich auf die Erschlossenheit des D.s. Hineinragend (↗ Ekstase) in das Offene seines Da räumt es sich dem Spielraum seines faktischen Seinkönnens (↗ Zauberkreis) ein, wie Heidegger 1927 in den zentralen Paragraphen zum ↗ Raum von Sein und Zeit (§§22–24) schreibt. ‚Da‘ ist keine Ortsbestimmung (↗ Ort) eines im Raum vorhandenen Seienden (↗ Physik), sondern ↗ Ausdruck der Räumlichkeit als Grundverfassung des In-der-Welt-seins (↗ In-sein). In der ↗ Seinstopologie ereignet (↗ Ereignis) sich ↗ Welt für das D. während des von Heidegger sog. Spiegelspiels des ↗ Gevierts. Oskar Becker (1889–1964) kritisiert, dass Heidegger die Leiblichkeit (↗ Leib) vernachlässigt. Beckers (1963) Terminus ‚Dawesen‘ meint leibhaftige ↗ Anwesenheit. Dem entspricht bei Maurice Merleau-Ponty (1908–1961) das ‚Bindegewebe‘ der Welt als ↗ Fleisch. Heidegger spricht von Stimmungen (↗ Atmosphäre), in denen Welt sich dem D. immer schon erschlossen haben wird. Sie eröffnen den Weltraum (↗ All) des physio-psychisch-mentalen Existierens des D.s. Die Stimmung setzt das D. außer sich und hebt das ↗ Innen und ↗ Außen auf in ein vorreflexives Draußen (↗ Außerhalb). Gaston Bachelard (1884–1962) kritisiert die ↗ Geometrie der ↗ Dialektik von Innen und Außen (↗ Schachtel), Geschlossen und Offen sowie die Verselbständigung der Vorsilbe (↗ Präposition); und fragt deshalb kritisch, ob sich das Sein nach Heidegger ‚im Da‘ befinde (↗ Verdinglichung) oder ob das Sein die Gewissheit der Fixierung im Da in sich ist (Bachelard 1960, 211–228). Das Sein gleiche vielmehr einer Spirale. Es kreist (↗ Kreis) stets um ein ↗ Zentrum, nähert sich ihm stetig, ohne es je erreichen zu können (↗ Ferne). Das Sein des D.s bleibt ihm selbst, wie auch das des Seienden, stets verborgen (↗ Lichtung). Der Mensch sei das halboffenstehende Sein. Bachelard rekurriert auf Karl Jaspers (1883–1969), demzufolge das D. „rund“ (Jaspers 1947, 54) sei und geschlossen in seiner Welt: Es ist offen, nur im Bezug zu Anderen (↗ Fremde) und Anderem möglich sowie stets in Verwandlung (↗ Prozess).
Literatur. Han 1996; Nunold 2004; Pöggeler 1994.
Bachelard, Gaston (1960): Poetik des Raumes, München [frz. 1957].
Becker, Oskar (1963): Dasein und Dawesen, Pfullingen.
Han, Byung-Chul (1996): Heideggers Herz, München.
Jaspers, Karl (1947): Von der Wahrheit, München.
Nunold, Beatrice (2004): Freiheit und Verhängnis, München.
Pöggeler, Otto (31994): Hermeneutische und mantische Phänomenologie, in: Heidegger, hg. v. dems., Weinheim, 321–357.
Beatrice Nunold