Читать книгу Der religiöse Schwarm - Harald Gerhard Paul - Страница 14
2.3.3 Der Pfad zur letzten Wahrheit
ОглавлениеEin weiterer, grundsätzlicher Glaubenssatz der Weltreligionen ist das III. religiöse Axiom:
III. Das geistige Selbst „Seele“ bewegt sich notwendig auf einen Pfad der Erkenntnis der letzten Wahrheit, der göttlichen Wesenheit des Seins.
Auf dem Pfad der Erkenntnis wandelt sich das unzerstörbare, geistige Selbst „Seele“, da es, bei der Suche nach der letzten Wahrheit im Sein, aspekthaft die göttliche Seinsethik erfährt. Darum stehen die Aspekte der göttlichen Seinsethik vor den, in den unterschiedlichen Kulturen gewachsenen Religionen – die verschiedene „Wegbeschreibungen“ für unserer Seele auf dem Pfad der Erkenntnis liefern. Die Aspekte der göttlichen Seinsethik bilden ein primäres Ethos aller Menschen, aus dem, im Zusammenwirken mit dem sozio-kulturellen Umfeld, sich die moralischen Normativen der Gemeinschaften ausbildeten. Dieses primäre Ethos ist wichtiger als Religion [21]; er ist als eine Art Weltethos zu sehen! Mir scheint, dass jene primäre Ethik in allen Weltreligionen als die für uns erfahrbare Essenz der göttlichen Wesenheit geglaubt wird. Religionen fassen die menschlichen Reflexionen von IHR in Rituale, die so unterschiedlich sind wie die kulturhistorischen Entwicklungen von Menschengemeinschaften, in denen sie sich herausbildeten.
Es wird gemäß dem III. religiösen Axiom in allen Weltreligionen geglaubt, dass eine Unbedingtheit des Wandels unserer unzerstörbaren Seele auf dem Pfad zur letzten Wahrheit existiert - und die „lernende“ Seele die göttliche Seinsethik, den Seinsinn, grundsätzlich auch erfahren kann. Diese evolutionäre, geistige Entwicklung scheint uns Menschen tief im Bewusstsein verwurzelt. Moralische Normativen, wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit, Neugier auf Wissen, Pflicht seinem Nächsten und der Gemeinschaft gegenüber und soziales Verhalten, stabilisieren die unser Wohlergehen sichernden Menschengemeinschaften. Sie liefern einen persönlichen und einen gesellschaftlichen Evolutionsvorteil, da sie Gewalt geladenes Handlungspotenzial mindern. Sie repräsentieren Aspekte der ethischen Essenz der göttlichen Wesenheit. Im Christentum wird der Gott der Nächstenliebe verehrt. Im Islam wird jede Sure des Korans im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen verkündet. In der fernöstlichen Mystik wird an Mitgefühl und Pflicht appelliert, um eine Evolution der Seele über Wiedergeburten bis zum Aufgehen in die „Weltseele“ Brahman zu ermöglichen. Die Abwesenheit dieses ethischen Empfindens, die Nichtbeachtung der ethischen Essenz Gottes, wird in allen Weltreligionen als sogenannte „Hölle“ wahrgenommen. Wie immer die „Höllischen Zustände“ in den Religionen konkret und fantasievoll in Metaphern dargestellt werden, es läuft auf das qualvolle Austrocknen der ethischen Essenz im geistigen Selbst „Seele“ hinaus.
In unterschiedlicher Ausprägung wird über die Jahrtausende, quer durch alle Kulturregionen und Weltreligionen, geglaubt, dass das geistige Selbst „Seele“ durch seelische „Evolution“ den Weg zur Weltseele, zur Wirklichkeit des unzerstörbaren Seins finden wird. Da die göttliche Wesenheit als Sein-bewahrend angenommen wird, wird sie als Sein sichernd, Seinsinn stiftend, gesehen. Weil, laut III. religiösen Axiom, postuliert wird, dass das geistige Selbst „Seele“ auf dem notwendig zu gehenden Pfad der Erkenntnis, auf dem Wege seiner ethischen Evolution, zur göttlichen Wesenheit gelangen bzw. „zurückkehren“ kann, wird an ein Sein-bewahrenden, Dasein sichernden, Seinsinn stiftenden Aspekt im geistigen Selbst geglaubt.
Teilaspekte der göttlichen Wesenheit in sich tragend, besitzt die Seele, so wird in den mystisch-religiösen Denkweisen aller Weltreligionen angenommen, die Fähigkeit einer Kommunikation mit der wie eine Weltseele gedachten göttlichen Wirklichkeit.
Durch die Innenschau in unserem geistigen Selbst „Seele“ sind wir in der Lage den „Splitter“ der ethischen Essenz der göttlichen Wesenheit, einen „Funken“ IHRER Seinsethik, in uns zu spüren und durch ihn eine Kommunikation mit der Weltseele zu ermöglichen. Mithilfe der Innensicht auf unser geistiges Selbst erkennen wir die Rolle und Bedeutung der Abbilder der Wirklichkeit in uns. Somit existiert die Möglichkeit unsere spezielle Beobachterrolle, als Teil der beobachteten Realität, zu verstehen. Erwächst daraus eine geistige Devolution, so schläft die Kommunikationsfähigkeit ein und Geistesgifte - wie beispielsweise Gier, Ignoranz, Verantwortungslosigkeit, Hass, Erbarmungslosigkeit – lassen den ethischen „Splitter“ der Seinsethik Gottes, die Individualethik verdorren. Das geistige Selbst „Seele“ erleidet, zurückgeworfen auf den unmenschlichen, tierischen Anfang seines Pfades der Erkenntnis „Höllen“-qualen.