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2. Kapitel Typisierung von Hochschulen: Universitäten und Fachhochschulen › VII. Perspektiven

VII. Perspektiven

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Durchaus politisch gewollt hat eine langsame, aber stetige Annäherung der Fachhochschulen an die Universitäten stattgefunden.[1] Mit der Implementierung der W-Besoldung ist die zuvor in der C-Besoldung liegende Differenzierung zwischen Professoren an Fachhochschulen und Universitätsprofessoren ebenso weggefallen wie mit der alle Hochschulen erfassenden Bologna-Reform die Differenzierung in der Studienstruktur und den Hochschulabschlüssen. Auch die Annäherung der Fachhochschulen in der Bezeichnung mithilfe der Benutzung des Wortes Universität durch die englische Firmierung der Fachhochschulen als Universities of Applied Sciences steht für die Annäherung der Fachhochschulen an die Universitäten, denen schon zuvor (1985) bereits der Forschungsbereich durch die Übertragung der anwendungsbezogenen Forschung eröffnet worden war. Man wird daher fragen müssen, ob dieser Weg weiter beschritten wird und ob wir uns auf dem Weg zur Auflösung des aus Universitäten und Fachhochschulen bislang bestehenden und bewährten Systems befinden. Befinden wir uns also auf dem Weg zu einem einheitlichen Hochschultyp „Universität“? Dieser Weg ist (wieder) eingeschlagen worden: Nachdem die Gesamthochschulen, die 1971 in Kassel und 1972 in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal gegründet worden waren, mittlerweile in Universitäten überführt und das Modell also breitflächig aufgegeben wurde, ist ein Neuanfang in Lüneburg – sicherlich begünstigt durch den Bologna-Prozess – dadurch angestoßen worden, dass der Universität Lüneburg 2005 im Wege der Fusion[2] zentrale Teile der Fachhochschule Nordost-Niedersachsen zugeschlagen wurden, um einen neue „Modellhochschule“ zu schaffen.[3] Die 2013 vollzogene Fusion der Technischen Universität Cottbus und der Fachhochschule Lausitz zur „Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg[4] setzt diese Entwicklung fort. In Zeiten knapper öffentlicher Ressourcen sind dieser Entwicklung aber Grenzen gesetzt, namentlich was die Schaffung eines akademischen Mittelbaus, die Herabsetzung des Lehrdeputats und die Verbesserung der Ausstattung angeht:[5] Professorinnen und Professoren an Universitäten werden mit 592.480 € pro Jahr im Durchschnitt mehr als das Dreifache für Lehre und Forschung zugewiesen als ihren Kolleginnen und Kollegen an den Fachhochschulen (180.050 €).[6] Wegen der sich hieran schon ablesbaren immensen Kosten werden sich diese Unterschiede nicht beseitigen lassen, auch wenn im Kontext der Exzellenzinitiative die Schlagworte „Eliteuniversität“[7] sowie „Forschungs- und Lehruniversität“ einen Differenzierungstrend auf der universitären Ebene aufzeigen. Eine Annäherung der Fachhochschulen an die Universitäten in der vorgenannten Richtung würde aber zudem auf Kosten eigenständiger Typenprofile die Grenzen der als wünschenswert erachteten Durchlässigkeit des tertiären Bildungsbereichs überschreiten. Denn im Gegensatz zum Dienst an der Wissenschaft wurde die Fachhochschule gerade als eine Art Gegenmodell zur klassischen Universität konzipiert. Weitgehende Spezialisierung, sowie Berufs- und Praxisorientierung waren und sind das Kenn- und Markenzeichen der Fachhochschulen. Seit ihrer Gründung haben sie gerade durch ein hohes Maß an praxisorientierter Lehre ein eigenes Profil entwickelt, das sowohl den Erfordernissen des Arbeitsmarktes entspricht, „wonach bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen vielfach großer Wert auf deren während des Studiums erworbene Praxiserfahrung und weniger auf eine intensive theoriegebotene Grundlagenausbildung gelegt wird, als auch die Nachfrage eines beträchtlichen Anteils der Studierenden nach einer solchen Hochschulausbildung“.[8] Dass die originär zu diesem Zweck gegründeten Fachhochschulen diesem Bedarf nicht mehr (immer) entsprechen, belegt mit Nachdruck der Erfolg der Berufsakademien, die dieses Vakuum erkannt und ausgefüllt haben.[9] Mit dem Trend zur Verwissenschaftlichung („Academic Drift“), d.h. einer zunehmenden Verwissenschaftlichung der Ausbildung weg von der intendierten Praxisorientierung, zu der die Fachhochschulen ursprünglich errichtet worden waren,[10] manövrieren sich die Fachhochschulen ins Abseits, wie das erfolgreiche Einbrechen der Berufsakademien in das originäre Terrain der Fachhochschulen zeigt. Dies ist mehr als irritierend, da gerade das Merkmal der anwendungsbezogenen Lehre ein national wie international wertgeschätztes Markenzeichen der deutschen Fachhochschulen ist.[11] Neben der Gefahr, ihres Klientels verlustig zu gehen, lässt sich in Zeiten knapper Haushaltskassen mit einer weiteren Annäherung letztlich einzig und allein erreichen, dass die Fachhochschulen zu schlechten unterfinanzierten Universitäten im Konzert der dann nur noch existierenden Einheitshochschulen avancieren.[12]

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