Читать книгу Festschrift für Jürgen Taeger - Группа авторов - Страница 129

III. Fazit

Оглавление

Schon 2017 hat der Jubilar in einem Ausblick auf das „Datenschutzrecht 2018“ prognostiziert, dass es einige Zeit dauern wird, sich in die neuen Systematiken unter Geltung der DS-GVO hineinzufinden, die zahlreichen unbestimmten Rechtsbegriffe gesetzeskonform auszulegen und Interessenabwägungen rechtssicher zu treffen.46 Vor Augen hatte Jürgen Taeger dabei vor allem „die hohe Komplexität des neuen Datenschutzrechts mit dem Zusammenspiel von europäischer Verordnung und nationalem BDSG“.

So hofft denn auch der Verfasser dieses Beitrags auf Nachsicht des Jubilars, wenn er hier abweichend von dessen Ansicht die Normen des BDSG auf Auskunfteien mangels Regelungsspielraums unter der DS-GVO nicht anwenden möchte. Zumindest könnte auf diesem Wege die vom Jubilar angesprochene hohe Komplexität des neuen Datenschutzrechts etwas reduziert werden. Der Gefahr, dass es dadurch zu noch mehr Rechtsunsicherheit kommt, weil dann noch mehr Datenverarbeitungsprozesse auf Grundlage einer allgemeinen Interessenabwägungsklausel (Art. 6 Abs. 1 lit. f DS-GVO) zu beurteilen sind, könnte man wiederum dadurch begegnen, dass die Wertungen der alten und auch neuen BDSG-Regelungen für die allgemeine Interessenabwägung herangezogen werden.47 Damit wären sich Jubilar und Verfasser dann sogar im praktischen Ergebnis doch wieder einig, dass die bisherigen Errungenschaften des nationalen Datenschutzrechts bei der Regulierung von Auskunfteien auch zukünftig erhalten bleiben.

Ohnehin bleibt zu hoffen, dass die bisherigen Grundsätze des deutschen Datenschutzrechts im Wege der gebotenen unionsrechtsautonomen Auslegung des Art. 6 Abs. 1 lit. f DS-GVO letztlich nicht nur hierzulande, sondern europaweit dazu führen, dass die Rechte und Interessen des einzelnen Betroffenen im Bereich Auskunfteien effektiv geschützt werden. Was schließlich die Transparenz der Datenverarbeitung im Auskunfteienbereich angeht, hatte das bisherige deutsche Recht bzw. die deutsche Rechtsprechung ohnehin noch „Aufholpotenzial“ und insoweit bleibt zu hoffen, dass der Wechsel vom alten BDSG zur neuen DS-GVO dem einzelnen Betroffenen nochmals zu mehr informationeller Selbstbestimmung verhilft.

