Читать книгу Lexikon Raumphilosophie - Группа авторов - Страница 68

Bild

Оглавление

B. ist ein unscharfer Begriff, der sowohl Vorstellungen (↗ Imaginäres) und ↗ Wahrnehmungen als auch materielle (↗ Materie) B.er wie Gemälde (↗ Kunst), Zeichnungen oder Fotografien (↗ Schnitt) umfasst. Diese Bedeutungsfelder lassen sich nicht immer klar voneinander abgrenzen: So sind z.B. Stadtansichten an technische Darstellungsverfahren wie Kartografie (↗ Karte) und Perspektivkonstruktion (↗ Perspektive) gebunden, die ihrerseits Vorstellungs- und Wahrnehmungsb.er des ↗ Raums modulieren. Darüber hinaus folgt die Raumplanung (↗ Planung) visuellen Parametern, insofern ↗ Stadt und ↗ Landschaft mittels Skizzen (↗ Diagramm) und Modellen entworfen werden, und der gebaute Raum durch Blickachsen (↗ Achse) und Aussichtspunkte (↗ Standpunkt) organisiert wird. Kevin Lynchs Studie The Image of the City von 1960 markiert eine ↗ Wende in der Stadtplanung, indem sie das Erleben und die ↗ Erfahrung der Bewohner zum Ausgangspunkt planerischen ↗ Handelns macht. Das mentale B., das die Bewohner von ihrer Stadt haben, soll nach Lynch in Interviews erfragt werden, um entlang der Einheiten ↗ Weg (engl. path), ↗ Rand (engl. edge), Bezirk (engl. district), ↗ Knoten (engl. node) und ↗ Landmarke (engl. landmark) das Stadtgefüge beschreiben und punktuell in es eingreifen zu können. Damit grenzt sich Lynch vergleichbar dem Architekten Christopher Alexander (↗ Muster) und dem Team 10, das seit 1956 in die Congrès Internationaux d’Architecture Moderne interveniert (Fezer 2008), von planerischen Großprojekten der modernistischen Architektur ab, die Stadt- und Raumordnungen nach feststehenden funktionalen Zonen – Arbeit, Wohnen, Freizeit und Verkehr (↗ Gliederung) – entwerfen. 1967 betont Roland Barthes (1915–1980) in Abgrenzung zum Funktionalismus, aber auch zu Lynch, die ↗ Semantik der Stadt, die durch eine formale Gliederung in Einheiten nicht erfasst werden könne. Gemeint ist, dass durch alltägliche ↗ Praktiken wie Gehen, Wohnen oder Betrachten Orte erst Bedeutung gewinnen, und zwar eine immer offene, veränderliche Bedeutung. Besonders Michel de Certeau (1925–1986) führt den Gegensatz ein zwischen einer – positiv konnotierten – Raumpraxis (↗ Praxis) innerhalb des ‚Textgewebes‘ (↗ Text) der Stadt und einem aus der Tradition der Perspektive (↗ Überflug) herrührenden distanzierten, gewissermaßen planerischen ↗ Blick von oben (Certeau 1988, 179ff.). Erlebter Raum und das B. der Stadt sind aber durchaus miteinander verschränkt: Zu denken ist etwa an die Bedeutung von medialen B.ern in Entwurf und ↗ Repräsentation sowie in der Stadt selbst, worauf etwa der Urbanist und Theoretiker Paul Virilio (2006) wiederholt hinweist. Die Architekturhistorikerin Beatrice Colomina (1994) zeigt, dass gerade die modernistische Architektur als Repräsentationssystem zu verstehen ist, das mittels Fensteröffnungen (↗ Fenster), Wandgestaltungen (↗ Membran) und visuellen ↗ Medien die strikte Trennung zwischen ↗ Innen- und ↗ Außenraum, zwischen ↗ Öffentlichkeit und Privatheit, mithin zwischen Aufsicht und erlebtem Raum kollabieren lässt. Erkennbar wird hier auch eine Lockerung des Textparadigmas (↗ Paradigma), das die Beschäftigung mit dem B. der Stadt seit den 1960er Jahren dominiert.

Literatur: Colomina 1994; Wagner 2008.

Barthes, Roland (1988): Semiologie und Stadtplanung, in: Das semiologische Abenteuer, Frankfurt a.M., 199–209 [frz. 1967].

Certeau, Michel de (1988): Kunst des Handelns, Berlin [frz. 1980].

Colomina, Beatrice (1994): Privacy and Publicity, Cambridge/London.

Fezer, Jesko (2008): Über das Hansaviertel hinaus, in: Beiträge zu einer Archäologie des Hansaviertels Berlin, hg. v.A. Maechtel u. K. Peters, Köln, 210–221.

Virilio, Paul (2006): Die Auflösung des Stadtbildes, in: Raumtheorie, hg. v. J.Dünne u. S.Günzel, Frankfurt a.M., 261–273 [frz. 1984].

Wagner, Kirsten (2008): Die visuelle Ordnung der Stadt, in: Räume der Stadt, hg. v. C. Jöchner, Berlin, 317–334.

Kathrin Peters

Lexikon Raumphilosophie

Подняться наверх