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3. Sprachenpolitik und Mehrsprachigkeit

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Trotz einer ausgeprägten Tradition zwei- oder mehrsprachiger Grammatiken und LehrwerkeLehrwerke, in denen auch sprachvergleichende ElementeSprachvergleich eine wichtige Rolle spielten (vgl. Art. 61), war der moderne Fremdsprachenunterricht lange einsprachig geprägt. Noch bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein galt das methodische Dogma der sog. „strengen Einsprachigkeit“ in der Zielsprache. Auch die InterferenzgefahrInterferenz wurde lange überbetont. Nur im Lateinunterricht war, wenn auch sehr implizit, ein Mehrsprachigkeitselement vorhanden, wenn (allerdings ohne empirische Evidenz) behauptet wurde, dass Lateinlernen auf moderne Sprachen wie FranzösischFranzösisch, ItalienischItalienisch und auch EnglischEnglisch vorbereitet (↗ Art. 92).

Ab den 1990er Jahren setzte auf europäischer Ebene eine Politik für Mehrsprachigkeit ein (Reissner 2015: 662-664). Zugleich wurde der Fremdsprachenunterricht zunehmend zum Objekt empirischer Forschung (Zweit- und FremdsprachenerwerbsforschungFremdsprachenerwerbsforschung, Sprachlehrforschung).

Diese Entwicklung vollzog sich parallel zur europäischen Einigung. Die Sprachenpolitik des EuroparatesSprachenpolitikder EU (↗ Art. 12) betraf indes nicht nur den Fremdsprachenunterricht in Gestalt von Empfehlungen und didaktischem Material, wie die 1992 vom Europarat verabschiedete und 1998 in Kraft getretene Europäische Charta der Regional- und MinderheitensprachenEuropäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen zeigt (zuletzt Lebsanft & Wingender 2012).

Der 2001 durch den Europarat geschaffene Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeRGeR) (↗ Art. 18) hat u.a. Mehrsprachigkeit und die KommunikationskompetenzKommunikationskompetenzund GER in mehreren Sprachen als Aufgabe des Fremdsprachenunterrichts stärker in den Vordergrund gerückt, bleibt jedoch methodisch im Konzept einer additiven MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitadditive verhaftet. Mit dem Referenzrahmen für Plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen wurden ein Konzept und Deskriptoren entwickelt, die über die einzelsprachliche Perspektive hinausgehen (↗ Art. 20). Auch der 2017 erschienene, den GeR ergänzende Companion VolumeCompanion Volume enthält diese neue Sicht auf Mehrsprachigkeit (↗ Art. 19).

Infolge der mehrsprachigkeitsorientierten SprachpolitikSprachpolitik wurden Ansätze entwickelt, die Bezüge zwischen verschiedenen Einzelsprachen schaffen und damit einzelsprachenorientierte sprachpolitische Traditionen in gewisser Weise relativieren. Die nun forcierte stärkere Vernetzung der Fremdsprachen (z.B. Meißner & Reinfried 1998, Klein & Stegmann 32000, Schröder 2009, Leitzke-Ungerer et al. 2012) eröffnet viele weitere Forschungsfragen.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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