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11. Februar 2017 – Irland: Dublin: Nahe des Trinity College – Innere Dispute

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Im Gegensatz zu seinem freundlich beruhigenden Lächeln gegenüber Megan hatte Tahsin die letzten Stunden in keiner sehr guten Laune verbracht. „Wieso hat mir keiner gesagt, dass sie einen Freund hat?“, hatte er wütend geschimpft, kaum dass er mit Zach alleine war. Azeem war nach wie vor am Flughafen und erwartete ihren Anruf, wie die weitere Vorgehensweise sein solle.

Zach hatte die Achseln gezuckt. „Wer hätte das wissen sollen, Herr?“, bemerkte er vorsichtig. „Immerhin sind wir relativ kurzentschlossen aufgebrochen“, fuhr er weiter fort. „Und nachdem sie erst seit sechs Monaten hier ist, kann sie auch noch nicht lange mit diesem ‚Manny‘ oder wie der heißt zusammen sein …“, sinnierte Zach, wobei er den Namen des Nebenbuhlers bewusst als unwichtig abtat. Er hatte sich sehr für seinen Herrn gefreut, dass dieser endlich das Mädchen wiedertraf, das er so schmerzlich vermisst hatte. Auch wenn Tahsin nie darüber mit ihm gesprochen hatte, so hatte Zach doch bemerkt, dass sein Herr ab und zu mit einem sehnsüchtigen Blick den Himmel angestarrt hatte. Ihm war klar gewesen, dass er dabei an Megans Augenfarbe gedacht hatte. Nun schien sich endlich alles zum Guten zu wenden – Megan war sichtlich erfreut gewesen, ach was, sie war überglücklich gewesen, bis dieser Martin angekommen war.

Zach hatte mit einer überstürzten Abreise gerechnet, doch sein Herr gab offensichtlich so schnell nicht auf. Es war vernünftig, dass er erst noch mit Megan reden wollte, um sich ihre Version der Geschichte anzuhören. Ein wenig machte er sich allerdings Sorgen wegen der Tatsache, dass sein Herr zur Engländerin gesagt hatte, er wolle „sie besser kennenlernen.“ Dafür dürfte kaum Zeit sein, wenn sie morgen bereits auf dem Rückweg sein sollten?

Tahsins Gedanken dagegen waren alles andere als ruhig, sie schlugen Kapriolen. Er hatte den Vorabend im Haus in Alessia mit Sina verbracht, die ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnt hatte. Sie hatten sich schon viel zu lang nicht mehr gesehen. Erst gestern Abend war ihm klargeworden, wie sehr er ihre sanften Berührungen vermisst hatte! Nun fragte er sich, ob ein erotisches Erlebnis mit Megan den gleichen Zauber innehaben würde? Natürlich, Megan war unerfahren, doch er würde ihr schon beibringen, was einem Mann gefiel. Und natürlich auch, auf welche Weise ein Mann sie verwöhnen konnte. Dann kam ihm das breite Grinsen Martins wieder ins Gedächtnis, der für seinen Geschmack viel zu attraktiv war. Waren die beiden offiziell zusammen? Seit wann? Und wenn ja: war Megan dann wirklich noch so unschuldig und unerfahren, wie Tahsin sie in Erinnerung hatte? In elf Monaten konnte viel passiert sein. Allein der Gedanke, dass dieser Kerl seine Finger – und wer weiß was noch – an Megan gelegt hatte, trieb Tahsin zur Weißglut. Doch er tröstete sich damit, dass Megan siebzehn Jahre lang enthaltsam gewesen war- wieso sollte sie sich auf einmal überstürzt in ein sexuelles Abenteuer werfen? Nein, nicht Megan! Bald konnte er sich mit ihr in aller Ruhe unterhalten und sie konnten gemeinsam festlegen, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Ja, das war ein guter Plan! Kaum, dass er zu dieser Erkenntnis gekommen war, wollte er seinen inneren Disput beiseitelegen. Doch gegen seinen Willen kam auf einmal Sina vor seinem inneren Auge hoch. Wäre er offiziell mit Megan verlobt, hätte sich die Aufgabe der Frau aus Alessia erledigt. Allenfalls würde sie ihm noch bei einem Bad behilflich sein, oder seinen Rücken massieren. Bei genauerer Überlegung war Tahsin klar, dass Sina dies niemals tun würde. Sobald es offiziell eine andere Frau in seinem Leben gäbe, würde sie sich zurückziehen – für immer. Eigenartigerweise störte ihn dieser Gedanke, den er nie zuvor zu Ende gedacht hatte. Ärgerlich verbannte er Sina aus seinen Überlegungen – für sie hatte er jetzt keine Zeit. Doch ein schlechtes Gewissen blieb.

Rayan - Der Einsame Falke

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