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3.1 Biblischer und koranischer Stil der Offenbarung

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Die koranische Offenbarung deckt sich nicht ganz mit derjenigen des Alten und Neuen Testaments. Nicht so sehr vom Inhalt her, in dem die Überschneidungen zahlreich sind, so dass man sie in einem dicken Band hat zusammenbringen können,11 sondern eher durch den Modus der Offenbarung.

Israels Gotteserfahrung ist zuerst diejenige eines Gangs zur Freiheit unter Gottes Leitung, dann die eines Zusammenlebens auf einem von Ihm geschenkten Stück Erde. So ist die Offenbarung zuerst diejenige der Sitten Gottes (mores Dei), bevor sie sich in bestimmte Gebote kristallisiert. Diese Gebote beziehungsweise Verbote sind wie die Bräuche des Landes, in dem das Volk mit Gott leben soll, wobei es sich an ein Leben gewöhnen soll, das auch, analog, Gottes eigenes Leben ist. Der Gott der Bibel übertritt die Grenzen seiner eigenen Göttlichkeit (bildlich gesprochen: Er „steigt vom Himmel herab“), um einen Bund mit dem Volk zu schließen und es zu seiner Befreiung zu lenken.

Das Christentum treibt das Abenteuer des Bundes noch weiter, bis zu einem doppelten Paradoxon: Auf der einen Seite konzentriert sich Gottes Geschichte mit dem Menschen bis zur Vereinigung des Göttlichen und des Geschöpflich-Menschlichen in einer einzigen Person, derjenigen Christi als des menschgewordenen Wortes Gottes; andererseits erweitert das Christentum diesen Bund, indem es das ganze Menschentum in die Kirche als Leib Christi einverleibt.

Die koranische Offenbarung ist diejenige eines Gottes, der, dem Fachwort nach, eine Botschaft „herablässt“ (nuzūl). Dieses Herablassen ist die Bekanntmachung seines Willens als Verheißung (waʿd) der jenseitigen Belohnung, die denjenigen beschert wird, die Ihm gehorchen, und als Drohung (waʿīd) der Strafen, die diejenigen erwarten, die Ihm trotzen. Der koranische Gott bleibt in der undurchdringlichen und unerreichbaren Sphäre des Göttlichen. Er lässt den Ausdruck seines Willens herabsteigen, ohne aber irgendetwas von Seinem Wesen mitzuteilen. Ein so gedachter Gott nimmt Rücksicht auf den Schnitt, den die Philosophen klassisch zwischen dem Transzendenten und dem Immanenten (mythisch: „Himmel“ und „Erde“) durchführen. So bestand vom Anfang an eine bestimmte Affinität zwischen dem Gott des Korans und dem Gott der Philosophen.

Islamische Philosophie im Mittelalter

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