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Die ersten Baustellen

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Nachdem wir das Schulgelände verlassen hatten, folgten wir ein kurzes Stück der ‘Straße’ auf der wir gestern gekommen waren, dann bogen wir in einen kaum erkennbaren Weg ein. Bald wurde der Buschwald durch kurzes Gestrüpp rechts und links des Weges abgelöst. Dann folgten endlose Baumwollfelder und eingestreut einige kleine Hirsefelder. Der Weg führte an kleinen Siedlungen vorbei, deren Gehöfte durch geflochtene Grasmatten eingefriedet waren.

Wir erreichten die Hauptstraße. Auch hier das gleiche Bild. Baumwollfelder und niedriges Gestrüpp im Wechsel. Die leicht wellige Landschaft änderte sich. Auf der rechten Seite wurde der Bewuchs wieder kräftiger und vor uns erschien eine grüne Wand am Horizont. Unterwegs erfuhr ich, warum unser Zielort Pont Carol genannt wurde. Die erste Brücke über den kleinen, aber ganzjährig wasserführenden Bachlauf hatte vor etlichen Jahren ein Ingenieur Namens Carol gebaut.

„Wir haben es gleich geschafft. Da hinten bei den Bäumen liegt Pont Carol.“ Gerds Hinweis schreckte mich aus meinem Halbschlaf.

Die Lateritpiste fiel leicht zum Bachtal ab. Kurz vor der Brücke, es war eigentlich keine Brücke, es war ein riesiger, aus Wellblechbögen gebauter Durchlass, bogen wir in einen Seitenweg ein. Er führte in einem leichten Bogen einen sanften Hang hinauf. Auf einer großen Freifläche, auf der sich vier kreisförmig, aus Feldsteinen errichtete, ca. 40 cm hohe Mauern befanden, stellte Gerd den Motor ab. Etwas abseits lagen gestapelte Lehmziege und etliche Ziegelreihen zum trocknen in der Sonne.

Es dauerte nicht lange, und der Rover war umringt von Kindern. Die Erwachsen kamen langsam dazu. Alle wollten begrüßt werden und das Naleh, zur Begrüßung, schien kein Ende zu nehmen, denn es kamen immer mehr Leute.

Wir waren zu den Lehmziegeln herüber gegangen als zwei Männer auf uns zu gingen. Der Chef de Village, so eine Art Bürgermeister der irgendwie zwischen Verwaltung, Ehrenamt und vererbten Titel stand, und der Maurer begrüßten die Besucher mit Naleh, Naleh und den Fragen: Wie geht es….

Dann kam Gerd zur Sache. Er stellte mich als seinen Nachfolger vor, der jetzt in der Landwirtschaftsschule wohnt und später auch hier wohnen würde. „Monsieur Winter wird jetzt regelmäßig auf der Baustelle sein und die Arbeiten überwachen und organisieren. Aber sagt mal, warum seit ihr mit den Ziegeln noch nicht weiter? Das reicht ja noch lange nicht für die Häuser.“

„Monsieur, Du hast uns nur das Geld für die Ziegel gegeben die hier liegen, nicht für mehr.“ War die Antwort der Chef de Village. „Wir machen sofort mehr Steine, wenn du uns bezahlt hast.“

Ich musste feststellen, auch hier galt das Prinzip Leistung gegen Leistung. Mit dem Chef wurde vereinbart, ab morgen wieder mit der Herstellung der Lehmziegel zu beginnen und Gerd übergab ihm das Geld für die nächste Produktion. Die Verteilung und Verwendung des Geldes hatte der Chef selbst übernommen. Wer wie viel für was bekam, entzog sich unserer Kenntnis 8 Der Chef verabschiedete sich und ging zufrieden in sein Dorf zurück.

Mit dem Maurer wurde die Qualität der Steine besprochen. Er war sich sicher, die erste Lage sei fest genug, um sie zu verarbeiten. Mit ihm wurde vereinbart, dass er ab jetzt wöchentlich seinen Lohn erhalten werde, und das gelte für jeden, der auf der Baustelle arbeitet. Dafür müsse ab jetzt jeder Arbeiter sich in eine Liste eintragen und die Zeit, die er gearbeitet hat, aufschreiben lassen. Ich notierte den Namen auf einem Block: „Gerald Maurer“ und fragte dann, wen er als Helfer dabei habe. Es meldeten sich zwei Männer. Auch ihre Namen wurden aufgeschrieben.

