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Hilfe als Leitcode?

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Auch wenn sich der Hilfebegriff zur Markierung der Kernfunktion Sozialer Arbeit durchgesetzt hat, ist er zur Bezeichnung des Territoriums der Sozialen Arbeit nur bedingt geeignet.

Als Begriff des Alltagslebens grenzt er das helfende Handeln akademisch ausgebildeter Fachkräfte nicht gegen das lebensweltliche Helfen ab, wie es durch Familie, Freund*innen und Nachbar*innen geschieht (Laienhilfe). Lebensweltliche Hilfe ist oft gut gemeint, nicht immer aber hilfreich. Wenn Soziale Arbeit auf den Plan tritt, ist in der Regel eine qualitativ höhere Zuwendungsstufe indiziert, die sich in der Allerweltskategorie »Hilfe« nicht abbildet. Helfen kann eben nicht jeder, der dafür persönlich geeignet ist. Persönliche Eignung reicht in dauerhaft belastenden, gefährdenden und krisenhaften Lebenslagen nicht aus, um wirksam Hilfe leisten zu können (Beispiele: Kap. 1.4.1). Soziale Arbeit erfordert ein breit angelegtes Fachwissen und ein Kompetenzprofil, das nur in einem Studium erworben werden kann und im jeweiligen Arbeitsfeld zu vertiefen ist (Fachbereichstag Soziale Arbeit 2016).

Professionelle Hilfe ist nicht die zum Beruf gemachte Laienhilfe, sondern die durch eine umfassende akademische Qualifizierung geschulte Kompetenz, soziale Probleme wissenschaftlich und fachlich begründet analysieren zu können, um auf dieser Grundlage im Zusammenwirken mit den Problembetroffenen und anderen Fachkräften zielgerichtete, methodisch gelenkte Veränderungen einzuleiten. Die immer noch gestellte Frage »Soziale Arbeit? Muss man dafür studieren?« ist damit eindeutig beantwortet.

Lebensweltliche und professionelle Hilfe trotz der ungleichen Handlungsqualitäten mit demselben Begriff zu belegen (»Hilfe«), wird weder der Sache gerecht noch den berufspolitischen Interessen der Sozialen Arbeit, als akademischer Beruf die ihr zustehende Anerkennung zu finden.

Hinzu kommt, dass der alltagsweltlich geprägte Begriff Hilfe die funktionale Differenzierung der Berufsrolle von Sozialarbeiter*innen nicht deutlich werden lässt. Tatsächlich sind mit der Rolle vielfältige Funktionen gekoppelt, die fallbezogen, feldbezogen, organisationsbezogen und systembezogen zum Einsatz kommen. Der Hilfebegriff hat vor allem fall- und feldbezogenes Handeln im Visier, organisationsbezogene Funktionen (Führen, Leiten, Mittelbeschaffung, Qualitätsmanagement) oder systembezogenes Handeln (politische Mitwirkung und Einflussnahme) blendet der Leitcode Hilfe dagegen aus. Er setzt professionelle Hilfe nicht nur mit Laienhilfe gleich (s. zuvor), sondern übergeht zugleich die Vielfalt der Funktionen, die mit der Berufsrolle verbunden sind.

Schließlich verdeckt Hilfe als Chiffre für das Selbstverständnis und die Selbstpräsentation der Sozialen Arbeit, dass Soziale Arbeit nicht nur einen Adressaten hat, sondern zwei: Sie arbeitet nicht nur im staatlich vermittelten Auftrag der Gesellschaft, sondern sie ist auch Interessenwalterin der Gemeinschaft, und zwar dort, wo die*der Einzelne zentrale Erwartungen der Gemeinschaft verletzt, Individuum und Gesellschaft also in ein Spannungsverhältnis geraten ( Kap. 1.4.2).

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