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Ankunft in Schwarzafrika
ОглавлениеAls die Maschine in Marseille zur Landung ansetzte, kam das Meer immer näher. Aber hier ging alles gut. Wir startete wieder und nach überqueren des Mittelmeers lag die Sahara im Abendlicht unter uns. Jetzt war Zeit zu entspannen. Die Kabine war gut klimatisiert und ich schlief irgendwann ein.
Im Anflug auf Douala wurde ich wieder wach. Wir erreichten die Parkposition und die Treppe wurde, obwohl es schon dunkel war, ohne Kollisionskurs herangefahren. Die Lichter des Flughafens spiegelten sich im feuchten Rollfeld.
Als ich ins Freie trat traf mich die schwüle Luft mit voller Wucht. Es waren acht Grad mehr als in der Kabine bei einer Luftfeuchte von gefühlten 100%. Mir brach sofort der Schweiß aus. Diese Luft war schrecklich. In der Empfangshalle war es nicht besser. Ich ging mit den anderen Passagieren zu Passkontrolle. Jetzt wurde es ohne Visum noch einmal spannend. Der Beamte hinter dem Tresen öffnete meinen Pass, suchte und fand meinen Namen auf einer Liste, nahm einen großen Stempel und drückte ihn auf eine freie Seite. Dann trug er einige Zahlen ein und unterschrieb. So einfach war das also. Was ich nicht wusste, dem Beamten lag heute ein Telex vor, in dem meine Einreise angekündigt wurde. Auf meinen Koffer wartete ich allerdings vergebens.
Ich sah mich suchend in der Halle um. Ein junger Mann fragte nach meinem Namen und stellte sich als Karl vom DED vor. Karl war genervt, das konnte man ihm ansehen: „Ich bin jetzt den dritten Tag am Flughafen. Gestern war ich sogar zwei mal hier. Ich habe auch noch was anderes zu tun, als vergeblich auf Kollegen zu warten.“ platzte es aus ihm heraus. Dann fragte er etwas gelassener „Was war denn eigentlich los?“
Auf dem Weg zum Auto erzählte ich die Geschichte mit dem Visum und seine Laune besserte sich, das Klima leider nicht.
„Heute Nacht schläfst Du bei mir. Morgen fliegst Du dann weiter nach Yaoundé und dort wird man Dich in dein Projekt einweisen.“ Wir erzählten in dem schaukelnden Deux Cheveu Kastenwagen noch einige Dinge über unsere Projekte und nach gut einer halben Stunde bogen wir auf einen kleinen Garagenhof ein.
Karl wohnte in einem mehrstöckigen Wohnhaus im Zentrum der Stadt. Wir stiegen die offene Treppe hinauf. Karl öffnete die Wohnungstür. Auch in der Wohnung war es warm und feucht. „Dein Gepäck kannst du da abstellen.“ Karl zeigte auf eine Nische im Flur.
Als Karl merkte er wohl, dass mir das Klima nicht gefiel. „Es ist Regenzeit, dann ist das hier so. Wenn Du duschen willst. Nächste Tür rechts. Ich mach uns dann mal was zu essen.“
Ich duschte, zog meine seit Tagen nicht gewechselte Kleidung wieder an und kam mit meinem feuchten Handtuch auf den Balkon, wo Karl das Abendbrot bereitgestellt hatte. In der Ecke stand ein Rakje mit einigen Kleidungsstücken. „Leg das Handtuch man auch drüber, richtig trocken wird es hier sowieso nicht.“ Mit einem Glas Rotwein und Instruktionen für den nächsten Tag ging der Abend zu Ende.
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In Yaoundé war es nur 23° warm und die Luftfeuchtigkeit war erträglich. Die achthundert Höhenmeter verschafften der Stadt ein deutsches Hochsommerklima. Ich war froh, der Schwüle von Douala entkommen zu sein.
