Читать книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton - Страница 41
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ОглавлениеCaine fluchte leise vor sich hin, beruhigte sich aber bald wieder. Er war Pragmatiker und wusste, dass es sinnlos war, entgangenen Gelegenheiten nachzutrauern.
»Wir sind jetzt also nicht klüger als zuvor«, resümierte er. »Es scheint fast, als sollte uns diesmal unser Glück vergessen haben. Wie dem auch sei, wir werden uns dadurch nicht beirren lassen, sonst wären wir nicht die PROKYON-Crew! Das Bauwerk wird jetzt offensichtlich nicht bewacht, also werden wir zu ihm vordringen und nachsehen, was dort vor sich geht. Eine funktionierende Waffe haben wir jetzt immerhin.«
Er hob den Strahler auf, der einige Schritte neben dem Toten lag. Es handelte sich um eine modifizierte Ausführung des bewährten Handlasers, wie er auf Nimboid verwendet wurde, kompakter und schwerer als das terrestrische Modell. Im Gürtel des Nimboiden steckten drei Reservemagazine, so dass Feuerkraft für längere Zeit vorhanden war.
»Folgt mir!«, bestimmte er kurz und setzte sich in Bewegung.
Ihm war klar, dass sie ein großes Risiko eingingen, doch er ignorierte die Tatsache bewusst. Sie mussten damit rechnen, ebenso von dem blauen Nebel überrascht zu werden, wie zuvor die Nimboiden. Die Frage war nur, ob er auf sie die gleiche verheerende Wirkung haben würde, da sie ihm schon einmal ausgesetzt gewesen waren, ohne dass er schlimmere Folgen gezeitigt hatte als jenen seltsamen Realtraum.
Sie hielten noch zweimal kurz an, als sie die Leichen der beiden Männer erreichten, die von den Amazonen getötet worden waren. Bei ihnen fanden sich zwei weitere Strahlwaffen und einige Magazine, die Lars und Orvid an sich nahmen. Der Bordingenieur schüttelte verwundert den Kopf.
»Es geht schon wirklich seltsam zu auf diesem verrückten Mond«, sagte er, während er die Waffe überprüfte. »Warum haben die Mädchen die Strahler nicht an sich genommen, Taff? Sie sind doch erheblich wirkungsvoller als ihre archaische Bewaffnung.«
»Vermutlich deshalb, weil sie gar nicht damit umzugehen wissen«, erklärte Caine. »Sie scheinen wirklich nur Dienerinnen der niedrigsten Stufe zu sein, bewusst in Unwissenheit gehalten und zudem auch noch irgendwie geistig versklavt. Eine Art von organischen Robotern, höher stufe ich sie nicht ein.«
Schweigend eilten sie weiter, jeweils in Abständen von etwa fünf Metern. So hatten diejenigen, die sich am Schluss der Gruppe befanden – die beiden Mädchen und Alexandros Demosthenes – noch eine Chance, sich zurückzuziehen, falls auch über sie der sinnverwirrende Nebel niederging.
Taff duckte sich unwillkürlich, als sie bis auf zwanzig Meter an das Bauwerk herangekommen waren. Es war eine rein reflektorische Reaktion, die ihm im Ernstfall nichts nützen konnte, gesteuert von seinem ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. Gleich darauf zuckte er zusammen, aber aus einem anderen Grund.
Die Geräusche, die aus der dunklen, etwa fünf Meter breiten und acht Meter hohen Öffnung in der Basis des Prismatoids drangen, waren ihm nur zu gut bekannt. Es waren die Begleiterscheinungen eines erbitterten Kampfes, eines Kampfes auf Leben und Tod: das charakteristische Fauchen von Strahlwaffen, dazwischen das helle Klingen zuschlagender Schwerter, untermalt von lauten Schreien aus männlichen und weiblichen Kehlen.
Ein perfektes Inferno also – hatte es unter diesen Umständen überhaupt einen Sinn, in das Gebäude einzudringen?
Der Commander wich zur Seite hin aus und winkte seinen Gefährten, ihm zu folgen. Gleich darauf standen sie alle rechts neben dem Eingang, von bläulichem, grell zuckendem Lichtschein übergossen. Sie waren unbehelligt herangekommen, was die Vermutung nahelegte, dass sich die Aufmerksamkeit aller, die sich in dem rätselhaften Gebäude befanden, voll auf die Vorgänge darin konzentrierte.
