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3.3 Ein philosophisch plausibler Gott

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Das Gottesbild, das der Islam verteidigt, ist für den gesunden Menschenverstand relativ plausibel und grenzt an den Monotheismus der Philosophen: ein einziger Gott, ohne Partner, ohne Tempel, ohne Götzenbild. Die Populärphilosophen stoischer und epikureischer Richtung am Athener Areopag wären Muḥammads Botschaft genauso wohlwollend entgegengekommen wie derjenigen des früheren Paulus (Apostelgeschichte, 17). Ja, die von Muḥammad verkündigte Auferstehung – ein künftiges, eschatologisches, leichter als Allegorie der Unsterblichkeit der Seele umdeutbares Ereignis –, wäre vielleicht auf minderen Widerstand gestoßen als die geschehene, historische Auferstehung des bestimmten Menschen Jesu, die Paulus’ Zuhörer zu einem „achselzuckenden Kichern“ brachte.

Die koranische Gottesauffassung lässt sich ohne allzu große Umstände in die neuplatonische Sprache übersetzen. Die kanonisch gewordene Formel „Er [Gott] hat weder gezeugt, noch ist Er gezeugt worden“, in die ein berühmter Vers den „reinen Kult“ – al-iḫlāṣ, den „Glauben ohne Vorbehalt“ (R. Paret) – zusammenfasst (Q 112.3), ist übrigens bei neuplatonischen Autoren zu lesen.14 In den Muḥammad zugeschriebenen Äußerungen (ḥadīṯ) sind auch neuplatonische Einflüsse spürbar, wenn vom Intellekt als erstem Geschöpf die Rede ist.15 Im Sog des Neuplatonismus oder parallel zu ihm drangen auch in den islamischen Kulturbereich Elemente des Hermetismus und der Astrologie ein.

Ein vereinfachter Neuplatonismus hat gewissen mystischen Schulen einen philosophischen Unterbau geliefert – und auch dem Schiitentum, als diese ursprünglich wohl politische Bewegung sich eine Weltanschauung zusammenbasteln wollte.16 Man kennt Nietzsches bissiges Wort über das Christentum, dass es ein „Piatonismus für das Volk“ sei.17 Mit einem Schmunzeln könnte man den Islam als einen Neuplatonismus für das Volk karikieren.

Der koranische Gott kann auch den seit Piaton geäußerten Wunsch der Philosophen befriedigen, dem Göttlichen eine ethische Dimension zu verleihen.18 Diesem Gott ist das Benehmen der Menschen nicht gleichgültig: Er mag und belohnt diejenigen, die Er als gut betrachtet; Er hasst (Q 40.10) und straft diejenigen, die Er als böse betrachtet. Der Gott des Korans kann so die Rolle des „belohnenden und rächenden“ Gottes spielen, den Voltaire brauchte und fallweise gerne hätte „erfinden“ wollen.

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