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16.3.2002 Familientreffen
ОглавлениеHeute früh war Willi der erste, der aus dem Bett sprang und uns antrieb. Wie immer hatten wir ein volles Tagesprogramm geplant, da durfte keine Zeit vertrödelt werden. Heute ging es zum Tafelberg. Der Weg war gut ausgeschildert, verfahren konnten wir uns also nicht. Auch ein Parkplatz samt dazugehörigem Wächter war schnell gefunden. Wir hatten Glück, bis zur Talstation war es nicht weit. Ich dachte, ich würde die Talstation kennen. Doch wie erstaunt war ich, als ich sie total verändert fand. Die ganze Station war umgebaut worden. Und die Bahn hatte neue Gondeln bekommen. Sie sind jetzt rund und fassen 64 Passagiere. Die Türen werden per Hydraulik geöffnet und geschlossen. Der Führerstand befindet sich in der Mitte, nicht mehr vorn. Während der Auffahrt dreht sich die Gondel langsam um sich selbst, sodass jeder die Möglichkeit hat, nach allen Seiten zu gucken, ohne seinen Platz zu verlassen. Dadurch gibt es auch kein Gedränge mehr wegen der besten Fotomotive. Ich finde das sehr interessant. Etwas Ähnliches kannte ich von früher. Da hatte der Berliner Fernsehturm auch so eine Hydraulik, die die gesamte Restaurant-Etage herumfahren ließ. Oben auf dem Berg empfing uns eine strahlende Morgensonne und animierte uns zu einem Spaziergang auf dem Plateau. Weil wir uns ein Zeitlimit gesetzt hatten, wanderten wir nur einen Teil der Plateauwege ab. Dabei sahen wir zwar jede Menge Eidechsen (besonders die schwarzen) und auch Vögel, aber keine Dassies. Dabei hatte ich mich gerade auf diese putzigen Gesellen aus der Gruppe der Klippschliefer so gefreut. Kaum zu glauben, dass diese niedlichen Pelzknäule mit den Elefanten verwandt sein sollen. Vom Aussehen her hätte ich sie eher den Meerschweinchen zugeordnet. So kann man sich halt irren. Nach unserem Spaziergang kehrten wir im Selbstbedienungsrestaurant gleich neben der Bergstation ein. Willi und ich hatten Durst. Elli fand endlich ihr schon lange gesuchtes Pfefferminzeis und lutschte begeistert los. Dann ging es wieder abwärts.
Unser weiterer Weg führte uns Richtung Simonstown. Wir kamen aber erst einmal nur bis Hout Bay. Dort bremste uns eine Umleitung, Straßenbauarbeiter stellten sich uns in den Weg. Die wollten doch nicht etwa unseren Elan ausbremsen? Doch zum Glück nur innerorts und leicht zu bewältigen. Dann wollten wir eigentlich über Komantie fahren, weil wir Elli die überlebensgroßen geschnitzten Holzfiguren zeigen wollten. Doch irgendwie verpassten wir eine Abfahrt. Entweder war das Schild zu winzig gewesen oder gleich gar nicht vorhanden. Wie auch immer, eine Ersatzvariante hatten wir schnell zur Hand. Wir machten einen Abstecher zu Scratch Patch! Doch nicht um eine erneute Fabrikbesichtigung zu machen. Wir wollten noch ein bisschen den Edelsteingarten plündern. Offizielle Begründung meinerseits: Ich brauche noch Steine für meinen geplanten Zimmerspringbrunnen! Ich sammelte eine ganze Menge der hübschen Steinchen. Sogar die Hosentaschen wurden gefüllt. Kaum zu glauben, dass das alles Abfallprodukte der Produktion waren. Elli war noch eine Nummer verrückter als ich, sie stopfte sich neben den Hosentaschen auch noch die Jacke und die Handtasche voll. Willi lief während unserer Sammelaktion draußen hin und her als müsse er Schmiere stehen, weil wir etwas Verbotenes tun. Immer wieder mahnte er: „Nehmt nicht so viel, das fällt auf!“ Na ja, ein bisschen überängstlich der gute. Der Pförtner beobachtete uns grinsend und hatte seinerseits sicher Spaß an uns verrückten Touristen. Dabei funktioniert das ganze nach dem Motto: „Keiner war’s, niemand hat’s gesehen und alle spielen mit!“ Sind doch eh alles Ausschusssteine! Grins!
Von dort aus gondelten wir noch zu der Straußenfarm am Kap. Auf dem Parkplatz stand, etwas versteckt unter Bäumen, ein Auto, welches uns trotzdem gleich auffiel. Etwas war merkwürdig daran. Als wir genauer hinsahen, entdeckten wir, dass es ein Bautzener Kennzeichen hatte. „Tja, Sachsen erobern die Welt, sogar bis hinunter zum Kap!“, fiel uns dazu nur ein. An der Führung auf der Farm haben wir aber nicht teilgenommen, dazu reichte unsere Zeit nicht aus. Schließlich wollten wir pünktlich zu unserem privaten Familientreffen bei meinem Cousin Tom sein. Ok, ganz haben wir es leider nicht geschafft, aber Tom und seine Frau haben sich auch so riesig gefreut. Als erstes war „Weihnachten“, wie wir es spaßigerweise nannten. Man könnte auch sagen, wir haben alle für die Familie mitgebrachten Dinge übergeben. Vieles davon hatte meine Mutter uns mitgegeben. Na ja, einiges von uns kam noch dazu. Eben fast wie Weihnachten. Gestaunt haben wir, wie Toms Sohn Paul gewachsen war. Aber er ist immer noch so ein eigenwilliges Kind wie damals. Doch zum Thema Erziehung will ich mich nicht weiter äußern, damit müssen die Eltern schon allein klarkommen. Nach diesem Nachmittag sind wir wieder weg. Also zurück zum Nachmittag. Tom hatte auf unseren Wunsch hin einen Fisch zum Grillen besorgt. Es gab zwei verschiedene Sorten Fisch, Yellowtail und Kingklip. Schmeckt gegrillt beides fantastisch. Dazu hatte Toms Frau eine tolle Zitronen-Butter-Soße und Kartoffelgratin gezaubert. Zum Nachtisch gab es Gurkensalat. Ach ja, während der Fisch auf dem Grill lag, gab es noch Nudeln mit Muschelsoße (mit ganzen Muschelfleischstücken).
Nach dem Essen, als die Männer dann zu den etwas herzhafteren Getränken übergingen, unterhielten wir uns bis in den Abend hinein. Als es draußen etwas frischer wurde, zündete Tom ein Feuer im Kamin an und wir zogen mitsamt unserer Getränke nach drinnen. Gegen 20:30 Uhr begannen wir zum Aufbruch zu rüsten. Tom gab mir noch ein paar Tipps betreffs der Fahrtroute. Nach der großen Abschiedszeremonie mit Küsschen und allseitigen guten Wünschen, starteten wir zurück zur Villa.