Читать книгу Affenknacker für Wiederholungstäter - Iris Fritzsche - Страница 24
17.3.2002 Sonntagsmarkt
ОглавлениеUnd wieder geht ein ereignisreicher Tag seinem Ende entgegen. Weil heute Sonntag war, ließen wir es ganz ruhig angehen. Früh schlichen wir nach und nach aus den Betten, machten Morgentoilette und warteten aufeinander. Die Zwischenzeit wurde für die Erledigung von versprochener Post verwendet. So gegen 8:30 Uhr bequemten wir uns dann in Richtung Frühstück. Danach großes Kartenstudium. Thema: Festlegung der zu wählenden Fahrtstrecke Richtung Green Point, dem großen Sonntagsmarkt am Stadion von Kapstadt. Nach dem die gesamte Theorie klar war, gingen wir zum praktischen Teil über. Soll heißen, nach dem wir genug darüber gesprochen hatten, setzten wir uns ins Auto und fuhren los. Die Länge der zu bewältigenden Strecke betrug etwa sechs Kilometer. Rasch waren wir am Ziel. Und schon begann es lustig zu werden. Offiziell sind ja die Parkplätze am Green Point unbewacht. Das ist aber ebenfalls nur graue Theorie. In Wirklichkeit herrscht eine streng hierarchische Ordnung, die von den einheimischen farbigen Bürgern der Stadt selbst festgelegt ist. Sie haben den gesamten Platz in Reviere eingeteilt und unter sich aufgeteilt. Natürlich versucht nun jeder den ankommenden Autofahrer in sein Revier zu locken. Deshalb stehen sie bereits an der Einfahrt und geben, mit den Armen fuchtelnd, entsprechende Handzeichen. Jeder zeigt in Richtung auf sein Revier. Das kannten wir ja schon. Deshalb taten wir erst einmal unbeeindruckt, fuhren vorsichtig weiter und lenkten genau in Richtung eines schattigen Parkplatzes. Da waren es nur noch zwei, die sich um die „Ehre“ unser Auto zu bewachen stritten. Den Streit entschied ich, indem ich beim Aussteigen einen der beiden direkt ansprach und ihn mit der Wache beauftragte. Der hopste vor Freude, gab jedem von uns die Hand und verkündete, dass er Michael hieße, sehr gut aufpassen und auch das Auto waschen würde. Na klar, schließlich wollte er ja etwas Geld verdienen. Ich finde dieses System gar nicht mal so schlecht. Zum einen verdienen sich die Männer dadurch etwas Geld und zum anderen gibt es keine bessere Sicherheit, als ein bewachtes Auto.
Nachdem das also geklärt war, machten wir uns auf in Richtung Markt. Wie schon erwähnt, findet dieser Markt nur sonntags statt. Er ist immer sehr vielfältig. Sänger und Tänzer findet man dort ebenso wie verschiedenste Warenangebote von neu bis gebraucht. So findet man Gel-Kerzen neben Schnitzware und Babysachen, Betten, Drahtbasteleien und natürlich auch verschiedene Imbiss-Angebote. Es gibt sogar einen Imbiss-Stand, da steht „Deutsche Bockwurst“ drüber. Wir haben aber nicht probiert, sodass ich nicht sagen kann, ob die wirklich echt deutsch war. Ich nahm lieber ein paar Schnitzarbeiten mit, die ich zu Hause als Geschenke verwenden wollte. Irgendwann hatten wir genug vom Markt und gingen zurück zum Auto. Wir waren gerade beim Einpacken, als „unser Michael“ freudestrahlend angerannt kam und uns erzählte, wie gut er auf das Auto aufgepasst hätte. So ein Schelm! Als wir vom Markt kamen, war weit und breit kein Michael zu sehen. Aber eines stimmt, die Autos sind dort wirklich sicher. Schon weil sich keiner nachsagen lassen will, dass gerade in „seinem Revier“ etwas gestohlen wurde. Das wirft schließlich auf alle ein schlechtes Licht und spricht sich herum. Damit würden natürlich die ohnehin geringen Einnahmen noch mehr sinken. Und das will natürlich keiner.
Vom Markt aus fuhren wir weiter zur Waterfront. Dort gibt es solche Reviere nicht, dafür sorgt hier eine Security-Truppe für die Sicherheit auf den Parkplätzen und auch im Gebäudekomplex. Immerhin ist die Waterfront ein Touristenmagnet in Kapstadt, da werden wesentlich höhere Ansprüche an die Sicherheit gestellt. Hier ist aber auch zu jeder Zeit irgendetwas los. Auf den Freiflächen zwischen den Restaurants, Geschäften und Museen treten immer Kulturgruppen, Sänger, Pantomimen oder Musiker auf. An jeder Ecke hört man eine andere Musik. Wer will, bleibt eine Weile stehen, hört zu, gibt eine Kleinigkeit und geht dann weiter. Unten am Wasser übertönen sich die Ausrufer der verschiedensten Bootstouren gegenseitig. Es ist jedenfalls ständig Trubel. Wir nutzten die Gelegenheit vor der Rückfahrt, in einem der vielen Restaurants Abendbrot zu essen. Danach mussten wir aber schleunigst zurück in die Villa Luzi, um wieder einmal unsere Koffer zu packen. Da für morgen ein Flug ansteht, muss alles gut verpackt werden. Die Abschlussbesprechung des Tages, wie wir es nannten, fand bei einer guten Flasche Rotwein statt und drehte sich zum Teil auch um den morgigen Tag.