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1.1 Ein fruchtbarer Boden

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Einige der besetzten Gegenden, und zwar diejenigen, die im Kernland des neu entstandenen Reiches lagen, waren die Wiege der ältesten Kulturen: Ägypten und Mesopotamien, wo der Staat und die Schrift erfunden worden waren; Phönizien, wo man vom Ideogramm und von den syllabischen Zeichen zum Alphabet fortgeschritten war; Iran, das Zentrum des ältesten multiethnischen beziehungsweise multireligiösen Reiches, des ersten rein juridischen Gebildes, das nur staatliche Werkzeuge – die Königswege, das Postamt, das Steuersystem und die Armee – zu einer Einheit bildeten.

Die politische Macht und der kulturelle Einfluss waren mit Alexander dem Großen und dessen Nachfolgern bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. an die Griechen übergegangen. Man kennt das gewagte Wort von Carl Heinrich Becker: „Die Erklärung für die Möglichkeit einer islamischen Einheitszivilisation liegt hauptsächlich in der weltgeschichtlichen Tatsache des Hellenismus. So bizarr es klingt: Ohne Alexander den Großen keine islamische Zivilisation!“1 Im 2. Jahrhundert v. Chr. hatte das römische Reich den Mittleren Osten bis zum Zweistromland erobert, wo es gegen die iranischen Dynastien einen ständigen Krieg führte. Das „römische“ Reich blieb jedoch in seiner überwiegenden Mehrheit griechischer Kultur, so dass man vom einem „griechisch-römischen Reich“ hat sprechen dürfen.2 Das war vor allem in seiner östlichen Hälfte der Fall, wohin Kaiser Konstantin die Hauptstadt verlegt hatte: Seit 330 befand sich Rom offiziell nicht mehr im Latium, sondern am Bosporus.

Im Orient wurden die bedeutendsten Gelehrten und Wissenschaftler geboren, die dort oft auch lebenslang blieben und wirkten: der Pharmakologe Dioskurides von Anazarba (Kilikien) (1. Jahrhundert), der Arzt Galen von Pergamon (gestorben 199), der Astronom Ptolemaios von Alexandrien (2. Jahrhundert). Auf dem Gebiet der Rechtsstudien beeinflusste die Schule von Beirut die ganze östliche Hälfte des Reichs.3 In der Philosophie wurde der Mittel- und Neuplatonismus von den zwei Syrern Noumenios (2. Jahrhundert) und Iamblichos aus Chalkis (Libanon) (4. Jahrhundert) wesentlich geprägt und vertieft. Plotin (gestorben 270), der in Rom dozierte, war ein Grieche aus Alexandrien und sein Schüler und Herausgeber Porphyrios (ursprünglich Malchos, gestorben um 300) war ein Phönizier.4

Besonders im Osten des spätantiken römischen Reiches wurde das christliche Dogma mit Hilfe der philosophischen Begrifflichkeit formuliert: in Alexandrien mit Origenes (gestorben um 253), Athanasius (gestorben 373) und Kyrill von Alexandrien (gestorben 444), in Kappadozien mit Basilios dem Großen (gestorben 379), Gregor von Nazianz (gestorben 390) und Gregor von Nyssa (gestorben 394). Dort lebten im frühen 6. Jahrhundert auch die letzten dem (philosophisch umgedeuteten) Heidentum treu gebliebenen Neuplatoniker wie Simplikios und Damaskios (beide gestorben nach 533) und auch diejenigen, die zum Christentum übergetreten waren, wie Johannes Philoponos (gestorben um 570). Auch dort und um dieselbe Zeit wirkte der unbekannt gebliebene syrische Mönch, der unter dem Pseudonym Dionysios Areopagita ein Corpus mystischer Schriften spätneuplatonischer, vor allem proklischer Prägung verfasste.

Islamische Philosophie im Mittelalter

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