1 BT-Drs. 18/11325, S. 101. 2 Siehe insbesondere seine Kommentierung zu § 31 BDSG: Taeger, in: Taeger/Gabel, DSGVO/BDSG, 3. Aufl. 2019; siehe aber auch schon Taeger, Datenübermittlung an Auskunfteien und das Scoring, K&R Beihefter 4/2014, 2; ders., Scoring in Deutschland nach der EU-Datenschutzgrundlagenverordnung, ZRP 2016, 72; ders., Verbot des Profiling nach Art. 22 DSGVO und die Regulierung des Scoring ab Mai 2018, RDV 2017, 3. 3 Siehe Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), § 31 BDSG Rn. 24. 4 § 30 BDSG ist allenfalls am Rande von datenschutzrechtlicher Relevanz; ausführlich dazu Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), § 30 BDSG Rn. 6ff. 5 Zur Differenzierung zwischen automatisierter Entscheidung einerseits und der einer solchen Entscheidung vorgeschalteten Datenverarbeitung (etwa Profiling) andererseits siehe Schulz, in: Gola, DS-GVO, 2. Aufl. 2018, Art. 22 DS-GVO Rn. 3. 6 Begründung zum Regierungsentwurf, BT-Drs. 18/11325, S. 101. 7 Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), § 31 BDSG Rn. 24. 8 Vgl. Tinnefeld/Buchner/Petri/Hof, Einführung in das Datenschutzrecht, 7. Aufl. 2020, Kap. 4 Rn. 145. 9 Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), § 31 BDSG Rn. 34ff. 10 Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), § 31 BDSG Rn. 43ff. 11 A. A. zur Einordnung des Art. 6 Abs. 4 DS-GVO als Öffnungsklausel nicht zuletzt der Jubilar – vgl. Taeger, in: Taeger/Gabel (Fn. 2), Art. 6 DS-GVO Rn. 140. Ebenso ordnen auch Culik/Döpke, ZD 2017, 226, 229, Ziegenhorn/von Heckel, NVwZ 2016, 1585, 1590f., sowie Schulz, in: Gola (Fn. 5), Art. 6 DS-GVO Rn. 215, den Art. 6 Abs. 4 als Öffnungsklausel ein. Wie hier dagegen Albers/Veit, in: BeckOK DatenschutzR, Art. 6 DS-GVO Rn. 77f.; Heberlein, in: Ehmann/Selmayr, DS-GVO, 2. Aufl. 2018, Art. 6 DS-GVO Rn. 51; Reimer, in: Sydow, Europäische Datenschutzgrundverordnung, 2. Aufl. 2018, Art. 6 DS-GVO Rn. 67; siehe zum Ganzen auch Buchner, in: Kühling/Buchner, DS-GVO/BDSG, 3. Aufl. 2020 (i.E.), § 31 BDSG Rn. 5. 12 In diesem Sinne schon die BfDI-Stellungnahme v. 31.8.2016 zum ersten Referentenentwurf für ein Datenschutz-Anpassungs- und -Umsetzungsgesetz EU, S. 15; siehe dazu auch Buchner/Petri, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 6 DS-GVO Rn. 200. 13 Buchner/Petri, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 6 DS-GVO Rn. 76. 14 A. A. Lapp, in: Gola/Heckmann, BDSG, 13. Aufl. 2019, § 31 BDSG Rn. 5. 15 Stets vorausgesetzt, dass dies im Rahmen einer unionsrechtsautonomen Auslegung geschieht; siehe dazu auch Paal in seinem Beitrag zu dieser Festschrift. 16 In diesem Sinne auch Paal in seinem Beitrag zu dieser Festschrift. 17 Tinnefeld/Buchner/Petri/Hof (Fn. 8), Kap. 4 Rn. 148. 18 A. A. Schantz, in: Simitis/Hornung/Spiecker gen. Döhmann, Datenschutzrecht, 2019, Art. 6 Abs. 1 DS-GVO Rn. 137. 19 Buchner, Informationelle Selbstbestimmung im Privatrecht, 2006, S. 125ff. 20 Begründung zum Regierungsentwurf, BT-Drs. 18/11325, S. 101. 21 Vgl. oben II. 2. b. 22 Vgl. zu diesem Aspekt Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder (DSK), Orientierungshilfe der Aufsichtsbehörden für Anbieter von Telemedien (Stand: März 2019), S. 19f., https://www.datenschutzkonferenz-online.de/media/oh/20190405_oh_tmg.pdf, zuletzt abgerufen am 11.5.2020. 