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1.3.2002 Endlich Urlaubsbeginn!

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Die letzte Nacht war nicht sehr erholsam gewesen, obwohl wir ja alle hundemüde gewesen waren. Doch wir hatten, wie wir es von zu Hause gewöhnt waren, nachts das Fenster offen gelassen. Frische Luft zum Schlafen tut ja gut. Das war aber ein Fehler gewesen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich nämlich eine Tankstelle. Die hatten wir zwar gesehen aber nicht geahnt, dass sich dort ein nächtlicher Jugendtreff befindet. Statt Schlaf bekamen wir Disko-Musik in erheblicher Lautstärke auf die Ohren. Auch ein nachträgliches Schließen der Fenster brachte nur eine geringe Senkung des Lärmpegels. Und als die Musik endete, übernahm es die Morgensonne uns zu blenden, bis wir uns gegen 7:00 Uhr mit einem Stoßseufzer entschlossen aufzustehen. Elli kümmerte sich um die Zubereitung eines Frühstücks. Ich versuchte mit dem Flughafen zu telefonieren. Leider ohne Erfolg. Entweder war dort noch keiner im Dienst oder alle dreißig Parteien hatten sie nachts auf Trab gehalten und nun waren sie ebenfalls völlig entnervt.

Trotzdem beschlossen wir beim Frühstück heutigen Tages abzureisen. Durch den Regen und die ganze Sache mit den Koffern war unser Reiseplan eh schon durcheinander geraten. Wir trugen zwar immer noch unsere Winterpullover mit denen wir in Dresden gestartet waren, aber notfalls mussten wir uns eben noch ein T-Shirt kaufen.

Als wir herunter kamen, empfing uns vor der Haustür die junge Frau von der Zimmervermietung. Auch sie fragte natürlich nach den Koffern. Als sie erfuhr, dass diese immer noch nicht eingetroffen waren und wir auch keinen auf dem Flughafen erreicht hatten, griff sie selbst zum Hörer. Sie kannte wohl noch eine andere Nummer als die, welche wir erhalten hatten. Und siehe da, sie erreichte jemanden. Sie sprach sehr schnell, laut und verwendete wohl auch einige nicht stubenreine Worte, soweit ich etwas verstanden habe. Als sie schließlich den Hörer auf die Gabel knallte, hatte sie hochrote Ohren und glühende Wangen. Stolz verkündete sie uns: In 20 Minuten sind ihre Koffer hier vor der Tür! Na wenn das kein erfolgreiches Gespräch war, weiß ich auch nicht. Vor allem, nach der angekündigten Zeitspanne fuhr tatsächlich ein weißes Auto mit Flughafenlogo vor, lud die Koffer aus und entschuldigte sich noch ein halbes dutzend Mal. Der Container mit den Koffern sei versehentlich in Johannesburg stehen geblieben, teilte uns der Fahrer mit. Nun sei hoffentlich alles in Ordnung. Wir mussten nur noch das Übergabeprotokoll unterschreiben (ja Ordnung muss sein, auch im größten Chaos), er wünschte noch einen schönen Urlaub und schon rauschte der Fahrer wieder ab. Jetzt gab es für uns kein Halten mehr. Die Koffer wurden in unseren Toyota geladen und ab ging die Fahrt. Ha, denkste! Dieses Mal ist Elli der Bremsklotz. Sie hatte noch kein einheimisches Geld, keine Namibia-Dollar. Wir hatten ja aus den Vorjahren noch welches, sie aber nicht. Auf dem gestrigen Weg zur Kaufhalle hatten wir unweit eine Bankfiliale gesehen. Diese steuerten wir jetzt an. Obwohl am Schalter eine Schlange von mindestens zehn Leuten stand, ging es für hiesige Verhältnisse sehr schnell. Nach nur zehn Minuten waren wir schon an der Reihe. Nun aber schlug die hiesige Mentalität voll zu. Nach dem wir unser Begehren kundgetan und Geld und Pass durch das Schalterfenster gereicht hatten, wurde der Computer von der Angestellten malträtiert. Wie wild hämmerte sie darauf herum. Nur um nach einiger Zeit festzustellen, dass sie für diese Transaktion den Freigabecode ihrer Vorgesetzten benötigt. Toll! Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und lief durch die Diensträume, um diese zu suchen. Nach nur drei Runden durch die Diensträume wurde sie fündig und brachte die Chefin angeschleppt. Aufgeregt auf sie einredend, zerrte sie sie zum Computer. Vier Tasten gedrückt, damit war für diese die Sache erledigt und sie schwirrte wieder ab. Doch nicht das wir jetzt das Geld ausgezahlt bekamen. Erst einmal hämmerte die Angestellte nun wieder auf dem bedauernswerten Computer herum. Woran lag es denn nun wieder? Erneut rannte sie los und brachte einen zweiten Angestellten mit. Der hatte eine große Kiste dabei. Auf unsere Frage nach dem erneuten Grund der Verzögerung antwortete er, dass kein Papier mehr im Drucker sei. Damit könne das Abrechnungsformular nicht ausgedruckt werden. Und ohne Abrechnungsformular dürfe kein Geld ausgezahlt werden. Bereits beim dritten Anlauf lag das Papier ordnungsgemäß an seinem Platz. Das Formular konnte gedruckt werden, Elli unterschrieb und erhielt endlich ihr Geld ausgezahlt. Die ganze Aktion hatte unter einer Stunde gedauert. Welch atemberaubendes Tempo! Ja, in Afrika muss man eben viel Zeit haben. Da ich solche Aktionen ja schon von früheren Reisen kannte, brachte ich auch die notwendige Geduld auf. Elli war da noch etwas wuscheliger. In Deutschland heißt es immer Zeit ist Geld! Hier musste es heißen Alles hat Zeit, auch das Geld!

