Читать книгу Affenknacker für Wiederholungstäter - Iris Fritzsche - Страница 10
3.3.2002 Ein Dresdner Stollen für Namibia
ОглавлениеEs begann gerade zu dämmern, als Willi und Elli aus ihren Betten sprangen. Sie hatten vor unserer Abreise noch eine Klettertour geplant. Elli war die Schnellste. Sie war schon fast fertig angezogen, als Willi sich gerade aus seinem Moskitonetz fitzte, in welches er sich beim Schlafen gewickelt hatte. Gemeinsam mit Herrn Rust wollten sie auf einem Schleichweg den Berg erklimmen, um von dort aus den Sonnenaufgang zu beobachten. Da eine solche Kraxelei nichts für mich war, nutzte ich die Zeit für Duschen, Anziehen und Kofferpacken. Doch dann interessierte mich doch ein bisschen, wo unsere drei zweibeinigen Gemsen denn stecken. Caroline, die Hausherrin, kannte natürlich die Schleich- und Kletterwege ihres Gatten. So konnte ich die Kletterer wenigstens mit dem Fernglas beobachten und zu Dokumentationszwecken auch ein paar Aufnahmen mit der Videokamera machen. Nach ca. einer Stunde waren sie wieder zurück, etwas geschafft, aber glücklich.
Nach dem die beiden dann ebenfalls ihre Koffer zusammengepackt hatten, ging es zum Frühstück. Besonders meine beiden Kletteräffchen hatten natürlich mächtigen Hunger. Danach kam die unvermeidliche Abschiedszeremonie. Weil wir Joachim und Caroline nun schon über mehrere Urlaube als ganz liebe Gastgeber kennengelernt und uns angefreundet hatten, hatten wir ihnen als Abschiedsgeschenk einen Dresdner Stollen in einer Blechschachtel mitgebracht. Caroline war ganz aus dem Häuschen, sowohl wegen des Stollens als auch wegen der schönen Schachtel. Natürlich freute sich Joachim ebenfalls. Aber Männer tun sich manchmal etwas schwer, das zu zeigen.
Marcus und zwei andere Farmarbeiter trugen die Koffer zu unserem frisch geputzten Auto. Willi öffnete die Heckklappe zum Einladen. Und da passierte es. Eine der Befestigungsnieten verabschiedete sich. Noch ehe wir dazu kamen Was nun? zu fragen, lief Marcus schon los, holte Werkzeug und eine neue Niete und im Handumdrehen war der Schaden behoben. Jetzt mussten wir aber endgültig los. Heute lag eine recht lange Strecke vor uns. Das Tagesziel hieß Namutoni und das liegt bekanntlich im Etosha-Nationalpark. Als Zwischenstation war auch noch ein Halt am Hoba-Meteoriten eingeplant. Jenem riesengroßen, zirka 50 Tonnen schweren Eisennickel-Meteoriten, der 1920 gefunden worden war. Na, da wird der Farmer damals nicht schlecht gestaunt haben, was er da auf seinem Gelände ausgebuddelt hat. Inzwischen wurde daraus eine Touristenattraktion und sogar ein Nationalmonument. Wie immer bekam unser Staunemäuschen Elli große Kulleraugen und der Mund blieb offen stehen, als sie den Meteoriten sah. Und auch das darum gestaltete Gelände mit den riesigen Kakteen riss sie zu Begeisterungsrufen hin.
Inzwischen war es Mittag geworden und die Temperaturen hatten die ortsüblichen 32 °C erreicht. Wir hatten zum Glück genügend Getränke eingepackt, um einem Hitzeschock vorzubeugen. Hunger hatten wir dagegen überhaupt nicht. Also beschlossen wir weiter Richtung Namutoni zu fahren. Dort trafen wir am späten Nachmittag nach ca. 6 ½ Stunden Fahrt (von früh inklusive Zwischenhalt am Hoba gerechnet) ein. Unsere erste Amtshandlung war das Aufladen der Akkus von der Kamera. Das hatte bei den Rusts irgendwie nicht funktioniert, und wir wollten doch alles festhalten, was wir erlebten. Danach reichte die Zeit noch für eine kurze Runde im Etosha, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Mit Erschrecken stellte ich dabei fest, wie viel Wasser im Park vorhanden war. Das bedeutete wenig Chancen, Tiere an den Wasserlöchern zu beobachten. Doch noch hofften wir, wenigstens unterwegs einige Tiere zu erspähen. Auf den ersten 15 Kilometern hatten wir kein Glück. Nicht mal ein Pummelschwänzchen von einem Springböckchen war zu erblicken. Trotzdem beschlossen wir die gewählte Runde wie geplant fortzusetzen. Diese Entscheidung sollte sich bald als goldrichtig erweisen. Am nassen Rand der Pfanne trafen wir zuerst mehrere Giraffen, später auch noch Kudus, Oryx und Gnus. Auch ein Sekretärvogel, mehrere Reiher und etliche andere kleine Wasservögel liefen uns vors Objektiv. An einem der Wasserlöcher, das auf unserer Runde lag, war es besonders lustig. Dort standen drei Giraffen. Dann umfuhren wir eine größere Baumgruppe, weil das eine Wendeschleife war und fuhren wieder in Richtung Ausfahrt. Plötzlich rief Elli: „Hier sind noch drei Giraffen!“ Sie hatte in ihrer Aufregung gar nicht bemerkt, dass wir im Kreis gefahren waren und dass es dieselben drei Giraffen waren, die wir schon zuvor gesehen hatten. Somit sorgte sie ungewollt für Heiterkeit bei uns allen. Doch nach dem sie ihren Irrtum bemerkt hatte, lachte sie herzlich mit.
Rechtzeitig vor Toresschluss waren wir dann wieder zurück im Camp. Willi war rechtschaffend müde und kaputt, da er den ganzen Tag gefahren war. Elli und ich dagegen machten noch einen Inspektionsgang durch das Camp. Wir erkundeten die Lage des Pools und des Wasserlochs. Wobei der Pool gleich einem Schwimmtest unterzogen wurde. Ich testete im Wasser, Elli stand am Rand und gab dazu passende Kommentare. Auf dem Rückweg beschlossen wir heute unsere mitgebrachten Fertiggerichte aufzuessen und nicht ins Restaurant zu gehen. Auch Willi war mit diesem Vorschlag einverstanden. Der anschließende Verdauungsspaziergang führte zum beleuchteten Wasserloch. Dort war aber nichts los, sodass wir bis zum Fort weiterliefen. Dort entdeckten wir einen Aufgang der in einem Turmzimmer mit einem riesigen Diorama von der Herero-Schlacht endete. Die Treppe weiter hinauf bis zur Aussichtsplattform stiegen wir aber nicht. Was soll schon eine Aussichtsplattform nützen, wenn es ringsherum stockdunkel ist. Auf dem Rückweg zum Bungalow filmte ich dann noch einen kleinen Fenek, der sich im Camp recht wohl zu fühlen schien und sich sogar von den Gästen füttern ließ.