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3. Die ursprünglichen Weltreligionen
ОглавлениеEinige monotheistische Religionen stiegen zu „Weltreligionen“ auf, - wie beispielsweise das Judentum und die daraus hervorgegangenen Weltreligionen: Christentum und Islam. Sie werden gegenwärtig von ca. 3,5 Milliarden Menschen intuitiv oder bewusst gelebt. Sie prägen ganze Kulturkreise und entfalten gewaltige, globale Triebkräfte. Ebenso wuchsen die fernöstlichen Religionen, Hinduismus und der Buddhismus sowie die chinesische Mystik zu „Weltreligionen“ heran. (Es gibt Auffassungen, die den hinduistischen Glauben und das chinesische Denken nicht als monotheistisch betrachten. Wie wir sehen werden, wird in Beiden die fundamentale Annahme der Existenz einer allerfassenden, einzig allmächtigen Wirkgewalt als wahr geglaubt, - was, im Rahmen unserer Betrachtungsweise, Grund genug ist, sie formal als monotheistisch zu klassifizieren.) Das „griechische Denken“ wird im Allgemeinen als Ausgangspunkt für die sogenannte „westliche“ Denkweise, für die rational-materialistische Weltbetrachtung, und in Folge für den Atheismus gesehen. Alle Spielarten atheistischen Denkens stützen sich letztendlich auf die rationalen Denkmuster und Ergebnisse der heutigen Naturwissenschaften. Da sich das Geflecht der Naturgesetze auf nicht beweisbare, als wahr geglaubte Axiome gründet, soll das „griechische Denken“ ebenfalls hier behandelt werden - ohne einem „religiösen“ Atheismus das Wort zu reden.
In einem abstrahierenden sowie vereinfachenden Sinn stellen das Judentum, der Hinduismus, das „chinesische Denken“ und das „griechische Denken“ die vier hauptsächlichen, fundamentalen Quellen der maßgebenden Weltreligionen dar. Aus ihnen erwuchsen im Wesentlichen die dominierenden Menschheitskulturen. Diese vier, noch heute lebendigen Denkweisen dürfen schon aus der Sicht des Zeitpunkts ihrer Herausbildung als die ursprünglichen, die primären „Weltreligionen“ der Menschheit angesehen werden. Sie entwickelten sich bereits vor Tausenden von Jahren; sie formten die Wurzeln für die sozio-kulturelle Entwicklung der Weltbevölkerung. Das Judentum, der Hinduismus, das „chinesische Denken“ und das „griechische Denken“ und die aus ihnen gewachsenen und die, sie beherrschenden Weltreligionen. , wie das Christentum, der Islam, der Buddhismus sowie die rational-materialistischen Denkweisen (beispielsweise die sogenannt „westliche“ Philosophie), dominieren auf direkte oder mittelbare Weise die menschliche Kultur bis heute. Alle vier haben ihre ersten Wurzeln ungefähr vor 4000 Jahren in Kulturkreisen, die sich so gut wie unabhängig, weit voneinander entfernt entwickelten. Indes kann die gegenseitige Inspiration nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Zum Beispiel betrachten die abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) Abraham, der vor ca. 4000 Jahren gelebt haben soll, als ihren Stammvater. Sein Vater „Terach“ stammt aber aus der, im südlichen Irak gelegen sumerischen Stadt Ur. Die sumerischen Städte hatten jedoch Handelsverbindungen mit der antiken indischen Hochkultur um den Fluss Indus, der Induskultur. Aus diesem Grund ist ein gegenseitiger Ideenfluss zwischen den mystischen Wurzeln des Hinduismus in der Induskultur und denen der abrahamitischen Religionen nicht auszuschließen.
Alle vier „ursprünglichen“ Weltreligionen brachten in einem Zeitraum von ungefähr 600 v. Chr. bis 600 n. Chr. über sogenannte „Verkünder der letzten Wahrheit“ eine gewaltige religiöse als auch philosophische Umwälzung hervor. In deren Folge entstanden neben und aus den vier „ursprünglichen“ Weltreligionen neue Weltreligionen, die bis in unsere Zeit hinein wirken und im Rahmen der sozio-kulturellen Globalisierung die moralischen Normativen in unserer Welt dominieren. Ihre mystisch-religiösen Weltbilder weisen in ihren grundsätzlichen Glaubenssätzen viele Ähnlichkeiten auf. Ein wenig übertrieben gedacht, zeigen alle Weltreligionen auf eine Weise gemeinsame Merkmale, - als hätten sie eine elementare, ideelle Urquelle.
Glauben wir, dass diese Urquelle aus der Seinsethik der nicht personalisierbaren, emergenten, jede Zustandsalternative alles Seienden darstellenden, geistigen Wesenheit entspringt. Glauben wir, dass diese ethische Essenz sich als Ethiksplitter in unserem geistigen Selbst offenbart. Dann glauben wir in Folge dessen an eine Art säkulare Ethik vor den Religionen.
Diese ethische Essenz ist ursächlicher und wichtiger als Religionen. Sie durchdringt die grundsätzlichen, mystisch-religiösen Erfahrungen und Glaubenssätze der Gläubigen aller Weltreligionen.
„Ethik ist wichtiger als Religion“, sagt der Dalai Lama [21].