Читать книгу Affenknacker für Wiederholungstäter - Iris Fritzsche - Страница 7
27./28.2.2002 Kontinentehopping
ОглавлениеAlso mein Göttergatte treibt mich noch in den Wahnsinn! Immer fängt er auf den letzten Drücker an mit dem Packen. So passierte, was passieren musste. Er vergaß eine wichtige Kleinigkeit beim Packen, seine Zahnbürste. Na gut, man kann auch drei Wochen ohne geputzte Zähne überleben. Habe ich gehört! Doch ob das so eine tolle Idee ist? Also greife ich mir besagte Bürste und stopfe sie in die Fototasche.
Nach dem Kaffeetrinken ist Start. Willi trägt die Koffer ins Auto. Ich kümmere mich unterdessen um das Handgepäck, Foto- und Kameratasche und einen Rucksack mit all den Dingen, die ich im Flieger benötigen werde. Ja und nicht zu vergessen die Reiseunterlagen sowie die persönlichen Papiere. Nach dem alles verstaut war, war der Kofferraum von unserem Auto nun prall gefüllt und wir hatten Mühe ihn zu schließen. Nächste Station, Elli abholen. Sie wartete bereits an der Straße auf uns. Da ihr Koffer aber nicht mehr in den Kofferraum passte, räumten wir ihn auf den Rücksitz. Nun konnte die Reise endgültig beginnen. Unser erster Flieger sollte in Dresden starten. Dorthin lenkte ich den voll bepackten Wagen. Auf dem Flugplatz angekommen, steuerte ich das Auto ins Parkhaus. Interessanterweise erwischte ich sogar einen Frauenparkplatz, was natürlich gleich zu ersten Frozzeleien Anlass gab. Doch ich machte mir nichts daraus. Durch den neuen gläsernen Tunnel gelangten wir vom Parkhaus ins Flughafengebäude. Das Gepäck ließen wir im Auto. Elli kannte den neuen Flughafen noch nicht, also machten wir einen Rundgang und zeigten ihr alles. Während der Besichtigungstour stieß mein Sohn Pierre zu uns. Er hatte den Auftrag, das Auto zu übernehmen und während der Reisezeit darauf aufzupassen. Wir ahnten bereits, dass es nicht beim Aufpassen bleiben würde. Er würde es sicher auch nutzen. Doch das war okay.
Allmählich rückte die Abflugzeit heran und es wurde Zeit, unser Gepäck auf die Reise zu schicken. Und schon ging es los mit den Problemen. Unser Flug sollte über Frankfurt – Johannesburg nach Windhoek gehen. Ist zwar eine etwas umständliche Strecke, aber sie war preisgünstig. Und das Umsteigen innerhalb des Flughafengebäudes sollte eigentlich kein Problem sein. Das Problem lag darin, dass wir verschiedene Airlines benutzten. Bis Frankfurt flogen wir mit Lufthansa. Ab dort ging es mit South Africans Airline weiter. Damit kam die Dame am Lufthansa-Schalter nicht ganz klar. Zunächst wusste sie nicht, wie sie nun die Bordkarten ausstellen sollte. Sicherheitshalber bekamen wir deshalb nur welche bis Frankfurt. Mit dem Gepäck tat sie sich ähnlich schwer. Erst wollte sie auch das nur bis Frankfurt schicken. Doch nach Absprache mit einer Kollegin vom Nachbarschalter hieß es, sie könne das Gepäck bis Johannesburg schicken. Dort sollten wir es holen und selber auf die Weiterreise nach Windhoek schicken. Wir waren schon nahe dran diesen Vorschlag anzunehmen, als es plötzlich doch funktionierte und sie die Gepäckscheine bis Windhoek ausstellte. Hätten wir zu dem Zeitpunkt schon gewusst, was uns erwartet, hätten wir es wirklich besser so gemacht. Unser Gepäck trat also bereits zwei Stunden vor uns die lange Reise an.
Wenig später verabschiedeten wir uns von Pierre und gingen durch die Sicherheitskontrolle. Die kam uns dieses Mal besonders streng vor. Nach dem wir den Sicherheitstunnel durchschritten hatten, wurde jeder nochmals mit einem Handscanner nachkontrolliert. Endlich waren wir im Bereich der Duty Free-Läden. Kurzes Schlendern und gucken, dann ging es zum Check In und ab auf unsere Plätze.