23 Zu diesem Aspekt auch DSK, Orientierungshilfe der Aufsichtsbehörden für Anbieter von Telemedien (Fn. 22), S. 17. 24 Vgl. Roßnagel, in: Simitis/Hornung/Spiecker gen. Döhmann (Fn. 18), Art. 5 DS-GVO Rn. 139. 25 Schufa in Zahlen, www.schufa.de/schufa/unternehmen/schufa-zahlen/, zuletzt abgerufen am 11.5.2020. 26 Siehe stellvertretend für die Berichterstattung in den Medien Seibt, Spiegel Online v. 9.3.2018, Bonitätsbewertung – Wie ich bei der Schufa zum ‚deutlich erhöhten Risiko‘ wurde; abrufbar unter https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/schufa-wie-ich-zumdeutlich-erhoehten-risiko-wurde-a-1193506.html, zuletzt abgerufen am 11.5.2020. 27 Ausführlich Buchner (Fn. 19), S. 127f. 28 Lapp, in: Gola/Heckmann (Fn. 14), § 31 BDSG Rn. 31; Weichert, in: Däubler/Wedde/Weichert/Sommer, EU-DSGVO und BDSG, 2. Aufl. 2020, § 31 BDSG Rn. 13; Tinnefeld/Buchner/Petri/Hof (Fn. 8), Kap. 2 Rn. 151. 29 Gerberding/Wagner, ZRP 2019, 116, 118, die insoweit allerdings kritisch davon sprechen, dass auch mit diesen Vorgaben nur eine „äußerst niedrige Hürde“ aufgestellt worden sei. 30 Weichert, in: Däubler/Wedde/Weichert/Sommer (Fn. 28), § 31 BDSG Rn. 13. 31 Insoweit kritisch Gerberding/Wagner, ZRP 2019, 116, 118. 32 Vgl. Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), Scoring nach der Datenschutz-Novelle 2009 und neue Entwicklungen, 2014, S. 38. 33 In diesem Sinne auch schon Roßnagel/Niebel/Richter, ZD 2015, 455, 458. 34 BGH, 28.1.2014 – VI ZR 156/13, DuD 2014, 341. 35 Vgl. dazu auch Buchner, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 22 DS-GVO Rn. 35a. 36 Buchner, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 22 DS-GVO Rn. 35a. 37 In diesem Sinne auch Dix, in: Simitis/Hornung/Spiecker gen. Döhmann (Fn. 18), Art. 15 DS-GVO Rn. 25. 38 https://www.schufa.de/vertragspartnerschaft/vertragspartner/, zuletzt abgerufen am 11.5.2020. 39 Düsseldorfer Kreis, Beschluss vom 22.10.2009, Bonitätsauskünfte über Mietinteressenten nur eingeschränkt zulässig; ebenso Buchner/Petri, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 6 DS-GVO Rn. 57, sowie Wedde, in: Däubler/Wedde/Weichert/Sommer (Fn. 28), Art. 6 DS-GVO Rn. 76. 40 Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen mangelnder Kreditwürdigkeit und erhöhter Risikoanfälligkeit im Bereich der Kfz-Versicherungen siehe die Nachweise bei Buchner (Fn. 19), S. 263. 41 EuGH, 11.12.2019 – C-708/18, BeckRS 2019, 31011 Rn. 46; EuGH, 4.5.2017 – C-13/16, BeckRS 2017, 108615 Rn. 30 – Rigas satiksme. 42 Siehe zum alten Recht OLG Köln, 14.8.2009 – 6 U 70/09, NJW 2010, 90, 91. 43 In diesem Sinne auch Achtermann/Lachenmann, in: Koreng/Lachenmann, Formularhandbuch Datenschutzrecht, 2. Aufl. 2018, I IV 1 Rn. 8. 44 Vgl. Buchner/Petri, in: Kühling/Buchner (Fn. 11), Art. 6 DS-GVO Rn. 66. 45 Datenschutzkonferenzbeschluss vom 23.3.2018 (keine fortlaufenden Bonitätsauskünfte an den Versandhandel). 46 Taeger, BB Die erste Seite 2017, Nr. 20. 47 Stets vorausgesetzt, dass dies im Rahmen einer unionsrechtsautonomen Auslegung des Art. 6 Abs. 1 lit. f DS-GVO geschieht; siehe dazu auch Paal in seinem Beitrag zu dieser Festschrift.

Festschrift für Jürgen Taeger

Подняться наверх