Das blaue Licht, das von der Gebäudewand ausging, war kalt und schien keinerlei schädliche Nebenwirkungen zu zeitigen. Trotzdem wahrten alle einen respektvollen Abstand zu dem Material, dessen Beschaffenheit auch aus geringer Distanz nicht zu erkennen war. Sie mussten die Lider zu schmalen Schlitzen zusammenkneifen, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Der Eingang bildete eine Zone fast völliger Dunkelheit, gemessen an der sie umgebenden Lichtflut, selbst dann, wenn diese ihre Minimumphase erreichte.
»Was geht da drinnen vor, Taff?«, flüsterte Mitani verstört und fasste wie hilfesuchend die Schulter ihres Gefährten. »Ein Kampf, zweifellos – aber wer kämpft gegen wen?«
Caine lächelte düster.
»Jeder gegen jeden, wie es scheint, Mädchen. Vorzugsweise jedoch Amazonen gegen Nimboiden, meine ich, nur sind mir die Rollen der beiden gegnerischen Parteien nicht ganz klar. Beherrschen die Mädchen das Gebäude und versuchen, die Männer vom Vulkanplaneten zu besiegen, oder ist es umgekehrt?«
Luca Ladora grinste humorlos. »Es gibt also auch hier die berühmten zwei Möglichkeiten, aber keine von beiden kann mir gefallen. Vielleicht wäre es am besten, wenn wir abwarten, bis die Kräfte der einen oder anderen Seite die Oberhand gewonnen haben. Der jeweilige Sieger dürfte so sehr geschwächt sein, dass er uns nicht mehr viel entgegenzusetzen hat, wenn wir auf der Bildfläche erscheinen.«
Taff zuckte mit den Schultern, denn eine Strategie des untätigen Abwartens war nicht eben sein Ideal. Er wusste nicht, über welche Möglichkeiten die eigentlichen Herren dieses Mondes verfügten, aber allzu groß schienen sie nicht zu sein. Bisher hatten sie sich auf den Einsatz der Amazonen, des bläulichen Nebels und einer nicht unüberwindlichen psychischen Beeinflussung beschränkt.
Langsam entfernten sich die Geräusche, der Kampf schien sich weiter ins Innere des Bauwerks zu verlagern. Irgendwo erklang das dumpfe Geräusch einer Explosion und ließ den Boden leicht erzittern. Das gab den Ausschlag.
»Wir dringen ein!«, bestimmte Caine kurz entschlossen. »Wir dürfen auf gar keinen Fall zulassen, dass es in dem Bau zu schweren Zerstörungen kommt, denn das kann unsere Absichten gründlich durchkreuzen. Mit einem Transmitter, der nur noch Schrott ist, kommen wir nie mehr nach Nimboid zurück.«
Er schob vorsichtig den Kopf vor und spähte durch die Öffnung. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das schwächere Licht, und er konnte Einzelheiten erkennen.
»Ich sehe in eine große Halle«, unterrichtete er die Gefährten. »Sie ist relativ niedrig, nimmt etwa ein Viertel der Grundfläche des Prismatoids ein. Einige Korridore führen in verschiedene Richtungen, in der Mitte ragt eine Art von gläserner Säule auf, die ständig von bunten Lichtmustern durchlaufen wird. Sonst gibt es nichts von Belang, abgesehen von den Leichen von drei Amazonen und zwei Nimboiden.«
Er winkte, und Lars und Orvid schoben sich neben ihn. Sie mussten zusammen mit Taff die Vorhut bilden, weil nur sie Strahlwaffen besaßen, die funktionierten.
Die drei Männer sprangen gleichzeitig vor und drückten sich neben dem Eingang an die Innenwand. Ihre Blicke überflogen rasch die Halle, doch es gab nichts, das Anlass zu Besorgnis gab. Von hier aus konnten sie wieder Kampfgeräusche hören, die offenbar aus Richtung des Hauptkorridors kamen, der weiter in das Bauwerk hineinführte.
Taff winkte abermals, und die anderen folgten nach. Die Wände besaßen auch hier eine mattblaue Farbe, strahlten jedoch kein Licht aus. Dort, wo Strahlschüsse eingeschlagen waren, zeigten sie schwärzliche Verfärbungen, waren aber sonst unversehrt.
