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23. Mai 2016 – Lagerplatz an der Ostseite von Zarifa – In der Falle

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„Was soll das heißen, deine Männer kommen nicht mit?“, ereiferte sich Marvin in aller Frühe am nächsten Morgen gegenüber Solomon, als sie sich noch vor Tagesanbruch auf den Weg machten, um in die Oase von Zarifa einzudringen. Sie hatten sich, wie von Rayan geraten, dem Gebirge in einem Bogen von Osten her genähert, wo sie im Schutz und Schatten der steilen Felswände, quasi am äußeren Rand der Berge von Zarifa, noch in der Wüste, ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Von dort aus war es gerade einmal eine halbe Stunde bis in die Oase von Zarifa.

Rayan jubilierte innerlich. Er hatte gewonnen, nun lief alles nach Plan. Zum einen befanden sie sich genau dort, wo der Scheich sie hatte haben wollen, und Solomon hatte ihr kurzes aber intensives Gespräch vom gestrigen Tag für sich behalten. Obendrein hielt er sich auch noch an Rayans Warnung. Besser konnte es doch nicht laufen. Er bemühte sich, seinen unterwürfigen Ausdruck beizubehalten, den Blick stets zu Boden gesenkt. Tatsächlich aber hörte er erfreut weiter zu.

„Unsere Abmachung galt, dich sicher an dein Ziel zu bringen“, antwortete der Wüstenführer dem Amerikaner gelassen. „Das haben wir getan! Denn Zarifa war doch von Anfang an dein Ziel, nicht wahr? Allein die Tatsache, dass du mir gesagt hast, du willst dich in der Oase von Farah mit den Tarmanen treffen, obwohl du in Wahrheit immer schon hierher wolltest, könnte mich von meinem Versprechen entbinden. Ich habe dich trotzdem mit meinen Männern bis jetzt begleitet. Nun führe deine Verhandlungen mit den Tarmanen, danach kommst du wieder zurück. Wir werden warten.“

Damit schien für Solomon die Diskussion beendet. Er wandte sich ab und wollte weggehen.

Doch auch wenn Marvin eine Sekunde lang mit offenem Mund überrascht starrte, hatte er sich schnell wieder gefangen. So rasch gab ein Mann seines Kalibers nicht auf: „Warte! Du hast auch versprochen, mich sicher wieder zurück nach Rabea Akbar zu bringen!“, versetzte er.

„Aber natürlich“, erklärte Solomon während er sich noch einmal halb zu dem Amerikaner umdrehte. „Sobald du deine Geschäfte erledigt hast, können wir uns auf den Rückweg machen, mein Freund“, ergänzte er noch, wobei er einen sarkastischen Unterton nicht ganz verbergen konnte.

Rayan verbiss sich ein Grinsen. Cleverer Solomon! Sollte Marvin überleben, sprach nichts dagegen, ihn wieder zurückzubegleiten. Dass diese Chance äußerst gering war angesichts der Tatsache, dass die Söldner offensichtlich in eine Falle liefen, war dem Wüstenmann dank Rayans Warnung klargeworden. Es schien, als habe sich Solomons innere Waage zugunsten des Anführers der Tarmanen geneigt.

Doch schon der nächste Wortwechsel vertrieb Rayan die gute Laune.

„Wer garantiert mir, dass du und deine Männer sich nicht einfach aus dem Staub gemacht haben, wenn ich wiederkomme, hmmm?“, fragte Marvin erbost.

„Ich garantiere das“, entgegnete Solomon stolz. „Mit meinem Wort“, und bevor sich der Amerikaner über diese Zusage lustig machen konnte, fügte er hinzu: „Außerdem werde ICH euch begleiten.“

Marvin war genauso überrascht wie Rayan von diesem Versprechen.

„Also gut! Deal!“, grinste der Amerikaner nun. Der Scheich dagegen schüttelte innerlich mit dem Kopf über so viel Sturheit seitens Solomons. Er musste all seine Beherrschung aufwenden, nicht in der letzten Sekunde aus seiner Rolle zu fallen. Rayan kam zu dem Schluss, dass Solomon offenbar glaubte, sich vor Ort bei den Tarmanen für das Wohl und den freien Abzug seiner Männer einsetzen zu müssen. Wie dumm! Dadurch war ihm der Tod sicher. Aber das musste Solomon doch wissen? Kaum einem Menschen in dieser weitläufigen Wüste waren die Gesetze der Tarmanen nicht bekannt. In diesem Moment erkannte Rayan, dass sich der Anführer dessen durchaus bewusst war, dass er es jedoch für unerlässlich hielt, selbst vor Ort Verhandlungen zu führen, damit wenigstens seine Krieger unversehrt abziehen konnten. Er sah die Situation offenbar klarer als Rayan gedacht hatte und hatte gespürt, dass die Falle längst zugeschnappt war. Würde es jetzt zum Kampf kommen, würde keiner von ihnen lebend diesen Ort verlassen, denn sie waren bereits umzingelt. Leider ergab sich keine Gelegenheit mehr, dass der Scheich noch einmal mit Solomon reden konnte. Denn im Schatten des Gebirges von Zarifa und gerade einmal zwei Kilometer von der Oase entfernt, die den Zugang zur Heimat der Tarmanen bildete, ließ Marvin weder Jassim noch Rayan eine Sekunde aus den Augen.

Rayan - Der Einsame Falke

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