Читать книгу Rayan - Der Einsame Falke - Indira Jackson - Страница 10

„Möchtet ihr mir verraten, Herr, warum Euer Vater Euch um einen Anruf gebeten hatte?“, fragte Zach seinen Herrn Tahsin mit kaum verhohlener Neugierde. Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er sich zu viel herausnahm, fügte er schnell hinzu: „Es ist doch hoffentlich in Zarifa nichts passiert?“

In Wirklichkeit war er nicht um Zarifa besorgt, sondern hatte das Gefühl, dass an dieser Reise etwas nicht ganz koscher war. Azeem schien seine Besorgnis nicht zu teilen, aber der war auch noch nie aus Zarifa herausgekommen und daher entsprechend begeistert über alles Neue, sodass er die Feinheiten sicher nicht spürte. Zach war klug genug, seine Bedenken nicht mit dem zweiten Leibwächter zu diskutieren, denn wenn er recht hatte, war es besser je weniger Menschen involviert waren. Immerhin war die Überraschung der Wachposten bei der Transall unübersehbar gewesen. Handelte es sich wirklich nur um mangelnde Kommunikation, wie Tahsin ihm versichert hatte? Würde sein junger Herr einen Alleingang wagen? Und: was würde das für sie drei bedeuten? Mit Schaudern dachte Zach an die Unterredung mit Tahsins Vater vor einigen Monaten, als dieser ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass seine Aufgabe nicht blinder Gehorsam gegenüber Tahsin war, sondern er diesen vor jeglichem Schaden zu bewahren hatte, zur Not also auch vor sich selber. War dies so ein Fall?

Aber die Posten in Zarifa an der Landestelle der Transall hatten ihre Überraschung schnell überwunden und sie problemlos mitfliegen lassen, als Tahsin sie darüber informierte, dass er und seine Begleiter nach Alessia zu reisen gedachten. Bedeutete dies, dass der Flug mit dem Scheich doch abgesprochen war? Sicher hätte jemand sofort im Herrenhaus in Zarifa nachgefragt? Oder wagte man das angesichts von Tahsins Stellung vielleicht gar nicht? Zach wusste es nicht. Er rang mit sich, seinen Herrn einfach zu konfrontieren. Aber als man sie zügig ohne weitere Kontrollen an Bord gehen ließ, tröstete er sich, dass alles in Ordnung sein musste. Erst während des Fluges kamen ihm wieder die Zweifel. Natürlich kannten die Krieger sowohl ihn, als auch den Sohn ihres Anführers persönlich, und hatten daher nicht gewagt, sie direkt nach einer Autorisierung zu fragen oder ihnen gar den Flug zu verweigern.

Als sie dann ein Wagen im Hangar in Alessia abholte und Jamal sie bei ihrer Ankunft im Anwesen an der Eingangstüre pflichteifrig mit den Worten begrüßte: „Euer Vater hat Euer Kommen angekündigt, junger Herr“, war Zach beruhigt. Dann schien ja alles in Ordnung zu sein. Und doch … hatte Tahsin nicht ein klein wenig überrascht ausgesehen, dass der Fahrer im Hangar für sie bereitstand?

Also beschloss Zach, seinen Zweifel auszuräumen, indem er nach dem Telefonat zwischen Vater und Sohn fragte. Tahsin hatte sich mit dem Telefon in der Hand zu seinem Begleiter gesetzt, sodass Zach die letzten Worte seines jungen Herrn „Ja klar. Wenn du das wünschst, machen wir es so“, deutlich verstanden hatte. Sein Tonfall hatte dabei munter geklungen, gar nicht, als würde er etwas Verbotenes tun.

„Mein Vater war zunächst etwas besorgt“, erklärte Tahsin nun Zach auf seine Frage hin wahrheitsgemäß. „Aber ich habe ihm nun versprochen, dass wir gleich morgen früh in den Flieger nach Dublin steigen und dann im Anschluss so schnell es geht zurückkommen.“

„Prima. In Dublin war ich noch nie“, kommentierte Zach vergnügt und auch Azeem grinste erwartungsvoll. Nun war Zach beruhigt und freute sich auf die bevorstehende Reise. Dass Rayan seinem Sohn nach den Ereignissen im März 2016 ausdrücklich verboten hatte, jemals noch einmal Kontakt zu Megan aufzunehmen, wusste er nicht. Das Gespräch war damals unter vier Augen zwischen Vater und Sohn erfolgt. Und dass Tahsin nun so weit ging, Rayans Worte dreist zu verdrehen, weil dieser mit „morgen früh in den Flieger steigen“ natürlich die Transall zurück nach Zarifa gemeint hatte, während er und Zach am nächsten Morgen den Learjet in Richtung Irland besteigen würden, das ahnte Zach nicht.