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4.6 Pflege

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Es ergab sich von Anfang an eine ganze Reihe von pflegerischen Aufgaben:

• Infolge ihrer schweren Wirbelsäulenverkrümmung benötigte Frau Franziska besondere Lagerungsbehelfe, um es im Bett und beim Sitzen einigermaßen bequem zu haben.

• Gute Körperpflege ist für jede Bewohnerin wichtig. Als Folge von Fehlhaltung und Unbeweglichkeit lag ihr Körper an bestimmten Körperstellen nur punktförmig auf der Unterlage auf. Es war daher besonders wichtig, sorgsam auf Details zu achten, sie gut einzucremen, geeignete Pflegeprodukte zu verwenden, um Hautrötungen vorzubeugen, und rasch auf jede trotz aller Vorsicht entstandene Druckstelle zu reagieren.

• Geh- und Sitzhilfen mussten erprobt und unter laufender Beobachtung so lange adaptiert werden, bis sie den Anforderungen tatsächlich genügten. Der Rollator, die in der Geriatrie übliche Gehhilfe, war für sie viel zu hoch und zwang ihr eine unbequeme und unnatürliche Haltung auf. Wir bestellten für sie schließlich einen kleinen Rollator nach Maß. Ihre Freude darüber war größer als wir geahnt hätten! Sie hatte ihr Leben lang immer unter ihrem Kleinwuchs gelitten und war stets mit Möbeln und Werkzeugen konfrontiert gewesen, die für sie eigentlich zu groß waren.

• Die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr war vom ersten Tag an problematisch. Frau Franziska war eine schwache Esserin und trank nur in kleinen Vogelschlückchen. Ein voller Teller war für sie viel zu viel und nahm ihr schon beim Hinschauen den Appetit. Wir boten ihr häufig ganz kleine Nahrungsmengen an, die sie dann auch gerne aß. Beim Trinken verhielt es sich ähnlich: Den ganzen Tag lang mussten wir sie daran erinnern, doch wieder ein paar Schlückchen zu nehmen.

• Frau Franziska brauchte viel Ansprache, aber längere Kontakte strengten sie meist zu sehr an. Am wohlsten fühlte sie sich, wenn oft jemand zu ihr kam, sich ihr für kurze Zeit herzlich zuwandte und sie dann wieder allein ließ.

• Das Team musste Überfürsorglichkeit vermeiden und dem Wunsch, die von allen geliebte alte Frau zu verwöhnen, nicht ungehemmt nachgeben. Es ging vielmehr darum, ihre eigene Meinung, ihre eigenen Wünsche zu erkennen. Daher einigten wir uns darauf, das erste »ja« nicht gleich unkritisch zu akzeptieren. Wiederholtes Nachfragen führte schließlich doch zu »echten« Antworten.

• Was machte ihr Freude? Erst als es immer öfter glückte, ihre »wirklichen« Ansichten in Erfahrung zu bringen, gelang es uns auch, ihr »wirklich« Freude zu machen. Wenn wir Frau Franziska z. B. fragten, ob sie das Kleid, das wir für sie vorbereitet hatten, anziehen wollte, sagte sie grundsätzlich »ja«. Erst später fanden wir heraus, dass sie lichte Farben liebte und am liebsten helle Kleidung trug. Sie freute sich dann »wirklich« jeden Tag, wenn wir ihr etwas anzogen, das ihr gefiel.

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