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4. Das gegenseitige Verhältnis von Philosophie und Islam

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Rémi Brague (Paris/München)

Das Wort Islam hat drei Bedeutungen. Es bezeichnet erstens die Religion, die von Muḥammad (gestorben 632) auf Grund der ihm geoffenbarten Botschaft in Arabien gepredigt wurde. Zweitens bedeutet „Islam“ ein bestimmtes politisches und kulturelles Gebilde, das ab dem 7. Jahrhundert weite Strecken des südlichen Mittelmeerraums und Zentralasiens eroberte und dessen geographischer Bereich sich heute vom Westen Afrikas bis Indonesien erstreckt. Drittens versteht man unter „Islam“ auch den Inbegriff der heute lebenden Völker, deren Kultur von der Religion des Islam geprägt wurde und die dem islamischen Kulturkreis angehören.

Nun kann man die Frage nach dem Verhältnis der Philosophie zum Islam je nach der Bedeutung des Wortes Islam anders stellen. Man kann etwa den heutigen Zustand des philosophischen Unterrichts in den islamischen Ländern untersuchen, was hier beiseite bleiben soll. Hier sollen nur die ersten zwei Bedeutungen des Wortes Islam berücksichtigt werden. Die Philosophie entstand nämlich in einem Kulturbereich, von dem sie wesentliche Anregungen bekam, der aber nicht ausschließlich vom Islam als Religion geprägt worden war, sondern der Ausbildung der islamischen Dogmatik vorausging, die erst im 9. Jahrhundert eine feste, fast endgültige Gestalt annahm.

Islamische Philosophie im Mittelalter

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