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10. Februar 2017 – Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus – Einen Tick zu fröhlich?

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„Hallo Vater, hier ist Tahsin“, klang es aus dem Hörer. Rayan schwankte zwischen Erleichterung, dass sein Sohn sich meldete, und Verärgerung angesichts seines Alleingangs.

„Hallo Tahsin“, sagte Rayan erzwungen ruhig. „Im Zweifel für den Angeklagten“, hatte er sich vorgenommen – obwohl es eigentlich kaum noch Zweifel gab. Sein Freund und Anwalt Taib war wie immer sehr findig im Beschaffen von Informationen gewesen: Ganz offenbar hatte Tahsin nach dieser Engländerin Megan geforscht und sie gefunden – in Dublin. Dort wollte er, wie es aussah, nun hin.

„Sei nicht böse Vater“, begann Tahsin in diesem Moment. „Wie du sicher inzwischen weißt, habe ich Megan gefunden! Sie ist nun volljährig, weshalb ich keinen Grund mehr sehe, sie nicht zu besuchen. Außerdem sind wir an ihrem College ja nicht alleine“, Tahsin lachte schelmisch.

„Weißt du, wie das aussieht, wenn jemand dich erkennt?“, fragte Rayan mühsam beherrscht. Schlimm genug, dass sein Sohn ihn hintergangen hatte, offenbar hatte er obendrein noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen deswegen!

„Megans Vater reibt sich die Hände, wenn du ihm einen Grund lieferst, sich für die Schmach, die du ihm erteilt hast, zu revanchieren.“ Der Scheich meinte damit die Tatsache, dass Tahsin entschieden hatte, dem Professor die Verantwortung für die Ausgrabungen, die dieser geleitet hatte, zu entziehen und ihn zudem des Landes zu verweisen. Dass er selbst dem Herrn im letzten Jahr einen Besuch in London hatte abstatten müssen, um ihn von einer erneuten Reise nach Alessia abzuhalten, hatte er Tahsin nie erzählt. Vielleicht hätte er es tun sollen, doch dafür war nun nicht der richtige Moment.

„Aber wer soll mich denn erkennen?“, argumentierte Tahsin. „Ich fliege dorthin, verbringe ein wenig Zeit mit Megan und dann sehe ich weiter …“

Rayan spürte, wie sein Puls zu rasen begann. Was fiel dem Jungen eigentlich ein? Dass er einfach so einen Urlaubstrip unternehmen konnte, wann immer es ihm in den Sinn kam? Was für ein Vorbild wollte er damit sein?

„Ist dir klar, dass du ohne meine Erlaubnis Zarifa verlassen hast?“, sagte Rayan in einem derart kalten Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass seine Geduld sich dem Ende neigte. Jeder seiner Untertanen wäre spätestens jetzt in Deckung gegangen. Auch Tahsin schwieg einen Moment lang. Dann fragte er vorsichtig: „Bist du sauer auf mich, Vater?“ Er seufzte tief. „Das tut mir leid! Aber ich dachte wirklich, dass du mich verstehst. Dass du verstehst, wie viel mir das bedeutet.“

Der Seitenhieb auf Rayans Vaterherz saß – Welcher Vater wollte sich schon gerne vorwerfen lassen, dass er kein Verständnis für seinen Sohn aufbrachte? Noch dazu, wenn es sich um einen jungen Mann handelte, der sich ganz klar im Liebesrausch befand.

„Also gut“, lenkte Rayan ein, dessen Ärger ein wenig durch Tahsins Entschuldigung besänftigt war. „Ich werde dir deine gedankenlose Abreise aus Zarifa nicht nachtragen. Es wird unser Geheimnis bleiben, dass du dafür keine Erlaubnis hattest. Aber morgen früh steigst du in den Flieger und kommst zurück, verstanden?“, fragte er.

„Ja klar. Wenn du das wünschst, machen wir es so“, antwortete Tahsin, dann beendete er das Gespräch.

Rayan starrte den Hörer noch einen Moment lang überlegend an. Er kannte seinen Sohn gut genug, dass dieser Tonfall einen Tick zu fröhlich gewesen war und die Zusage zu schnell. Es lag nicht in Tahsins Natur, sich so leicht geschlagen zu geben. Lag das daran, dass Tahsin vielleicht doch ein schlechtes Gewissen hatte? Der Scheich zwang sich, keine Gespenster zu sehen, doch er wusste, dass er erst Ruhe hatte, wenn er die Nachricht erhielt, dass Tahsin morgen früh die Transall in Richtung Zarifa bestiegen hatte. Bis dahin musste er sich gedulden. Schließlich konnte er wohl kaum einem angeblich autorisierten Flug hinterhertelefonieren ohne Misstrauen bei seinen Kriegern zu erregen.

Rayan - Der Einsame Falke

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