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5. Hochschulbezeichnung
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Seit einigen Jahren verwenden Fachhochschulen mit dem „Segen“ der Hochschulrektorenkonferenz zusätzlich die englischen Bezeichnungen „University of Applied Sciences“,[103] und die Berufsakademien nennen sich entsprechend der fortschreitenden unkritischen Amerikanisierung unseres Bildungssystems sogar „Universities for Cooperative Education“; die aus den ehemaligen Berufsakademien hervorgegangene und nun mit Hochschulstatus versehene „Duale Hochschule Baden-Württemberg“ nennt sich „Baden Württemberg Cooperative State University“. Außerdem werden statt der überkommenen Bezeichnung Fachhochschule Bezeichnungen wie „Hochschule“ oder „Hochschule für angewandte Wissenschaften“ verwendet. Da die Länder die Gesetzgebungskompetenz in diesem Bereich besitzen, ist die Verwendung der vorgenannten Bezeichnungen abhängig davon, ob die Länder die Fachhochschulen zur Verwendung dieser Bezeichnungen ermächtigt haben.[104] Sofern die Landeshochschulgesetze den Fachhochschulen lediglich die Bezeichnung „Hochschule“ zugestehen und auch keine Erweiterungsoption[105] oder eine ausdrückliche Ermächtigung enthalten, die Bezeichnung University of Applied Sciences zu führen,[106] hat dies zur Konsequenz, dass sie diese Bezeichnung nicht führen dürfen.
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Für die Verwendung der englischen Bezeichnung University of Applied Sciences wird argumentativ auf den Begriff der Hochschule als Oberbegriff für Fachhochschulen und Universitäten als Teile der Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs sowie die Verwendung des Begriffs University im angloamerikanisch geprägten Bildungssystem in Abgrenzung zur „Polytechnik“ sowie anderen nichtakademischen „Schools“ abgehoben: In diesen Bildungssystemen werden die Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs, die postgraduale Abschlüsse verleihen, als Universities bezeichnet; eine Differenzierung, die den Hochschulen in Deutschland entspricht.[107] Gleichwohl ist dies durchaus irrtumserregend: Mit diesen Bezeichnungen werden nach außen Qualifikationen und Kompetenzen wie z.B. ein Promotions- und Habilitationsrecht vorgespiegelt, über die diese „Universities“ tatsächlich nicht verfügen.[108] Hierzulande sind solche Hochschulen als Universitäten bekannt, die wissenschaftlich, also grundlagenorientiert forschen und (darum) Promotions- und Habilitationsrecht genießen. Daher macht der auch an die Politik gerichtete Vorwurf des Etikettenschwindels die Runde[109]:
„Die Bezeichnung University in den verschiedenen Kombinationen … of Applied Sciences“ oder „Cooperative Education“ oder „Cooperative State …“ [ist] zumindest im deutschsprachigen Raum nicht nur großspurig …, sondern der Versuch eines Etikettenschwindels zum Erwerb von Wettbewerbsvorteilen. Das Publikum im In- und Ausland soll den Eindruck gewinnen, eine solche „University“ sei eine deutsche Universität. Und speziell das englischsprachige Publikum kann ja nicht wissen, dass „Cooperative University“ hierzulande eine Lehranstalt ohne Promotionsrecht ist … Dies alles ist kein Argument gegen Fachhochschulen, Berufsakademien oder duale Hochschulen, denn natürlich benötigen Wirtschaft und Gesellschaft so viele gut ausgebildete Köpfe wie möglich. Andererseits hat das Publikum Anspruch auf zutreffende Informationen, welchen Typ Einrichtung es vor sich hat.“[110]
2. Kapitel Typisierung von Hochschulen: Universitäten und Fachhochschulen › VI. Typisierung › 6. Abschlussbezeichnungen (Grade)