Endlich war nun wirklich alles erledigt und wir konnten die Stadt in Richtung Waterberg verlassen. Ich hüpfte hinter das Lenkrad, und ab ging die Fahrt auf der Straße nach Okahandja.

Wir hatten die Stadt kaum verlassen, als wir eine nicht ganz jugendfreie Aktion starteten. Der nächstgelegene Seitenweg wurde angesteuert, die Koffer auf-, die Sachen herunter gerissen. Schwupp, schon standen wir in Unterwäsche im Busch. Genau so schnell schlüpften wir in unsere sommerliche Urlaubsbekleidung. Wer uns dabei beobachtet hat, hatte sicher viel Spaß. Jetzt war endlich URLAUB! Schnell rollten wir weiter in Richtung Okahandja. Das Auto war trotz seiner Größe sehr leise und reaktionsschnell. Was uns bei der Begegnung mit einem Warzenschwein zugutekam. Sorgen machte uns nur der immer dunkler werdende Himmel. Es dauerte auch gar nicht lange und es begann erneut zu regnen. Der Regen knallte plötzlich und ziemlich heftig an die Autoscheibe. Doch er währte nicht lange. Nach weniger als einer halben Stunde, wir hatten noch nicht einmal Okahandja erreicht, war alles vorbei und die Straße wieder so gut wie trocken. Das war auch gut so. Denn in Okahandja wollten wir ja unseren ersten Tagesstopp einlegen. Ich wollte mit Elli unbedingt auf den Schnitzermarkt. Um aber im Zeitlimit zu bleiben, hielten wir gleich am vorderen Markt, kurz hinter dem Ortseingang. Einige hübsche Stücke gingen nach ausgiebigem Feilschen in unseren Besitz über. Als einige der Händler uns dann doch zu sehr auf den Pelz rückten, war das für uns das Zeichen, dem Markt den Rücken zu kehren und weiterzufahren. Von hier aus sollte es schnurstracks zum Tagesziel gehen. Am Übergang von der bisherigen Teerstraße zum staubigen Pad hielten wir nur kurz an, um einen Fahrerwechsel durchzuführen. Willi übernahm nun das Steuer. Selbst die sonst sehr staubige Schotterpiste war durch den Regen angefeuchtet und es staubte weniger als gewöhnlich. Dafür machten wir die Erfahrung, dass der gelb-braune Untergrund bei Kontakt mit Wasser schnell zur schmierigen Rutschbahn wird.

Die Schotterstraße führte parallel zum Waterberg, vorbei an Farmzäunen, Kameldornbäumen und riesigen Termitenbauten. Nach etwa 20 Kilometern erreichten wir die Zufahrt zu unserer Gästefarm. Dort wurden wir bereits von einem der schwarzen Angestellten erwartet. Bis zum Haupthaus mit den Gästequartieren ging es nun weitere vier Kilometer über eine steinige Huckelpiste. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass hier sogar LKWs entlang gefahren sein sollen. Die Strecke sah extrem schmal, steinig und verwinkelt aus. Dann war es endlich geschafft. Da wir uns von der vorigen Reise kannten, fiel die Begrüßung entsprechend herzlich aus.

Nach dem wir unsere Behausung, das schönste Quartier des Geländes, bezogen hatten, schlüpfte ich so schnell es ging in meinen Badeanzug und marschierte mit Elli in Richtung Pool. Das tat gut! Nach dieser Erfrischung ging es an den Kaffeetisch. Wie immer bei Rusts, gab es zur Begrüßung selbst gebackenen Kuchen und frischen Kaffee. Das war schon zum Ritual geworden. Am Kaffeetisch trafen wir auch Oma Gundula, das Faktotum der Farm, wieder. Sie hatten wir ebenfalls vor zwei Jahren bei Rusts kennengelernt. Eine nette alte Dame, schon über 80 aber sehr agil und reiselustig.

Nach dem Kaffee wollten wir uns etwas Bewegung verschaffen. Herr Rust empfahl uns zu diesem Zweck eine Wanderung zur Quelle. Ja, auf seine eigene Quelle war er sehr stolz. So etwas hatte nicht jeder Farmer in Namibia. Doch die günstige Lage in einem Kerbtal des Waterbergs machte es möglich. Da das Gelände noch nicht sehr erschlossen war, gab er uns seinen Arbeiter Marcus als Führer mit. Der sprach sogar recht gut deutsch und erklärte uns unterwegs noch einige Naturschönheiten, die es hier gab. Zum Beispiel lernte ich den Unterschied zwischen den weißen und den schwarzen Termiten. Der liegt nicht nur in der Farbe, sondern auch in ihrer Lebensweise. Genau habe ich mir das allerdings nicht gemerkt. Wir rasteten an der Quelle unter einem uralten Feigenbaum, tranken klares kaltes Quellwasser und bestaunten eine alte Inschrift am Stamm. Marcus erzählte, dass diese noch aus der Zeit der Kämpfe mit den Hugenotten stammt und sie manchmal sogar noch alte Soldatenknöpfe finden würden. Es war also eine wirklich interessante Wanderung, die uns sogar noch einiges aus der alten Geschichte vermittelte.

Nach einem sehr leckeren Abendbrot folgte ein weiteres Rustsches Ritual, das Gespräch am Lagerfeuer. Hier berichtete jeder, was er so in letzter Zeit erlebt hatte. Wir gaben dabei natürlich unsere Erlebnisse mit den Koffern zum Besten. Doch irgendwann ist auch das schönste Lagerfeuer heruntergebrannt und alle verschwanden in ihren Betten. Heute würde es eine ruhige erholsame Nacht werden.

Affenknacker für Wiederholungstäter

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