Читать книгу Rayan - Der Einsame Falke - Indira Jackson - Страница 20

11. Februar 2017 – Irland: Dublin: Trinity College – Bedrohliche Posen und knirschende Zähne

Оглавление

Erschrocken sah Megan zwischen Martin und Tahsin hin und her. Es war ihr mehr als unangenehm, dass sich die beiden jungen Männer so unvermittelt gegenüberstanden. Die feindselige Mimik ihres Freundes war unverkennbar, während der junge Scheich ein nicht lesbares Pokerface zeigte.

„Wenn Tahsin über das Treffen mit Martin überrascht ist, so sieht man ihm das kein bisschen an“, stellte Megan im Stillen bewundernd fest. Das strahlende Lächeln war verschwunden. Stattdessen war es nicht mehr möglich, zu erkennen, was Tahsin dachte. Wie gerne hätte Megan eine derartige Selbstbeherrschung. Sie schwankte zwischen Ärger und peinlich berührt sein. Wieso zum Teufel musste ihr Freund ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Er setzte doch sonst kaum einen Fuß in die Bibliothek? Sie ahnte die Antwort: vermutlich hatte jemand ihm gesteckt, dass sich ein gutaussehender Fremder nach Megan erkundigt hatte. Entsprechend geladen war er herbeigeeilt, um sein „Anrecht auf Megan“ zu verteidigen. „Männer und ihr Testosteron!“, dachte sie sich, aber nicht ohne sich auch ein wenig geschmeichelt zu fühlen. Wie viele ihrer Freundinnen konnten schon behaupten, zwei Verehrer gleichzeitig zu haben? Und einer davon war noch dazu ein echter Prinz!

Im Gegensatz zu Tahsin waren Martins Gefühle auf seinem Gesicht lesbar wie in einem offenen Buch. Er hatte den Mund vor Ärger und Eifersucht zu einer Grimasse verzogen. Da der Tisch quer zum Gang stand, musste er in diesem Moment eine Entscheidung treffen: sollte er rechtsherum auf Tahsin zugehen, um sich vor diesem aufzubauen? Fast wäre es dazu gekommen, doch da stand wie aus dem Nichts hervorgezaubert plötzlich eine weitere Person rechts von Tahsin. Zach! Natürlich. Eigentlich hätte Megan wissen müssen, dass der Scheich nirgendwo ohne seinen Leibwächter hinging. Geschickt hatte sich dieser so dezent im Hintergrund gehalten, dass Megan ihn bis soeben nicht bemerkt hatte. Azeem war am Flugzeug geblieben, um sicherzustellen, dass sich dort niemand an der Maschine zu schaffen machte. Außerdem war Tahsin bei dieser sehr privaten Angelegenheit ein Begleiter schon unangenehm genug.

Zachs Gesicht war im Gegensatz zu dem seines Herrn ganz und gar nicht ausdruckslos. Der tarmanische Krieger sah so finster drein, wie Megan ihn noch nie gesehen hatte. Seine Bereitschaft, jegliche noch so kleine Bedrohung seines Herrn mit entsprechendem Körpereinsatz sofort zu unterbinden war überdeutlich.

Verunsichert zögerte Martin kaum merklich, und entschied sich dann, doch besser auf die linke Seite des Tisches zu gehen – auf Megan zu. Eine Sekunde lang zuckten Tahsins Mundwinkel in einem ironischen Grinsen, das Martin das Blut ins Gesicht trieb. Der Ire war nun so in Rage, dass Megan einen Moment lang dachte, er werde sich entgegen jeglicher Vernunft mitten hier in der Bibliothek auf die beiden Besucher werfen.

„Martin!“, mahnte sie, „Reiß dich zusammen!“ Auch sie stand nun auf.

Ihre Worte zeigten die gewünschte Wirkung und Martin erlangte seine Fassung wieder. Er murmelte nur etwas von „arroganter Fatzke, kann wohl nichts ohne seinen starken Freund“, doch es war leise genug, damit Tahsin und Zach es wohlwollend ignorieren konnten.

Inzwischen hatte Martin Megan erreicht und legte seinen Arm um sie. Es war klar, was die Geste ausdrücken sollte: „Sie gehört mir – Finger weg!“

Die Engländerin wäre am liebsten im Boden versunken. Diese Szene hatte nichts mit ihren Träumereien zu tun und dass sie sich gerade noch geschmeichelt gefühlt hatte, kam ihr nun albern vor. Denn dieses Zusammentreffen hatte ihr eindeutig zu viel Aggressivität. Was mochte Tahsin jetzt von ihr denken? Was, wenn er wegen Martin wieder abreiste? Verzweifelt sah Megan ihn fast flehentlich an. Dieser Blick bewirkte, dass die Miene des Scheichs einen Moment lang seine Gefühle reflektierte. Er lächelte ihr beruhigend zu und sagte freundlich: „Wir sehen uns nachher Megan.“ Dann verneigte er sich leicht vor ihr.

Erbost machte Martin einen drohenden Schritt nach vorne, doch durch den Tisch und mit Megan im Arm wirkte die Pose halbherzig und unecht – keinesfalls bedrohlich, wie er beabsichtigt hatte.

Wieder huschte eine Sekunde lang ein sarkastisches Grinsen über Tahsins Gesicht – gerade lange genug, dass Martin seine Hand schmerzhaft um Megans Oberarm verkrampfte und mit den Zähnen knirschte.

Rayan - Der Einsame Falke

Подняться наверх