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2.2.1 Welche Grundlagen und welche Entwicklungen gibt es?

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In der Literatur zum Thema Emotionen in Schule und Unterricht wird häufig auf das derzeit noch bestehende Forschungsdefizit hingewiesen, mit einer Ausnahme: Insbesondere Prüfungsangst sei bereits früh und besonders eingehend untersucht worden. Was sich als Kritik lesen lässt – die damaligen Forscher*innen hätten sich nur auf eine Emotion konzentriert und andere Emotionen ignoriert –, kann ebenso als eine Stärke interpretiert werden. Diese theoretischen und empirischen Studien zur Prüfungsangst stellen nämlich insofern einen zentralen Ausgangspunkt für die Lehr-Lernforschung dar, als sie wesentliches Grundlagenwissen für weitere Forschungen erarbeitet haben. So erklärte das transaktionale Prüfungsangstmodell von Lazarus und Folkman (1987), dass Emotionen auf zwei kognitiven Evaluationsprozessen beruhen: dem Primary Appraisal (primärer Bewertungsschritt: bei Angst die Bewertung der Situation als bedrohlich) und dem Secondary Appraisal (sekundärer Bewertungsschritt: bei Angst die Bewertung der eigenen Möglichkeiten als unzureichend). Zu den heutigen Grundlagen gehört auch die Differenzierung von Spielberger (1966) in Emotionen als Dispositionen, sog. Traits (bei Prüfungsangst: Ängstlichkeit), und States (situative Prüfungsangst). Innovativ war zudem die Erkenntnis, dass Emotionen aus mehreren, voneinander teilweise unabhängigen Dimensionen bestehen können: Bei Prüfungsangst sind dies die Aufgeregtheit und die Sorgen, die jeweils unterschiedliche Wirkung auf das Lehren und Lernen ausüben können (Liebert & Morris, 1967). Ein wichtiger empirischer Befund war überdies, dass sich Emotionen im Unterricht zwar beeinflussen lassen, dass aber Prävention und Intervention intensiv und unterrichtsbezogen sein müssen, um beispielsweise manifeste Prüfungsangst zu reduzieren (z. B. Strittmatter, 1997).

Auf diesen Grundlagen entwickelte Pekrun (1992) zunächst die Erwartungs-Wert-Theorie der Angst, dann die allgemeine Kontroll-Wert-Theorie der Emotionen (Pekrun, 2000). Parallel zu seinen wegweisenden theoretischen und empirischen Arbeiten lieferten weitere Forschungsgruppen profunde Beiträge. Beispielsweise wurden im FEASP-Ansatz von Astleitner (1999) sowie im Projekt »Emotional and Cognitive Aspects of Learning« (ECOLE) von Gläser-Zikuda, Fuß, Laukenmann, Metz und Randler (2005) gezielt Möglichkeiten der Förderung positiver Lernemotionen und der Reduktion negativer Lernemotionen erarbeitet und empirisch überprüft (siehe dazu auch Brandenberger & Moser, 2018). Beide Projekte gaben wichtige Impulse für die Lehr-Lernforschung, weil sie didaktische Rahmenbedingungen und Merkmale der Unterrichtspraxis explizit berücksichtigten und die Gestaltung spezifischer Lernumgebungen mit Bezug auf ihre Wirkung auf die Emotionsentstehung beim Lernen empirisch untersuchten.

Emotionen im Unterricht

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