Читать книгу »Kaiserkron und Päonien rot…« - Heinz-Dieter Krausch - Страница 9
ОглавлениеAconitum L. Eisenhut
Aconitum napellus L. Echter Eisenhut, Tabernaemontanus 1591
Der in mehreren Unter- und Kleinarten in Hochstauden- und Lägerfluren der Alpen und anderer höherer Gebirge West- und Mitteleuropas bis hin zu den Karpaten heimische Echte Eisenhut (A. napellus L.) gehört durch seinen Gehalt an Aconitin und anderen Alkaloiden zu den giftigsten Pflanzen. Seine Giftwirkungen waren bereits den antiken Autoren bekannt, und auch Albertus Magnus schreibt von ihm, es sei ein sehr schlimmes und gefährliches Gift (»est venenum pessimum et perniciosum«). Damals verwendete man es als Heilmittel gegen die Lepra. Auch bereiteten die Hirten in den Gebirgen aus den knolligen Wurzeln Giftköder gegen Wölfe, weshalb die Pflanze auch Wolfswurz genannt wurde. Die Kräuterbücher des 16. und 17. Jhs. warnen vielfach vor dem Eisenhut als Heilpflanze, so z.B. Thomas Pancovius 1673: »Sollen derhalben vor diesem giftigen Kraut die Menschen sich hüten und innerlich nicht gebrauchen.« Zu dieser Zeit stellte man aus dem Eisenhut lediglich eine äußerlich anzuwendende Salbe gegen Läuse her. Seit dem 19. Jh. nutzt man die Inhaltsstoffe des Eisenhuts für bestimmte Medikamente zur Behandlung von Nervenschmerzen und Entzündungen.
Trotz seiner Giftigkeit wurde der Echte Eisenhut zu einer beliebten Zierpflanze. Der pfälzische Pfarrer, Arzt und Botaniker Hieronymus Bock gibt 1539 an, man ziehe das »blaue Eysenhütlein« »zu Straßburg inn den Gärten/für ein lustkraut/soll erstmals von Leon [Lyon] auß Franckreich kommen sein«. Nach Boom (1975) kultivierte man die Art in Frankreich schon 1480. Um 1560 wurde das »Blaw Eisenhütlein/oder Münchskappen seiner schöne vnd wolgestalt halben« in Deutschland vielfach als Zierpflanze in Gärten gezogen, wie Adam Lonicerus in seinem Kräuterbuch schreibt. Auch heute noch ist der Echte Eisenhut eine häufige Gartenblume, jedoch als eine an frische lehmige Böden gebundene Gebirgspflanze in den Sandgebieten der Tiefebenen deutlich seltener. Außer den aufgrund der starken Variabilität der Art vorhandenen unterschiedlichen Formen gibt es verschiedene durch Auslese und durch Kreuzungen entstandene Namensorten.
Neben dem Echten Eisenhut hat man seit altersher auch den ähnlich verbreiteten Bunten Eisenhut (A. variegatum L.) in Gärten gezogen. Er tritt uns in verschiedenen Pflanzenlisten und Kräuterbüchern entgegen, so z.B. 1561 in Gessners Horti Germaniae und 1594 in Frankes Hortus Lusatiae. Im Hortus Eystettensis (1613) wird er dann als Napellus flore variegato, »Gescheckte Narren/Kappen/oder Eysenhütlein« auch sehr schön farbig abgebildet. Schon bald entstand zwischen dieser ebenfalls vielgestaltigen Art und dem Echten Eisenhut der Bastard A. x cammarum L. em. Fr. (= A. stoerkianum Rchb.). Beide Sippen trifft man auch heute noch vielfach, vor allem in Gebirgsgegenden, als Gartenpflanzen an.
Der in Zentral- und Westchina heimische Herbst–Eisenhut (A. carmichaelii Debeaux) kam erst 1886 nach Deutschland. Durch Kreuzung dieser Art mit Wilsons Eisenhut (A. wilsonii Stapf et Mottet, heute nur als Varietät des Vorigen aufgefaßt), welcher 1903 von dem englischen Gärtner und Pflanzensammler Ernest Henry Wilson nach England eingeführt worden war, erzielte Georg Arends in Ronsdorf 1945 die Sorte ‘Arendsii’. Diese durch ihre späte Blüte (September–Oktober) interessante Sippe ist jedoch noch wenig verbreitet.