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Besuch der Chefs

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Auf der Baustelle ging alles seinen geregelten Gang. Als erstes sollte die Küchenhütte fertiggestellt werden. Hier gab es die meisten Wände zu mauern. Wenn die weitgehend fertiggestellt war, musste ich meine Pausen nicht mehr im Auto verbringen und müsste die Unterlagen nicht mehr ständig mit mir herum schleppen. Schatten gab es auf der Baustelle bisher auch nur von den Mauern und der war mittags nicht besonders groß.

Die Beschaffung der Dachdeckung war bereits mit dem Dorfchef besprochen und dabei hatte sich Olivier wieder als äußerst nützlich erwiesen. Er wusste wo die Hölzer zu schlagen waren und hatte einige Dorfbewohner zum Gras schneiden und flechten organisiert.

Die Tragkonstruktion des Daches sollte aus dünnen Holzstangen bestehen, die in der Spitze durch einen geflochtenen Grasring und unten auf einem Ringbalken aus Beton mit einem geflochtenen Grasring als eine Art Fußpfette, gehaltenen wurden. Kies für den Beton hatten wir etwas abseits des Trampelpfades am Fluss gefunden und mit dem Rover herangeschafft. Wegen der Windlasten waren in dem Betonring alle 50 cm Bandeisen von alten Verpackungen einbetoniert, an denen der untere Grasring festgebunden wurde. Über dieser Tragkonstruktion sollten in regelmäßigen Abständen Grasringe angebracht werden, an denen dann eine Grasmatte befestigt werden sollte. Als äußere Deckung war eine dicke Schicht aus langen Gräsern vorgesehen, ähnlich den Reetdächern Norddeutschlands.

Am Morgen des Montag, an dem sich die Direktoren angekündigt hatten, ordnete ich meine letzten Unterlagen. Die Abrechnungen waren gemacht und ein Bericht über den Baufortschritt war auch fertig. Die hohen Herren konnten kommen.

Am Mittag kam Emanuel zu mir und berichtete, dass die erwarteten Monsieur’s eingetroffen seien, jeder mit seinem eigenen Camion. Ich möchte doch bitte herüber kommen. Vor dem Büro standen zwei Landrover, Vollkabinen mit langem Radstand. Einer war dann wohl für mich. Emanuel führte mich in das Büro.

Ich freute mich, Uwe Reinders wieder zu sehen. Es gab eine ganze Menge, was wir uns zu erzählen hatten. Nach dem allgemeinen Gespräch über die neuesten Ereignisse in Kamerun und den Eindrücken der Fahrt, entschieden wir, die Gesprächsrunde zu teilen, denn man wollte heute noch weiter. Die beiden Direktoren kümmerten sich um die offizielle Abrechnung und die Formalien zwischen den Projekten und ich informierte Uwe über den Projektstand.

Uwe machte einen erschöpften Eindruck. Die Fahrt hatte ihm richtig zugesetzt. Er war die ganze Zeit dem Regionaldirektor hinterher gefahren und hatte jede Menge Staub schlucken müssen. „Der fährt wie ein Irrer. Ich hatte Mühe, hinterher zu kommen. Außer der Piste und Staub habe ich nicht viel gesehen. Und gleich geht es weiter. Wir müssen heute Abend noch in Fort Lamy sein. Ich bin gespannt, wann wir da ankommen.“ klagte Uwe.

„Weist du, mit der Zeit gewöhnst du dich an den Fahrstiel. Ich glaube, ich fahre mittlerweile auch nicht anders. Zur Baustelle willst Du dann wohl nicht mehr.“

„Von nicht wollen kannst’e nicht reden. Ich würde schon wollen, aber der Chef hat die Termine zu eng gelegt. Eigentlich wollten wir ja nur mit einem Wagen fahren, doch dann musste noch Material nach Garoua gebracht werden. Beide Wagen waren voll. Übrigens der neue Landrover bleibt hier. Das ist ab jetzt dein Dienstwagen.“ Uwe reichte mir einige zusammengefaltete Papiere, Zulassung und Versicherung aus Kamerun. Ich sah Uwe verwundert an. „Den Wagen musst Du ja noch ummelden.“

„Nein, der bleibt mit kameruner Nummer. Ich weiß auch nicht warum. Ist so wohl einfacher.“

Das Gespräch kam wieder auf die Baustelle. Ich wollte wissen, wann ich meinem neuen Chef die Baustelle zeigen konnte. „Dass mit der Besichtigung müssen wir wohl auf unbestimmte Zeit verschieben. Der zweite Wagen geht nach Kamerun zurück. Ich muss meine Erledigungen in Fort Lamy mit dem Taxi machen. Einen Wagen hat man mir zwar genehmigt, der aber ist noch nicht da.“

Ich berichtete über den Fortschritt auf der Baustelle und Uwe drängte: „Du musst fertig werden. Die Ausreise der zwei in Berlin kann nicht verschoben werden.“

„Uwe, ich mach soviel wie möglich, aber fertig werden wir nicht. Wohnen werden die beiden können, großen Komfort kann ich jedoch nicht bieten. Die Küchenhütte wird soweit sein, dass man sie benutzen kann und vielleicht sind zwei Wohnhütten soweit, dass man dort unterkommen kann. Toiletten, Waschbecken und Dusche wird es zunächst nur eine geben und es fehlt die Kläranlage mit den notwendigen Rohrleitungen. Ich kriege im Moment keine Rohre.“ Eine Dreikammerklärgrube musste nach meiner Meinung sein, schließlich wollte ich den Fluss und unseren Brunnen nicht unnötig verschmutzen.