»Ein seltsames Baumaterial«, raunte Luca und betrachtete die Decke, die mit abstrakten Mustern in allen Farben bedeckt war. Auch der Boden wies ähnliche Verzierungen auf, die in unbestimmter Weise plastisch wirkten. »Es sieht aus, als bestände es gar nicht aus fester Materie, obwohl es äußerst widerstandsfähig zu sein scheint.«
Caine nickte. »Denselben Eindruck habe ich auch. Wenn es nicht zu phantastisch klänge, würde ich behaupten, es handele sich um eine Art von erstarrter Energie. Das pulsierende Licht, das nach draußen emittiert wird, ohne dass es eine sichtbare Quelle gibt, würde genau dazu passen. Doch das soll uns jetzt nicht weiter kümmern – wir dringen durch den Hauptkorridor vor.«
*
Sie merkten schon nach wenigen Schritten, dass dieser Korridor, obwohl er sich bis ans jenseitige Ende des Gebäudes zu erstrecken schien, nur eine Fiktion war. Als sie ihn betraten, schwand der Eindruck räumlicher Weite, der Gang endete bereits nach wenigen Metern vor einer glatten Wand. Dafür gab es zu beiden Seiten schmale Treppen, die nach oben führten, und von dort her erscholl auch der unvermindert anhaltende Kampflärm.
Lars Gunnarsson verzog das Gesicht. »Ich habe den Eindruck, als wäre dieser Bau so etwas wie ein Überraschungsei, Taff. Er scheint innen größer zu sein, als er von außen wirkt, wenn du verstehst, was ich meine.«
Der Commander zuckte zusammen, denn im gleichen Moment polterte der Körper einer toten Amazone die rechte Treppe herab und fiel vor seine Füße. Ihr halbnackter Körper wies schwere Verbrennungen auf, und die beiden Mädchen wichen bleich zurück.
»Wir nehmen die andere Treppe«, bestimmte Taff, »auf dieser Seite scheint es etwas ruhiger zu sein. Schaltet eure Waffen auf Betäubungswirkung um, Orvid und Lars, wir wollen niemand töten, solange es nicht unbedingt nötig ist. Vielleicht sind wir später auf Unterstützung angewiesen, und Tote können sie uns nicht geben.«
»Du denkst an den möglicherweise vorhandenen Transmitter?«, erkundigte sich der Bordingenieur. Taff nickte kurz und eilte dann als erster die Treppe empor, die auf halber Höhe einen Knick beschrieb. Er spähte nach oben und sah in einen Raum, der mit fremdartigen Aggregaten aller Größenordnungen angefüllt war. Ein Teil davon war offenbar in Betrieb, darauf wiesen zuckende Kontrolllampen hin. Ein durchdringendes Summen lag in der Luft, die hier deutlich nach Ozon roch. Ein Maschinenraum also, und in ihm hielt sich offenbar niemand auf.
Er winkte, und die anderen folgten ihm. Sie suchten augenblicklich Schutz zwischen den Gehäusen der Aggregate, die zum Teil seltsam verdrehte, sinnverwirrende Formen besaßen. Auch sie bestanden aus dem mattblau schimmernden Stoff, der hier so etwas wie ein Universalbaumaterial zu sein schien.
Hier hielt sich niemand auf, weder Nimboiden noch Amazonen. Die Ausmaße des Raumes bestätigten jedoch den Eindruck, den Lars intuitiv schon früher gewonnen hatte. Er schien viel größer zu sein, als er es innerhalb eines Gebäudes hätte sein dürfen, dessen Grundfläche nur fünfundzwanzig Meter in jeder Richtung durchmaß.
Jetzt nach einer einleuchtenden Erklärung dafür suchen, war allerdings kaum angebracht. Stattdessen sah sich Caine nach einem Durchgang zu anderen Räumen um und entdeckte ihn an der rechtsseitigen Wand. In diesem Bauwerk schien es weder Türen noch sonstige Absperrungen zu geben, schon am Eingang war nichts dergleichen zu sehen gewesen.
»Ein Haus der offenen Tür!«, murmelte der Commander, während er sich zwischen den Aggregaten hindurchschob. »Vielleicht war hier einst alles nur durch einen Zauber gesichert, sozusagen standesgemäß für die Zauberer von Valholl. Jetzt scheint dieser Zauber jedenfalls nicht mehr zu wirken, sonst würde hier nicht das Chaos herrschen.«
Orvid Bashkiri grinste kurz. »Die Nimboiden haben wohl einen Gegenzauber entwickelt, Kommandant. Vermutlich haben sie die einstigen Herren inzwischen ganz beseitigt, und die Amazonen kämpfen nun, um sie zu rächen.«
Er erhielt keine Antwort, denn Caine konzentrierte sich ganz auf das, was vor ihm lag. Hinter dem Durchgang gab es einen weiteren großen Raum, und in diesem Raum wurde immer noch heftig gekämpft.
