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Abhängigkeit statt Ablösung

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Hilfe als etwas ›an sich Gutes‹ muss sich gegen das Risiko wappnen, dass sie ungewollt Abhängigkeiten produziert. Abhängigkeiten können entstehen, wenn Hilfen nicht darauf gerichtet oder nicht erfolgreich darin sind, die Selbsthilfefähigkeiten von Menschen zu erweitern oder wiederherzustellen. Die Folgen sind überlange Hilfeverläufe und ein wiederholtes Aufleben des Hilfebedarfs. So wird immer wieder von Familien berichtet, die über viele Jahre und sogar Jahrzehnte von Sozialfachkräften begleitet werden. Es wird zwar Fälle geben, in denen der Hilfebedarf wegen der Art des Problems langfristig angelegt sein muss (z. B. bei einer schwerwiegenden psychischen Erkrankung, die nur begrenzt therapiefähig ist), in anderen Fällen kann hinter Endlos-Hilfen aber eine fragwürdige Helfer*innenrolle stehen. Sozialfachkräfte, die eine mit Dominanzbedürfnissen gekoppelte Expert*innenrolle beanspruchen, tragen dazu bei, dass Adressat*innen eigene Anstrengungen zur Problemlösung unterlassen und sich in eine Konsument*innenhaltung begeben (»Da soll die sich mal drum kümmern!«). Eine solche Haltung ist auch bei überzogener Fürsorglichkeit zu erwarten. Unreflektierte Fürsorglichkeit verletzt den Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe. Sozialfachkräfte, die Menschen mit Hilfebedarf ›bedienen‹, bedienen nicht selten eigene Bedürfnisse, insbesondere nach Anerkennung und Wertschätzung (zum sog. »Helfersyndrom« Schmidbauer 1998); sie ignorieren und entwerten die Eigenkräfte der Adressat*innen. Am Ende des stellvertretenden Handelns steht nicht die Ablösung, sondern die Abhängigkeit von Hilfe.

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