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Agave americana L. Amerikanische Agave


Agave americana L. Amerikanische Agave, Theatrum Europaeum 1723

Um die Mitte des 16. Jhs. gelangte diese in Mexiko heimische Pflanze nach Europa. Von Spanien aus verbreitete sie sich zuerst im Mittelmeergebiet, wo die wintergrüne und wärmebedürftige Art auch dauernd im Freien wachsen kann und inzwischen auch vielerorts verwildert und eingebürgert ist. 1561 sah Joachim Camerarius als Student im Garten eines reichen Bürgers in Padua erstmals eine Agave und brachte damals vielleicht auch einen Ableger davon mit nach Nürnberg. 1588 wuchs sie in seinem dortigen Garten unter dem Namen Aloe spinosa. Carolus Clusius stieß auf seiner Spanienreise in einem Klostergarten bei Valencia ebenfalls auf diese Art, von der er Ableger nach Antwerpen schickte. 1576 beschrieb er sie als Aloe americana, unter welchem Namen sie dann auch bei Rembert Dodonaeus (1517–1585) und Tabernaemontanus erscheint und 1613 im Hortus Eystettensis farbig abgebildet wird. Im 17. und 18. Jh. war sie als dekorative Schmuckpflanze geradezu in Mode und gehörte zur Ausstattung jeder größeren und repräsentativen Gartenanlage. Ein besonderes Ereignis war es, wenn die hapaxanthe, d.h. nur einmal blühende und nach der Samenreife absterbende Pflanze nach vielen Jahren zur Blüte kam und einen imposanten, 3–8 m hohen Blütenstand entwickelte.

Das war in Mitteleuropa mit seinem kühleren Klima, das eine winterliche Unterbringung in Orangerien und Gewächshäusern erforderlich macht, erst nach 50 oder mehr Jahren der Fall, weshalb man die Art hier auch als Hundertjährige Aloe bezeichnete. Die äußerst seltene Blüte erregte in der Öffentlichkeit ein lebhaftes Interesse und wurde zumeist durch Druckschriften, Abbildungen und Münzprägungen ausführlich gewürdigt. Elsholtz beschreibt in seiner Flora Marchica (1663) und später auch in seinem Gartenbaubuch (1684) eine ganze Reihe derartiger Blühereignisse: 1586 in Florenz im großherzoglichen Garten, wenig später im Lustgarten eines Herrn Tornaboni, 1599 in Avignon, 1647 in Montpellier, um die gleiche Zeit in Pezenas in der Languedoc, 1658 in Stuttgart im fürstlichen Lustgarten, 1663 in Chora bei Meißen im Lustgarten des Herrn Conrad von Lösern, 1668 im herzoglich schleswigschen Garten zu Gottorf und 1669 in der Nähe von Jena. 1663 gab es in den kurfürstlich brandenburgischen Lustgärten 3 sehr große Exemplare, von denen man hoffte, daß sie in absehbarer Zeit ebenfalls zur Blüte kämen. Aber erst im Jahre 1712 entwickelte ein großes Exemplar vor dem Köpenicker Schloß einen riesigen Blütenstand mit 7277 Einzelblüten, was eine gebührende Schilderung und Abbildung im Theatrum Europaeum (T. XI) veranlaßte. Neben der graugrünen Urform fanden seit dem 18. Jh. die gelb- und weißpanaschierten Formen zunehmendes Interesse. Wurde die Art bisher noch den Aloen zugezählt, so stellte sie Linnaeus 1753 aufgrund abweichender Merkmale in eine neue Gattung, die er wegen der stattlichen Erscheinung der Pflanze Agave nannte (zu gr. agavé, »die Stolze, Herrliche, Glänzende«).

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