Taff sah etwa zwei Dutzend Amazonen, die gegen die halbe Anzahl Nimboiden anrannten, unter denen sich auch einige Frauen befanden. Die Leute vom Vulkanplaneten, immer noch durch die Bioplastmasken getarnt, hatten sich hinter umgestürzten fremdartigen Möbelstücken verschanzt. Sie schossen ständig mit ihren Strahlern, erzielten jedoch fast keine Treffer; die Schüsse schlugen unkontrolliert irgendwo gegen die blauen Wände, zum Teil sogar in die Decke.
Sie scheinen ebenfalls geistig verwirrt zu sein!, folgerte Taff sofort. Offenbar waren auch sie dem blauen Nebel ausgesetzt gewesen und litten immer noch unter den Nachwirkungen. Andernfalls wären die Dienerinnen der Zauberer jetzt längst alle tot.
Die Amazonen dagegen behaupteten sich erstaunlich gut. Auch sie hatten Deckung gesucht, tauchten jedoch immer wieder daraus hervor, schossen Pfeile ab oder schleuderten ihre Speere. Sie kämpften mit wilder Verbissenheit und vollkommen lautlos, fast roboterhaft. Dass sie zu treffen verstanden, davon zeugten mehrere tote Nimboiden, die in verkrümmter Haltung auf dem Boden lagen.
»Genug des grausamen Spiels!«, sagte Caine. »Orvid und Lars – wir greifen ein. Alle werden paralysiert, die Nimboiden ebenso wie die offenbar psychisch konditionierten Mädchen. Noch hat uns keine der beiden Parteien bemerkt, aber das dürfte sich schnell ändern, zielt also gut!«
Die drei Männer richteten sich auf und betätigten die Auslöser ihrer Waffen. Etwa die Hälfte der Amazonen sank lautlos zusammen, auch einige Nimboiden, deren Deckung ungenügend war, gingen zu Boden.
Der Kampf tobte aber trotzdem weiter, denn gerade in diesem Moment setzten die übrigen Amazonen zum Sturm auf ihre Gegner an. Ohne sich zuvor sichtbar verständigt zu haben, sprangen sie auf und stürzten mit geschwungenen Schwertern vorwärts. Das wütende Abwehrfeuer der Nimboiden erzielte wiederum keine Wirkung, ihre geistige Desorientierung hielt immer noch an. Zwei von ihnen gingen unter Schwerthieben zu Boden, aber inzwischen hatten die Raumfahrer der veränderten Situation Rechnung getragen.
Innerhalb weniger Sekunden waren auch die restlichen Mädchen geschockt, und nun richtete Taff sich auf.
»Ergebt euch, Nimboiden!«, rief er laut. »Werft die Waffen weg, hebt die Arme und kommt aus eurer Deckung hervor. Dieser sinnlose Kampf ist vorüber, und wir werden euch ...«
Er unterbrach sich und duckte sich hastig, denn einer der Männer vom Vulkanplaneten tauchte aus seiner Deckung hervor und feuerte auf ihn. Der Schuss war überraschend knapp. Gleich darauf schossen auch die anderen, jetzt mit einer überraschenden Zielsicherheit. Es hatte ganz den Anschein, als sei ihre Verwirrung in dem Augenblick geschwunden, als die Amazonen ausgeschaltet waren.
War es möglich, dass es hier eine Art von Wechselbeziehung gab? Sollte die geistige Verwirrung eine Art von Rückkopplungseffekt zur Konditionierung der »Dienerinnen« gewesen sein? Möglich war alles auf diesem vertrackten Mond.
Caine bekam jedoch keine Zeit für dahingehende Überlegungen, die Nimboiden beschäftigten ihn und seine Gefährten voll. Bald setzte sich aber die große Erfahrung der Männer von der PROKYON durch. Innerhalb kurzer Zeit gelang es ihnen, sieben Gegner zu schocken, ohne selbst getroffen zu werden. Dann sprang plötzlich einer der Nimboiden auf und hetzte in großen Sprüngen auf den jenseitigen Ausgang des Raumes zu.
Während die anderen Männer und Frauen nur schmucklose, graubraune Kombinationen trugen, war dieser eine mit einer Art von Phantasieuniform in Rot und Gold bekleidet. Sie erinnerte an die Galauniformen der Chans, es konnte also keinen Zweifel daran geben, dass er der Anführer war. Setzte er sich nun ab, um per Transmitter auf den Vulkanplaneten und in die Realzeit zurückzukehren?