„Das ist alles egal, Hauptsache, ich kann die beiden in Pont Carol unterbringen. Deinen Bericht werde ich nach Berlin weitergeben. Dann können sich die beiden ja schon auf das einstellen, was sie hier erwartet. Auf schwierige Bedingungen hat man sie hingewiesen, als sie sich beworben haben. Ich verlass mich hier ganz auf Dich. Helfend eingreifen kann ich doch nicht. Ich habe Dir übrigens noch etwas Bargeld mitgebracht. Für die Zukunft bekommst Du gleich noch ein Scheckheft für die Banc de Centre Africain. Damit kannst Du im Tschad und Kamerun Geld abheben.“

„Na, alles geklärt zwischen euch?“ Die beiden Direktoren kamen herein.

„Was man hier so klären nennt.“ bemerkte ich.

Emanuel brachte einen leichten Imbiss herein. „Bevor Sie wieder aufbrechen, essen Sie erst noch mal eine Kleinigkeit. Bis Sie in Lamy ankommen wird es noch einige Stunden dauern. Seien Sie froh, dass die letzten Kilometer jetzt asphaltiert sind. Da fährt es sich im Dunkeln doch angenehmer.“

Emanuel hatte die Wasserflaschen wieder gefüllt und einige Stücke Baguette in eine Tüte gepackt. Max hatte den zweiten Rover auftanken und den Ölstand kontrollieren lassen.

Alles hatte dem Regionaldirektor mal wieder viel zu lange gedauert. Als meine Chefs die Fahrt fortsetzten war es gegen sechzehn Uhr, die Sonne würde nur noch drei Stunden scheinen. Ich verabschiedete mich und wir wünschten uns gegenseitig alles Gute und viel Erfolg.

Der Anlasser drehte durch und der Motor sprang an. Uwes Kommentar aus dem Fenster des Rovers „Enttäuscht mich nicht. Alles Gute.“ Der Wagen fuhr erheblich zu schnell durch die Straßen der Schule. Die Schüler, die sich auf dem Heimweg befanden, beeilten sich an den Rand zu kommen. Mein „Lass bald von dir hören.“ erreichte Uwe nicht mehr.

Der neue Landrover war doch etwas bequemer als die alte Pritsche der Schule. 2500 km standen auf dem Tacho. Der neue Wagen hatte einen Nachteil, da jemand in Godesberg bei der Beschaffung umweltfreundlich und sparsam sein wollte, der Wagen brauchte Diesel. Die Pkw und kleinen Lkw waren hier aber Benziner. Diesel war bisher in der Schule nur für die Stromaggregate notwendig.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit meinem Landy auf die Baustelle. Die Dorfkinder begrüßten mich, wie fast jeden Tag mit einem lauten „Naleh“ und bestaunten das neues Auto. Mit der Zeit stellten sich einige Erwachsene ein, die mein neues Gefährt bewunderten. Ich musste wirklich sehr reich sein, wenn ich mir so einen neuen Wagen leisten konnte. Als in der Mittagspause immer noch einige Kinder um den Wagen herumschlichen, ließ ich sie einsteigen und fuhr mit ihnen einmal über die Baustelle. Das hätte ich besser gelassen, denn in den nächsten Tagen wollten alle Kinder einmal mit fahren.

Auf der Baustelle hatte Olivier zwei neue Lagerplätze eingerichtet, einen für Stangenhölzer und einen für Gras. Er hatte im Dorf bekannt gegeben, dass auf der Baustelle einige Flechter gebraucht würden und so versammelten sich nach und nach Männer, Frauen und ältere Kinder, die sich ein paar France verdienen wollten, am Graslager.

Bereits nach ein paar Tagen auf der Baustelle hatte ich festgestellt, dass im Dorf mindestens drei Stammesgruppen lebten. Bei der Auswahl der Flechter sollte ich also darauf achten, nicht nur eine Volksgruppe zu beschäftigen. Olivier hielt es für das Beste etwa 6 Personen einzustellen, die Ringe und Auflager herstellen sollten. Die Matten sollte ich direkt von den Familien kaufen, meinte Olivier. Olivier suchte nur ältere Männer zum flechten aus. Die jüngeren könnten besser auf den Feldern arbeiten, meinte er.

Mit jedem Tag ging es auf der Baustelle voran. Die Liste mit den zu besorgenden Teilen wurde immer länger und so entschloss ich mich zu einer Einkaufsfahrt nach Garoua. Ich wusste, nein, ich hoffte, in Garoua alles zu bekommen. Bei der SGCA hatte ich Bretter, Nägel und Kleinkram gekauft, alles was im Lager vorhanden war. Rohre, eine Pumpe, Waschbecken und Armaturen wollte ich da nicht bestellen. Nach Max’ Erfahrungen könnte es recht lange dauern bis alles eintreffen würde.

Darüber hinaus hatte ich das Bedürfnis, einmal mit anderen Leuten zu reden und legte die Fahrt auf ein Wochenende.

Abelas Amulet

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