Читать книгу Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik - Группа авторов - Страница 84
3. Welches Englisch lehren? Was ist Euro-Englisch?
ОглавлениеSoll Englisch weltweit als Sesam-öffne-dich für die in Tausende von Sprachen aufgespaltene Menschheit fungieren, bedarf es einer Norm – für die globale KommunikationKommunikationglobale in Englisch und für das Erlernen der Fremdsprache. Europäer orientieren sich bislang eher an britischem, Asiaten eher an amerikanischem Englisch. Zugleich zeigen ihre ganz unterschiedlichen LernersprachenLernersprache Interferenzen der Muttersprachen, nicht nur in der Phonetik. Das Verständnis zwischen Asiaten, Lateinamerikanern und Europäern über Englisch erleichtert all dies nicht. Fazit: Eine Englisch-Didaktik für Englisch als internationale SpracheEnglisch-Didaktik für Englisch als internationale Sprache (EIL) tut not und ist längst überfällig (Gnutzmann 2000). Ist sie in Sicht? Zu berücksichtigen hätte sie eine der großen Normvarianten des polyzentrischen Englisch (Graddol 2006). Doch welche? Mit welchen Folgen?
Englisch als Fremdsprache ist in der Reichweite wirksam, aber in der Anwendung aufwendig. Müssen Nichtanglophone einen Text in einer Fremdsprache verfassen, so beansprucht dies wesentlich mehr Zeit als in den Muttersprachen. (Längst ist daher innerhalb der umsatzstarken englischen SprachindustrieSprachindustrie die Branche der proof-reader entstanden). Vor diesem Hintergrund schlägt Seidlhofer (2003; 2011) mit Blick auf die EU eine Art Euro-Englisch vor, das sich nicht mehr an den kulturellen und linguistischen Standards des britischen (oder US-amerikanischen) Englisch orientiert. Es geht nicht um Schreibweisen wie to organise (brit.) oder to organize (US), sondern um die vielkulturelle Unterfütterung des Euro-Englisch durch die so verschiedenen Alltagspraxen der Europäer. Offensichtlich ist der Gebrauch des Euro-Idioms auf wenige thematische Domänen und kommunikative Funktionen/Situationen begrenzt, während die national statistisch relevanten ThemenThemenspezifische im Rahmen von Nationalsprachen vor allem bei den Nationalsprachen verbleiben. Das sog. VOICE-ProjektVOICE.Projekt der Universitäten Wien und Oxford (2005-2013) hat ein International Corpus of English zusammengestellt, das aus Texten nicht-nativer Kommunikation kompiliert wurde. Weitere Vorschläge wurden längst gemacht. Doch festzuhalten ist: Ein europaweit praktikables, sowohl in der muttersprachlichen wie zweitsprachlichen Sprechergemeinschaft mehrheitsfähiges Angebot für die Fremdsprachendidaktik zeichnet sich bis zum heutigen Tage nicht ab (Nieragden 2012: 148). Mit anderen Worten: Das mit Euro-Englisch verbundene Aufwendigkeitsproblem bleibt für die meisten Europäer ungelöst und die Erfüllung nativer Standards für die allermeisten von ihnen unerreichbar.