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3.3 Aristoteliker und Kindīaner:
Philosophische Debatten bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts

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Aus den philosophischen Traditionen al-Kindīs und der Baġdāder Aristoteliker entwickelte sich am Ende des 10. und zu Beginn des 11. Jahrhunderts eine philosophische Landschaft, in der sich beide Ansätze wechselseitig befruchteten. Unter der Regierung der schiitischen Dynastie der Būyiden in Baġdād (945–1055), die das sunnitische Kalifat weiter bestehen ließen, herrschte dabei das Bemühen um eine Vereinbarkeit von Philosophie und Islam vor, die dieser Epoche die Bezeichnung „Humanismus“ eingetragen hat.30 Professionelles Zentrum der Philosophie blieben die aristotelischen Zirkel, in denen vorwiegend christliche Gelehrte wie Abū ʿAlīʿĪsā b. Zurʿa (gestorben 1008) und Abū l-Faraǧ b. aṭ-Ṭayyib (gestorben 1043) noch jahrzehntelang die Übersetzung und Kommentierung aristotelischer Texte auf hohem Niveau fortführten, ihre muslimischen Schüler, die eigene Zirkel bildeten, nahmen regen Anteil an den intellektuellen Debatten der Zeit und öffneten sich für weitere Einflüsse.

Ein Beispiel hierfür ist Abū Sulaymān as-Siǧistānī al-Manṭiqī (ca. 912–985/87), ein Schüler Yaḥyā b. ʿAdīs: Er übernahm in Fragen wie der Ewigkeit der Welt und der Natur der ersten Ursache einige Positionen al-Kindīs.31 Unter seinem Einfluss stand auch Abū Hayyān at-Tawḥīdī (922/32–1023), der um 970 auch bei Yaḥyā b. ʿAdī studierte.32 Eher Literat als Philosoph, stand er Miskawayh geistig nahe und nahm an den wichtigsten Debatten seiner Zeit teil. Beispielsweise überlieferte er das berühmte Streitgespräch zwischen Abū Bišr Mattā und as-Sīrāfī.

Während diese Autoren primär vom Baġdāder Aristotelismus geprägt waren, war Abū l-Ḥasan al-ʿĀmirī (gestorben 992), wohl gebürtig aus Ḫurāsān, ursprünglich ein Schüler Abū Zayd al-Balḫīs, der noch al-Kindī gehört hatte. Doch soll er auch in Baġdād studiert und dort Aristoteles kommentiert haben.33 Aus einer versöhnlichen Sichtweise auf Philosophie und Islam heraus setzte er sich unter anderem mit Abū Bakr ar-Rāzī auseinander, diskutierte andererseits aber auch, wie schon Abū Bišr Mattā, mit dem Grammatiker as-Sīrāfī.

Abū ʿAlī Aḥmad Miskawayh (940–1030), der in Rayy und Baġdād aktiv war, führte diese Linie einer Versöhnung islamischer und philosophischer Traditionen fort.34 Dabei wirkte er nicht nur als Philosoph, sondern auch als didaktisch interessierter Historiker und Literat. In seinem Werk Die ewige Weisheit versuchte er, griechische, iranische und indische Traditionen in Übereinstimmung mit der koranischen Überlieferung zu lesen. Dieses geistesgeschichtliche Bemühen resultierte in einem Interesse an Ethik, in dem er eine aristotelische Tugend- und Glückslehre mit einer platonischen Psychologie verband. Al-Kindīs Projekt einer Philosophie, die das islamische Leben befruchtete, ohne im Konflikt mit ihm zu stehen, erreichte mit ihm einen letzten Höhepunkt.

Islamische Philosophie im Mittelalter

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