Читать книгу Affenknacker für Wiederholungstäter - Iris Fritzsche - Страница 22
15.3.2002 Die Reblaus lässt grüßen
ОглавлениеHeute stand einer meiner Lieblingsbeschäftigungen auf dem Programm: Fahrt ins Weinanbaugebiet mit Testaktion. Ausgesucht hatten wir uns das Anbaugebiet Paarl. Es liegt von Kapstadt aus sehr günstig. Mit entsprechendem Schwung hüpften wir aus den Federn und hinein in die Sachen. Natürlich wollten wir solche Weingüter bevorzugen, die außer Wein noch andere Schmäckerchen boten. Gleich das erste Gut war ein Volltreffer. Hier lautete das Angebot zehn Weine und dazu noch die gleiche Menge selbst gemachten Käse testen. Was passt besser zusammen als Wein und Käse und noch dazu so reichlich. Der Preis für den ganzen Spaß: 10 Rand. Das ist umgerechnet wenig mehr als ein Euro. Wer wollte da noch meckern? (Außer den einheimischen Ziegen, die das ja immer tun.) Willi hatte sich nach seiner Genesung freiwillig bereit erklärt, die Rolle des Fahrers zu übernehmen. Tja, schlecht für Willi, gut für Elli und mich, kann ich da nur sagen. Doch ich will ja nicht lästern, wir hatten trotzdem alle unseren Spaß. Wir gingen ganz „wissenschaftlich“ an die Sache heran. Dazu benötigten wir eine Weinliste und einen Stift. Auf der Liste wurden unsere Geschmacksfavoriten mit Zensuren benotet. Erwartungsgemäß blieb es nicht bei dem einen Weingut. Es folgte ein zweites und auch noch ein drittes. Nach diesen ersten drei Gütern hatten wir insgesamt schon 21 Sorten (!) getestet, begutachtet und auf den Weinlisten „zensiert“. Natürlich waren einige als besonders schmackhaft eingestufte Sorten schon in Form mehrerer Flaschen in unseren Besitz übergegangen. Nach diesem Dreigespann eröffneten wir Willi, dass es so nicht weitergehen kann. Er staunte über unsere weise Erkenntnis, rätselte aber, wie wir das wohl wieder gemeint haben könnten. Nun, immer nur flüssige Nahrungsaufnahme sei ungesund, verkündeten wir daraufhin. Es müsse feste Nahrung her. Zum Glück haben die meisten Weingüter auch eine eigene Gastwirtschaft. Willi machte sich über eine Portion Spaghetti/Bolognese her, wir entschieden uns für einen herzhaften Salat. Dazu ausnahmsweise eine Flasche Saft. Für Willi eine extra Flasche. Er war ja beim Testen durch seine Rolle als Fahrer doch etwas arg zu kurz gekommen.
Nach dem wir eine stabile Grundlage geschaffen hatten, ging die Testerei munter weiter. Es folgten drei weitere Weingüter mit insgesamt 12 weiteren Sorten, welche die Ehre hatten, unseren Gaumen zu erfreuen. Dann beschlossen wir, dass wir für heute genug getestet hätten. Ich hatte mir aber in den Kopf gesetzt, unbedingt noch die Krokodile aufzusuchen. Keine frei lebenden im Fluss, nein, auf einer Krokodilfarm. Dort hatte es mir letztes Mal sehr gut gefallen und Elli kannte sie noch nicht. Andererseits war es inzwischen schon recht spät, vielleicht schon zu spät. Die Uhr zeigte bereits kurz nach 17:00 Uhr. Na ja, erst einmal hinfahren. Klar, das hatte ich erwartet, das Gittertor war schon verschlossen. Willi machte gleich wieder kehrt, als es das sah und setzte sich ins Auto. „Macht was ihr wollt“, knurrte er uns hinterher. Doch Elli und ich ließen uns davon nicht abschrecken. (Ha, wir können ja lesen!) An der Tür hing nämlich ein Schild. Darauf stand, dass wenn das Tor verschlossen ist, die Klingel betätigt werden soll. Und unser kleines Teufelchen im Kopf meinte, dass unser Fall ganz dringend nach einem Druck auf den Klingelknopf verlangte. Also drückten wir dreist auf das unschuldige Knöpfchen. Es dauerte auch gar nicht lange, als ein älterer Herr erschien und fragte, ob wir die Krokodilfarm besichtigen möchten. Na aber sicher! Hätten wir sonst geklingelt? Er öffnete das Tor und ließ uns ein. Die Rolle des Führers durch das Gelände übernahm er auch gleich. Als Abschluss zeigte er uns im Schulungsraum noch ein Video über das Leben und die Geburt eines Krokodils. So interessant hatte ich es gar nicht in Erinnerung gehabt. Vielleicht wird man ja auch nur beim ersten Besuch zu sehr von allen möglichen Details abgelenkt. Jedenfalls stöberten wir zum Abschluss auch noch im zugehörigen Shop herum. Elli hatte ein Auge auf ein Paar Kroko-Sandalen geworfen. Als sie jedoch den Preis hörte, erlosch ihr Interesse augenblicklich. Ich griff bei den angebotenen leeren Krokodil-Eiern und den Postkarten zu. Nach etwa eineinhalb Stunden verließen Elli und ich fröhlich die Krokofarm, nur um kurz darauf auf einen etwas mürrisch im Auto wartenden Willi zu treffen. Dass wir nun endlich bereit waren nach Hause zu wollen, nahm er positiv auf. Nur sein Hinweis auf die Blendwirkung der sehr tief stehenden Sonne kam etwas ungehalten über seine Lippen. Klar, jeder Autofahrer weiß wie blöd es ist, wenn die Sonne direkt von vorn scheint und ständig blendet, aber mit vereinten Kräften und vielen guten Worten schafften wir die Strecke bis zurück nach Kapstadt. Dort verpassten wir mal wieder die richtige Abfahrt und mussten wieder eine halbe Stadtrundfahrt machen, bis wir unsere Villa Luzi wiedergefunden hatten. Jetzt musste nur noch die Tagesausbeute an „Schätzen“ bis auf das Zimmer geschleppt werden. Schließlich wollten wir nicht riskieren, dass es uns so erging, wie vor vier Jahren, als das Auto aufgebrochen und unsere Weinvorräte geklaut worden waren. Jetzt nur schnell noch eine Runde Post erledigen und dann ab ins Bett. Der Tag war ja ereignisreich genug gewesen.