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Enttäuschung emotionaler Erwartungen

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Auch wenn es gelungen ist, eine produktive Arbeitsbeziehung aufzubauen und Verbesserungen in den Lebensverhältnissen der Adressat*innen zu erzielen, ist es oft fraglich, ob diese die Verbesserung zu würdigen wissen. Das kann verschiedene Gründe haben, z. B.

• Die Hilfe wurde vielleicht für erforderlich gehalten, aber nur ungerne angenommen (ähnlich einem Zahnarztbesuch).

• Die Unterstützung verlangte zu viel an Eigeninitiative.

• Die Hilfe hat aus Sicht der Adressat*innen nur einen rechtmäßigen Anspruch erfüllt (»Das steht mir zu!«)

• Sozialfachkräfte sind über die Jahre zu selbstverständlichen Lebensbegleiter*innen geworden.

• Die Hilfe der sozialpädagogischen Familienhelferin in der Wohnung der Familie wurde – obwohl sie mit Einverständnis der Familie geleistet wurde – weniger als Hilfe erlebt, denn als Intervention mit eingreifendem Charakter.

• Menschen haben es nicht gelernt, Wertschätzung zu zeigen, weil sie diese auch selbst kaum jemals erfahren haben etc.

Wer in der Sozialen Arbeit ausdrückliche Anerkennung und Wertschätzung als Gegenleistung von Adressat*innen erwartet, geht ein hohes Enttäuschungsrisiko ein. Moralische Erwartungen, die im lebensweltlichen Kontext an die Reaktion auf eine Hilfe ›von Mensch zu Mensch‹ bestehen (»Danke!«), können generell nicht auf berufliche Relationen übertragen werden. So wenig wie der Lokomotivführer erwartet, dass sich der Fahrgast für das pünktliche Ankommen bedankt, so wenig sollten Sozialfachkräfte in ihrem Metier von ihren Adressat*innen Dankbarkeit erwarten. Soziale Arbeit stellt eine professionelle Dienstleistung dar, deren Gegenwert das gezahlte Entgelt und die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns ist. Im professionellen Raum geht es nicht um Dankbarkeit, sondern um die Wirksamkeit professioneller Unterstützung. Es ist hingegen nicht die Aufgabe von Adressat*innen, emotionale Bedürfnisse der Sozialfachkräfte zu erfüllen. Wie andere Arbeitnehmer*innen können und sollten Sozialfachkräfte aber die Anerkennung und Wertschätzung ihres Auftraggebers, vertreten durch den*die Arbeitgeber*in, erwarten. Ebenso bedarf es einer stärkenden kollegialen Kommunikation und Zusammenarbeit.

Soziale Arbeit

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