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21. Mai 2016 – Offene Wüste – Kein Funken Mitleid
ОглавлениеNach der erneuten Auseinandersetzung mit Solomon hatte Marvin auch den Spaß am Herumführen seines „menschlichen Kamels“ verloren. Er war inzwischen zu sehr mit sich selbst und dem Laufen im Sand beschäftigt, da das Terrain stetig schwieriger wurde. Zudem hatte er eingesehen, dass Rayan zum Erklimmen der Dünen – genau wie er selbst – beide Hände benötigte. Entsprechend hatte er ihm die Fesseln abgenommen. Handschellen und Kettenschnur hatte er in seinen Rucksack gestopft, den er dann Rayan aufgehalst hatte. Dies lag daran, dass er selbst mittlerweile zunehmend erschöpft war. Zudem hoffte er, seinen Gefangenen damit einzuschränken, ohne Solomon gegen sich aufzubringen. Er klopfte auf den Griff seiner Pistole, die er nach wie vor in einem ledernen Holster am Gürtel trug: „Damit eines klar ist: Mit dem Ding hier treffe ich auch noch auf eine Entfernung von 30 Metern genau mein Ziel. Wenn du also meinst losrennen zu müssen, sei gewarnt, dass meine Kugel schneller ist!“ Dann wandte er sich an seine Männer: „Ihr habt mich gehört!“, tönte er, „wenn der Bengel versucht, sich aus dem Staub zu machen, dann knallt ihn ab wie einen Hasen – aber seht zu, dass ihr ihn nicht tötet, wir brauchen ihn schließlich noch.“
Die Söldner nickten grimmig, von ihnen hatte Rayan kein Mitleid zu erwarten. Der Anführer der Tarmanen fragte sich langsam, warum ER sich eigentlich so viele Gedanken um das Wohl DIESER Männer machte? Keiner von ihnen schien auch nur einen Funken Mitleid zu haben, dass er offenbar zunehmende Schmerzen hatte und sichtlich hinkte. Von wegen wegrennen! Daran war doch in seiner derzeitigen Lage gar nicht zu denken. Außerdem war er nicht dumm. Wenn er sich davonmachen wollte, so würde er es des nachts und klammheimlich tun. Aber das kam gar nicht in Frage. Die Falle war gestellt und nun wollte Rayan sie auch zuschnappen sehen. Sollten die Männer doch in ihr Unglück rennen!
Er überlegte wieder, was er stattdessen tun konnte, um an Solomon heranzukommen. Doch dieser hatte, nachdem er Marvin gemaßregelt und Marvin sich entschuldigt hatte, seinen Weg wieder aufgenommen, während Rayan hatte warten müssen bis Marvin ihm die Fesseln abgenommen hatte. Solomon war danach so weit voraus, dass Rayan keine Chance hatte, zu ihm aufzuschließen. Er tröstete sich damit, dass er sicher während des Nachtlagers eine Möglichkeit finden würde.