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5.1 Abgrenzung Qualitätsmanagement und Forschung

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Betrachtet man das Spektrum medizinischen Wissens, über das wir verfügen, so kann man es auf einer Matrix einteilen in »neues« bzw. »etabliertes« Wissen. Trägt man auf der anderen Achse dieser Matrix die Kategorien »schaffen« bzw. »anwenden« ein, so ergibt sich die Vier-Felder-Tafel aus Abbildung 9.

Soll neues medizinisches Wissen geschaffen werden, so ist dies die Domäne der Grundlagenforschung. Mit entsprechenden Studientechniken wird es erarbeitet. Diese medizinischen Studien unterliegen heute routinemäßig intensiven Qualitätsmanagementmaßnahmen. Diese sollen jedoch nicht Gegenstand der weiteren Betrachtungen sein.

Dieses neue Grundlagenwissen wird in klinischen Studien überprüft und vertieft, spezifiziert und erhärtet – es wird angewendet. Für das Design klinischer Studien gibt es weltweit abgestimmte Vorstellungen und Qualitätsforderungen. Auch diese werden jedoch nicht Gegenstand der weiteren Ausführungen sein.


Abb. 9: Spektrum medizinischen Wissens (Quelle: nach Piwernetz 1991)

Nun werden in diesen klinischen Studien Ergebnisse erzielt und durch Experten mit Hilfe biometrischer und statistischer Techniken bewertet. Nunmehr kann daraus, durch die Formulierung von Richtlinien, Standards, Leitlinien oder Stellungnahmen wissenschaftlicher Vereinigungen »etabliertes Wissen« geschaffen werden. Dies ist in Deutschland die Domäne der wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Auch für die Formulierung und Etablierung von Richtlinien, Standards oder Leitlinien gibt es inzwischen umfangreiches wissenschaftliches Schrifttum z. B. über Konsensustechniken und über hemmende bzw. fördernde Vorgehensweisen bei der Implementierung. Hierzu sind in verschiedenen Kapiteln Ausführungen enthalten, die jedoch nicht Kernstück der Betrachtung sein sollen, sondern nur ergänzend beschrieben wurden.

Gibt es einen befürwortenden Konsens über das geschaffene, etablierte Wissen, so sollte es in der täglichen Patientenversorgung angewendet werden. Innerhalb dieser Matrix ist Qualitätsmanagement, das im Folgenden beschrieben wird, angesiedelt im Bereich »Anwenden etablierten medizinischen Wissens«. Qualitätsmanagement im ärztlichen und pflegerischen Bereich richtet sich also auf die Überprüfung der alltäglich stattfindenden Gesundheitsversorgung, nachdem in medizinischen Fachgesellschaften möglichst mit professionellen Konsensusmethoden und unter Aufzeigen der Evidenz dafür Definitionen in Form von Leitlinien, Richtlinien oder Standards (»Schaffen etablierten medizinischen Wissens«) geschaffen worden sind, nachdem die Grundlagenforschung (»Schaffen neuen medizinischen Wissens«) und klinische Studien (»Anwenden neuen medizinischen Wissens«) dafür das erforderliche Wissen hervorgebracht haben. Dies ist der Hauptfokus der Anwendung von Qualitätsmanagement, wie es in diesem Buch beschrieben wird.

Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus

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