Das Regionalbüro war im Zentrum der Stadt. Im Verhältnis zu Tunis wirkte diese Stadt nicht sehr europäisch. Der Autoverkehr war zwar auch chaotisch, wie ich auf dem Weg vom Flughafen zum Büro feststellen konnte, aber längst nicht so dicht wie in Tunis. Mein erster Eindruck von der Stadt war positiv. Irgendwie gefiel mir, was ich sah.
Marita, die Sekretärin, eine kleine, zierliche Frau in meinem Alter, hatte mich vom Flughafen abgeholt. Auf dem Weg in die Stadt musste ich ausführlich von meiner Odyssee berichten und nun saß ich vor ihrem Schreibtisch. Hinter ihr an der Wand eine große Karte von Kamerun.
„Hier wird von 7:30 bis 12:30 gearbeitet, dann ist bis 15:00 Uhr Siesta und um 18:00 ist regulär Feierabend. Herr Beyersdorf wird um drei wieder da sein.“ begründete Marita die Wartezeit.
Marita war seit 6 Monaten hier und hatte ihre Vorbereitung auch in Berlin absolviert. Sie hatte zurückgerechnet und festgestellt, dass Ilse und Ingrid mit mir in der Vorbereitung waren. „Die beiden sind in einem Krankenhaus in Kali eingesetzt. Das liegt zwischen Garoua und Ngaoundéré hier im Norden, etwas abseits der Hauptstraße.“ Sie zeigte dabei die Lage auf der Karte.
„Und hier im Hospital von Garoua arbeitet Gudrun als Laborantin und Gerd Baumann, von dem Du übernehmen sollst. Er arbeitet dort in der Bauverwaltung.“ Das Gespräch ging hin und her bis schließlich der Regionaldirektor kurz vor drei Uhr ins Büro kam.
„Sie müssen der Herr Winter sein.“ begrüßte er seinen neuen Mitarbeiter. „Wie ich sehe haben Sie sich ja schon mit unserem Land beschäftigt.“ Das sagte er wohl, weil Marita gerade an der Karte stand und auf ein Nationalparkgebiet im Norden zeigte.
„Sehr viel habe ich bis jetzt aber noch nicht erfahren.“
„Na, kommen Sie mit in mein Büro. Dann werden wir dem abhelfen.“
Zunächst sollte ich zwei Wochen mit Herrn Baumann im Büro der Bauverwaltung arbeiten und dann die Baustellen übernehmen. Meine Unterbringung bis zur Fertigstellung der ersten Gebäude in Pont Carol sei in der Landwirtschaftsschule Karoual gesichert. Die Schule werde mir auch das erste Fahrzeug stellen. Vor meiner Weiterreise nach Garoua müssten aber erst noch einige Formalitäten erledigt werden. Das Visum für den Tschad müsse noch in meinen Pass eingetragen werden. Da sei hoffentlich morgen alles geklärt, denn ich erhalte ein Visum ‘plus houer sorti et entre’, zur mehrfachen Ein- und Ausreise, was sonst nicht üblich sei. Die Materialversorgung erfolge ja teilweise von Kamerun und man wolle sicher gehen, dass es keine Probleme bei den Grenzübertritten gibt. Herr Baumann würde mich übermorgen am Flugplatz in Garoua erwarten.
Die Frage „Wo bette ich mein Haupt?“ war schnell geklärt. Dafür gab es in der Wohnung der Sekretärin ein Gästezimmer. Bei angenehmen Temperaturen schlief ich ein, sogar in einem ordentlichen Bett.
Am nächste Tag wartete die Bürokratie. Wider erwarten bekam ich in der tschadischen Botschaft sofort mein Visum in den Pass gestempelt und am Nachmittag stockte ich mit Marita endlich meine Kleidung auf. Mein in Tunis so sorgfältig gepackter Koffer war immer noch allein auf Weltreise.
Am nächsten Morgen saß ich in einer DC 3 der Kamerun Air mit Ziel Fort Lamy und Zwischenlandung in Garoua.