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ОглавлениеAmaranthus L. Fuchsschwanz
Die meisten der etwa 15 in Deutschland vorkommenden Fuchsschwanz-Arten sind unscheinbar grünlich blühende Unkräuter nährstoffreicher Hackfruchtäcker und Ruderalstellen. Neben diesen gibt es aber auch einige Arten mit auffällig purpurroten Blüten oder buntfarbigen Blättern, welche als Zierpflanzen kultiviert werden. Von ihnen kam der Garten-Fuchsschwanz (A. caudatus L.) in der Mitte des 16. Jhs. nach Deutschland. 1561 war er hier nicht mehr selten und breitete sich in der Folgezeit ständig weiter aus. 1623 bezeichnete ihn Bauhin im Pinax als Amaranthus maximus, und zu deutsch nannte man ihn in dieser Zeit »Tausendschön der größte«. Erst im 18. Jh. kam der heutige Name Fuchsschwanz auf. Über die Jahre hinweg blieb diese Art eine beliebte Gartenblume und wurde viel gepflanzt. Obwohl ihn Carl Bolle Ende des vorigen Jhs. zu den altmodischen Blumen zählte, hat sich der Garten-Fuchsschwanz bis heute gehalten, wird aber offensichtlich nicht mehr so häufig verwendet wie früher.
Über die Heimat dieser Art gab es unterschiedliche Meinungen. Bisher sah man Ostindien als Ursprungsgebiet an, und so schrieb Wein 1944: »Amaranthus caudatus kann mit Sicherheit als eine der wenigen Pflanzen angesehen werden, die das an botanischen Schätzen so reiche Indien in der Epoche der Renaissance in die europäischen Gärten entsandt hat«. Neuerdings hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß Südamerika die Heimat dieser Sippe ist. Von dort liegen präkolumbianische Samenfunde und Berichte über den Anbau aus der Zeit der spanischen Eroberung vor (Sauer 1967). Südamerika ist auch die Heimat des als Ursprungsart vermuteten Quito-Fuchsschwanzes (A. quitensis H. B. K.).
Keine Zweifel bestehen hingegen an der indischen Herkunft des Dreifarbigen Fuchsschwanzes (A. tricolor L.). Die süd- bis südostasiatische Gesamtart wurde in diesen Gebieten bereits seit Jahrtausenden als Gemüsepflanze kultiviert und spielt dort noch heute eine bedeutende Rolle im Gartenbau. Zierpflanze ist nur die convar. tricolor, eine Form mit rot-gelb-grün gescheckten Blättern. Für Italien zuerst 1551 belegt, kam diese Sippe wenig später auch nach Deutschland. 1561 wird sie von Gessner als Blitum maculosum aufgeführt, war aber damals in den deutschen Gärten noch selten. Unter dem Namen Amaranthus Tricolor bringt 1613 der Hortus Eystettensis eine schöne farbige Abbildung. Wegen ihrer buntfarbenen Blätter bezeichnete man sie damals zu deutsch als »Papageienfedern« (Camerarius 1588) oder »Papageykraut« (Tabernaemontanus 1591). Gegen Ende des 16. Jhs. war sie bis in die Lausitzen vorgedrungen, von wo sie 1594 Johannes Franke als Gartenblume Amaranthus tricolor, pictus, Blitum varium, »Papagey federle« aufführt. Als in die Augen fallende bunte Blattpflanze spielte sie im Renaissance- und im Barockgarten eine große Rolle und war damals weit verbreitet. Später ließ das Interesse an dieser Art jedoch erheblich nach. Sie ist heute bei uns fast nur noch in Botanischen Gärten zu sehen.
Vom Garten-Fuchsschwanz mit seinen vom Grunde an hängenden Blütenständen unterscheidet sich der Rispen-Fuchsschwanz (A. cruentus L., syn. A. paniculatus L.) durch seine aufrechten Blütenstände. Auch für diese Art wurde früher meist Indien als Heimat angegeben, doch belegen Samenfunde aus der Zeit um 3000 v. Chr. aus Mexiko ihre mittelamerikanische Herkunft. Dort in Amerika wurde die Art schon seit altersher als Körnerfrucht kultiviert. Man nimmt heute an, daß sie erst Anfang des 19. Jhs. über Asien nach Europa gekommen ist. Zu beachten ist jedoch, daß bereits der Hortus Eystettensis 1613 unter dem Namen Amaranthus maior panniculis rubris eine Amaranthus-Art mit aufrecht stehenden purpurroten Blütenständen abbildet. Gerard Aymonin (1988) meint, es müsse sich dabei wohl um A. paniculatus handeln. In Frage kommt freilich auch die hinsichtlich Farbe und Form des Blütenstandes sehr variable convar. erythrostachys des Bastard-Fuchsschwanzes (A. hybridus L. em. Robins) aus Mittelamerika, welche früher ebenfalls als Zierpflanze gezogen wurde. Das Gothaer Herbar des Caspar Ratzenberger belegt das Vorhandensein dieser Art in Deutschland bereits für 1598. Der Rispen-Fuchsschwanz läßt sich in Europa eindeutig erst Mitte des 18. Jhs. nachweisen. 1755 zog man ihn im Botanischen Garten in Uppsala, wo ihn Linnaeus 1759 als A. cruentus, 1763 aber teils als A. paniculatus, teils als A. sanguineus beschrieb. Unter letzterem Namen kultivierte man ihn 1808 im Botanischen Garten Berlin. Im 19. Jh. wurde er in Deutschland zu einer häufigen Gartenzierpflanze.
Den Namen Amaranth, der von Linnaeus auch für die heutigen Gattungen Celosia und Gomphrena verwendet wurde, erklärt Elsholtz in seinem Gartenbaubuch wie folgt: »Das Wort Amaranth heisset Unverwelklich: nicht daß die Blumen dieser Gewächse nicht sollten gleich anderen verwelcken: sondern weil sie ihre Purpurfarbe behalten, auch wenn sie trucken worden/den gantzen Winter durch: ja wan sie alsdan nur ein wenig in Wasser geleget werden/so bekommen sie die Höhe ihrer lebhaften Farbe so schön wieder/als wan sie allererst abgebrochen wären.« Die antiken Autoren haben mit gr. amarantos bzw. lat. amarantus freilich nicht die oben genannten Arten bezeichnet, sondern einen gelbblühenden Korbblütler, den man als Trockenblume verwenden konnte (Helichrysum stoechas (L.) DC. oder Achillea ageratum L.).