Diese Vermutung lag nahe, und die Folgen für die Crew lagen klar auf der Hand. Nun gab es für Taff keine übertriebene Rücksichtnahme mehr. Er schaltete seinen Strahler um und brannte systematisch die Deckung der Gegner nieder, die hier ein Rückzugsgefecht für den fliehenden Anführer lieferten. Lars und Orvid paralysierten die letzten drei, zwei Männer und eine Frau, der Weg war frei.
»Los, hinterher!«, rief Caine und kam hinter dem Montagewagen hervor, hinter dem sie Schutz gefunden hatten. »Wir müssen diesen Mann abfangen, ehe er uns durch einen Transmitter entwischen kann, dessen Gegenstation er dann zweifellos desaktivieren wird.«
Sie sprangen über die Geschockten und Toten hinweg, liefen durch den beißenden Qualm der brennenden Möbelstücke und nahmen die Verfolgung auf.
Wieder einmal erwies es sich, dass die inneren Dimensionen dieses Gebäudes keinesfalls mit den äußeren übereinstimmten. Die Raumfahrer kamen durch einen Korridor in einen weiteren Maschinensaal, hetzten die Stufen einer langen Treppe empor und gerieten in ein wahres Labyrinth von gläsernen Säulen, die in hektischer Folge von bunten Lichtmustern durchlaufen wurden. An der rechten Seitenwand dieses Raumes entdeckten sie den Flüchtling.
Er hatte sie aber ebenfalls bemerkt und schoss sofort. Der Strahl fauchte dicht an Taff vorbei und traf eine der Säulen, die mit einem lauten Knall zerbarst. Elektrische Entladungen zuckten auf, Splitter regneten herab und zwangen die sieben Menschen in Deckung. Als sie sich wieder aufrichteten, war der Nimboiden bereits in einem weiteren Durchgang verschwunden, und sie nahmen erneut die Verfolgung auf.
»Langsam geht mir dieses neckische Spiel auf die Nerven«, sagte Luca erbittert. »Taff, ich habe fast den Eindruck, als legte es dieser Mann darauf an, uns in eine Falle zu locken. Er hatte inzwischen genügend Zeit, sich weit genug abzusetzen, zumal er ohne Zweifel die Örtlichkeiten hier gut kennt. Er hat absichtlich hier auf uns gewartet, meine ich.«
Caine zuckte mit den Schultern.
»Schon möglich, aber wir haben keine andere Wahl, als ihm weiter zu folgen. Im Übrigen haben schon viele Leute versucht, uns hereinzulegen, es aber im Endeffekt doch nicht geschafft. Selten nur ist derjenige, der besonders schlau zu sein glaubt, auch wirklich klug, meist fällt er selbst herein.«
Die Jagd ging weiter. Sie führte in wechselnde Richtungen, durch Korridore und über Treppen hinauf und hinunter, durch Hallen und Maschinenräume. Der flüchtende Nimboide zeigte sich immer wieder für kurze Augenblicke, schoss auf die Verfolger und setzte sich dann weiter ab. Er verhielt sich so geschickt, dass es nie gelang, ihn zu paralysieren, aber allmählich verringerte sich der Abstand zu ihm.
Taff hatte das Gefühl, inzwischen die Raumstation Kharto dreimal zu Fuß durchmessen zu haben, aber immer wieder tauchten unbekannte Räume vor ihnen auf. Dieses Prismatoid war ein Phänomen für sich und nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Die Frage aber, wo sich die »Zauberer« aufhalten mochten, blieb weiter unbeantwortet. Wollte ihr Gegner sie vielleicht zu ihnen führen, damit sie das vollenden konnten, was ihnen früher nicht gelungen war?
Erneut jagten sie eine Treppe hinunter und erreichten einen rechtwinklig abknickenden Korridor. An seinem Ende fiel ein besonders heller Lichtschein aus einem offenbar sehr großen Raum, und Caine wusste intuitiv, dass die Jagd hier zu Ende war. Er blieb stehen und wartete ab, bis Luca und Mitani herangekommen waren, die Alexandros Demosthenes stützten, der am Ende seiner Kräfte zu sein schien.
»Okay, Freunde«, sagte er und wies nach vorn. »Hier und jetzt wird die Entscheidung fallen, das spüre ich. Bringen wir es hinter uns!«