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Bildraum

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Die ersten theoretischen Beschreibungen des B.s gehen auf den Mathematiker und Architekten Leon Battista Alberti (1404–1472) zurück. In seiner 1435/36 verfassten Schrift De statua fordert er im Anschluss an die praktische Umsetzung der ↗ Perspektive durch den Architekten Filippo Brunelleschi (1377–1446) präzise Methoden der Vermessung (↗ Geodäsie) für die Malerei (Alberti 2000, 145ff.). In der Parallelschrift De pictura von 1434/35 beschreibt Alberti das ↗ Bild als offenes ↗ Fenster: Der B. beginnt hinter dem sichtbaren ↗ Rahmen und erstreckt sich hin zu den abgebildeten Gegenständen. Deren Bildposition (↗ Position) richtet sich nach dem ↗ Schnitt durch die Sehpyramide, welche nach der damaligen Sehstrahlentheorie vom Auge (↗ Blick) zum Objekt führen sollte (Alberti 2002, 83ff.). Wolfgang Kemp (1996, 159) zeigt anhand von Kreuzwegdarstellungen des 15. Jh.s, wie sich der B. durch die Tiefendarstellung zu einem Schauplatz erzählter ↗ Zeit entwickelt: Durch die Anordnung abgebildeter Menschen und Objekte auf unterschiedlichen Raumebenen (↗ flacher Raum) können sich ↗ Erzählungen entfalten, die ein Vor- und Nachher implizieren. Den Künstlern (↗ Kunst) nach Paul Cézanne (1839–1906) dient nicht mehr die euklidische (↗ Euklidik) Organisation als Grundlage ihrer B.lichkeit, sondern die Empfindungen bei der ↗ Wahrnehmung von ↗ Form und ↗ Farbe. Als Grund für die Abkehr von der wissenschaftlichen Perspektive im B. des 19. Jh.s wird u.a. die Hinwendung zum Betrachter angeführt, dessen Empfindung in der industriellen Moderne drastischen Veränderungen unterworfen ist (Novotny 1970). Eine Verbindung wird auch zur Einsicht gezogen, dass eine absolute Vermessung des ↗ Raums ohne statistische Verfahren nicht möglich ist, wie mit der Heisenbergschen Unschärferelation (↗ Zeitraum) bewiesen werden kann (Deppner 1992). Der B. verlängerte sich im 20. Jh. durch die ↗ Pangeometrie und wird multiperspektivisch, vom Kubismus bis hin zu den All-Over-Strukturen der ‚Action Paintings‘ von Jackson Pollock (1912–1956). Heute lässt sich B.lichkeit im Computerspiel wieder auf die mathematische Organisation Albertis zurückführen: Der Raum ist als errechnete ↗ Struktur beschreibbar, welche die Kulisse (↗ Szene) für die Nutzerinterkation bildet (Schwingeler 2008).

Literatur: Hochberg 1989; Panofsky 1992.

Alberti, Leon B. (2000): Das Standbild, Darmstadt.

Ders. (2002): Über die Malkunst, Darmstadt.

Damisch, Hubert (2010): Der Ursprung der Perspektive, Zürich/Berlin [frz. 1987].

Deppner, Martin R. (1992): Körperräume und Leibbilder, in: Leib- und Bildraum, hg. v. S. Weigel, Köln, 101–162.

Hochberg, Julian (1989): Die Darstellung von Dingen und Menschen, in: Kunst, Wahrnehmung, Wirklichkeit, hg. v. E. H. Gombrich, dems.u. M.Black, Frankfurt a.M., 61–114.

Kemp, Wolfgang (1996): Die Räume der Maler, München.

Novotny, Fritz (1970): Cézanne und das Ende der wissenschaftlichen Perspektive, Wien [1938].

Panofsky, Erwin (1992): Die Perspektive als symbolische Form, in: ders.: Aufsätze zu Grundfragen der Kunstwissenschaft, Berlin/Leipzig [1927].

Schwingeler, Stephan (2008): Die Raummaschine, Boizenburg.

Pablo Abend

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