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Wirkungsoffenheit

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Helfen wollen ist unweigerlich mit der Vorstellung verbunden, einen Zustand auf Seiten der Adressat*innen zum Positiven verändern zu wollen (Verhältnisse, Verhalten). Der alte Sozialarbeiterwitz »Ich kann Ihnen zwar nicht helfen, aber gut, dass wir mal darüber gesprochen haben« deutet zumindest an, dass »Helfen wollen« und »Helfen können« nicht automatisch zusammenfallen. Das kann viele Gründe haben:

Hervorgehoben haben wir bereits das Technologiedefizit, demzufolge die jeweils gewünschten Wirkungen wegen der Eigenart der Fälle und der in sie verwickelten Personen nicht gewährleistet werden können ( Kap. 1.3). Ob Soziale Arbeit wirksam ist oder nicht, hängt aber auch von den Erwartungen der Beteiligten ab. Wer überhohe Erwartungen stellt, provoziert zwangsläufig Unwirksamkeitsdiagnosen. Kleine Erfolge und Verbesserungen des Status quo werden in diesem Fall nicht mehr wahrgenommen und als Ansporn für weitere Anstrengungen genommen. Sozialfachkräfte können zudem nur die Ressourcen einsetzen, die sie haben (Kommunikation, praktische Unterstützung). Sie können Schuldner*innen nicht eigenmächtig von ihren Schulden befreien und Arbeitslose nicht mit Arbeit versorgen ( Kap. 1.2.2).

Das Leistungspotenzial Sozialer Arbeit hängt nicht unerheblich von Bedingungen ab, die sie selbst nicht steuern kann.

Oft werden Sozialfachkräfte auf Seiten der Adressat*innen mit Problemen konfrontiert, die eine längere Vorgeschichte haben, so dass eine rasche ›Kehrtwende‹ kaum zu erwarten ist. Die Änderungsmotivation und die Bereitschaft Hilfen anzunehmen kann nach vielfältigen Kontakten zu Hilfeeinrichtungen verloren gegangen sein, so dass für die Wirksamkeit weiterer Hilfen denkbar schlechte Voraussetzungen bestehen. Abgesehen davon können unterschiedliche Vorstellungen darüber bestehen, ob Hilfebedürftigkeit überhaupt besteht, worin sie besteht, wie gravierend sie ist und wie sie am besten zu bearbeiten ist. Diese Vorstellungen können zudem überaus instabil und schwankend sein: Ein Hilfeplan wird zwar vereinbart, er kommt aber nicht zur Umsetzung, oder es wird nur der erste Schritt vollzogen, der nächste aber verweigert.

Zugespitzt und polemisch: Ein immer wieder zu erwartendes Ereignis in der Sozialen Arbeit ist der Rückschlag.

Soziale Arbeit zwingt zur Beharrlichkeit, zu Realismus und Bescheidenheit. Wer sie mit Ergebniszielen überfrachtet, erzeugt Frustration, fatalerweise auch auf Seiten der Adressat*innen. Soziale Arbeit verfügt über Mittel und Methoden, die sie nutzen kann, sie hat aber nur begrenzte Stellschrauben, mit der sich Lebenslagen und Bewältigungshandeln von Adressat*innen steuern und justieren lassen.

Soziale Arbeit

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