Bis auf einige Kinder hatten sich die Menschen zurückgezogen. Ich fragte mich, ob die Leute hier wohl genauso gespannt auf die nächsten Tage sind wie ich.

Auf dem Rückweg erklärte Gerd noch, wo er die Feldsteine für die Fundamente besorgt hatte. Dort brauche man die Steine nur aufzusammeln. Darüber hinaus wurde nicht mehr viel gesprochen.

Am nächsten Morgen war eine kleine Abschiedszeremonie für Gerd Baumann angesagt. Nicht nur alle GAWI-Leute waren anwesend, auch einige der Angestellten oder Schüler, das konnte ich nicht unterscheiden. Als der Rover von Gerd nicht mehr zu sehen war, zerstreute sich die Gruppe und ich ging zusammen mit Werner zu dessen Haus zurück. In der Küche der Webers gab es noch einen gemütlichen Tee und ich musste Werners Frau noch ausführlich vom Baustellenbesuch berichten.

Danach stand ein Rundgang durch die Schule an. Er führte vorbei an den Baumwoll- und Hirsefeldern, wo jeder Schüler sein eigenes Stück Land zu bewirtschaften hatte, durch das Dorf, in dem die Schüler mit ihren Familien für zwei Jahre lebten, den Bereich der Ochsenstallungen, den kleinen Garten, in dem die Frau des Direktors allerlei nützliche Pflanzen, Gemüse und Obst anzog und zu der Hütte, die für die nächsten Wochen mein Domizil sein sollte. Sie war gerade fertig geworden und der alte Mangobaum unter dem sie stand, bot viel Schatten. Ich hatte Moris, den Boy der Webers, am morgen beauftragt, meine wenigen Sachen herüber zubringen. Die Kleidung war in einem roh zusammen gebauten Kleiderschrank säuberlich geordnet eingeräumt und der Rest stand in der Reisetasche neben dem bezogenen Bett.

Wir verabredeten uns zum Mittagessen bei Werner und danach zu einer Beratungstour in die näheren Dörfer und einen Baustellenbesuch.

Als wir unser Auto am späten Nachmittag auf der Baustelle abstellten, waren offenbar wieder die ganzen Kinder des Dorfes hier versammelt. Sie umringten das Auto und freuten sich über die Abwechselung. „Das ist aber ein anderer Camion als gestern.“ bemerkten die Kinder.

Ich sah mich auf der Baustelle um. Gearbeitet wurde nicht mehr. Neben den Grundmauern lagen nun einige Stapel Lehmziegel und eine Reihe deutlich dunklerer Lehmziegel trocknete in der Sonne. Es hatte sich doch etwas getan. Die Türbereiche hatte Gerd bereits in den Grundmauern anlegen lassen und neben den Öffnungen lagen jetzt Feldsteine. Sie waren im Bereich der Türlaibungen als Verstärkung der Außenwände zu vermauern.

Dem Maurer hatte man von dem Besuch berichtet, er ging langsam auf die Baustelle zu. Mit mir besprach er das Arbeitsvorhaben des nächsten Tages und gab an, wie lange er und seine zwei Helfer gearbeitet hatten. Danach ging es zurück zur Schule.

Den Abend verbrachte ich seit langem allein. Gute Geister hatten mir einige Zeitschriften gebracht und einen Weltempfänger. Ich verbrachte den Abend mit lesen und suchte in dem Weltempfänger die Deutsche Welle, um auf den neuesten Stand des Weltgeschehens zu kommen. Ich dachte auch darüber nach, wie es in meinem Projekt weitergehen konnte, besser weitergehen musste, damit ich termingerecht fertig würde. Die Kollegen, für die ich die Gebäude errichten sollte, waren bereits nach Berlin eingeladen. Es blieben etwas mehr als drei Monate.

Mir fiel ein, dass ich von Reinders noch nichts gehört hatte und ich fragte mich, ob ihm auch so eine chaotische Übernahme widerfahren war. Dass er vielleicht doch noch abgesagt haben könnte, kam mir nicht in den Sinn.

Abelas Amulet

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