Der Start war „furios“. Es begann gleich mit 15 Minuten Wartezeit, die laut Aussage des Flugkapitäns mit der Einsortierung bei der Landung in Frankfurt zusammenhing. Nach so vielen Vorworten endlich der Start. Weitere Worte des Kapitäns: Es sei mit Turbulenzen zu rechnen, da wir in einer Flughöhe von 8000 m mit einem Gegenwind von ca. 150 km/h zu rechnen hätten. Na toll, das ging ja gut los. Während des Fluges kam ich mir vor, als führe ich auf unserer Kopfsteinpflasterstraße in der Hoyerswerdaer Altstadt, genau so „gemütlich“. Erstaunlicherweise schaffte es unsere Boeing trotz aller Widrigkeiten pünktlich in Frankfurt zu landen. Allerdings landeten wir auf einem der Außenfelder und mussten mit dem Bus zur Flughafenhalle gebracht werden. Dabei konnte ich ein interessantes Phänomen beobachten. Kaum saßen oder standen die Leute im Bus, zückten sie ihr Handy und alle möglichen Themen schwirrten durch den Bus. Die einen sprachen über den Flug, die anderen erzählten was von klemmenden Rolltoren, wieder andere entwickelten Hinhaltetaktiken für geschäftliche Termine. Es lebe das Handy!
Für uns aber ging es darum, den Weiterflug abzusichern. Das bedeutete die Bordkarten für die South African Airline-Maschine zu holen. Zum Glück brauchten wir nur unser Handgepäck zu tragen. Doch wo bekommen wir die Bordkarten? Nach einigen Irrwegen half uns dann ein Schalterbeamter der Lufthansa. Jetzt irrte er für uns hin und her. Das fanden wir toll, wie uns geholfen wurde. Letztendlich tätigte er noch einen Anruf. Danach musste plötzlich alles ganz fix gehen. So schnell wir konnten liefen wir quer durch die Hallen zu unserem Abflugschalter. Dort stellte sich heraus, dass zwar unser Flug, nicht aber die Plätze vorgebucht waren. Was bedeutete, dass wir getrennt voneinander sitzen würden. Na, das war ja ein erstklassiger Urlaubsstart! Wenn ich auch hoffte, dass nun endlich alles seinen Gang ging, sagte mein Bauchgefühl etwas anderes. Und auf das konnte ich mich immer recht gut verlassen. Doch jetzt saßen wir im Flieger Richtung Johannesburg. Was sollte da noch kommen. Sicherheitshalber fragte ich bei der Stewardess nach, ob unser Gepäck denn wirklich an Bord sei. Sie versprach, sich zu erkundigen, was mich etwas beruhigte.
Der Flug sollte etwa 10 Stunden dauern. Es war außerdem ein Nachtflug. So begann ich mich der ersten störenden Kleidungsstücke zu entledigen. Die Schuhe tauschte ich gegen meine wohlig warmen Schlafstrümpfe. Auch die Schlafmaske legte ich bereit. Wenn ich auch im Flugzeug nur sehr schlecht schlafen kann, so wollte ich wenigstens ungestört ruhen. Die angebotenen Filme rissen mich eh nicht vom Hocker und auch Fluginfos gab es seit kurz nach dem Start keine mehr. So schaffte ich es auch tatsächlich nach dem Essen fast eine Stunde zu schlafen. Danach unterhielt ich mich mit meinem ebenfalls schlaflosen Platznachbarn. Es stellte sich heraus, dass er ein in Kapstadt lebender Schweizer war. Er lebte seit 1959 in Kapstadt. Zuerst hatte er bei der Eisenbahn gearbeitet und sich später in der Baubranche selbständig gemacht. Ursprünglich hatte er mit seiner einheimischen Frau in Simbabwe gelebt, bis dort die Revolution kam und alle Weißen gewaltsam vertrieben wurden. Er zog direkt nach Kapstadt. Nach Deutschland war er nur zu Besuch gekommen. Wie er erzählte, war er dieses Mal bei Freunden in der Nähe von Zwickau gewesen.
Über unserem Gespräch verging die Flugzeit. In Johannesburg verabschiedeten wir uns voneinander. Er flog weiter nach Kapstadt. Wir stiegen um nach Windhoek. Nach insgesamt fast 17 Stunden Reisezeit kamen wir endlich auf dem Flughafen „Hosea Kutako“ in Windhoek an. Innerlich jubelten wir schon. Doch zu früh gefreut. Die Passkontrolle hatten wir erfolgreich hinter uns gebracht. Fehlten nur noch die Koffer, dann konnte das Abenteuer Namibia beginnen. Ha, das Abenteuer begann auch. Aber anders als vorgeplant. Die Koffer, sie waren nicht da! Und das Laufband hatte längst aufgehört sich zu drehen. Wir standen wie bedeppert da. Das war es also, mein Bauchgefühl! Was nun? Dafür gab es ja den „Lost and Found“-Schalter. Wir würden sagen, das Fundbüro. Nichts wie hin! Dort standen schon an die 30 Leute, die gerade ähnliche Erlebnisse in puncto Gepäck gemacht hatten wie wir. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns in die Schlange der Suchenden einzureihen. Nach etwa einer Stunde waren wir endlich an der Reihe. Jeder Koffer musste genau beschrieben werden. Als Hilfe gab es vorgedruckte Musterschablonen. Die Dame auf der anderen Seite notierte alle Angaben gewissenhaft in einem mehrseitigen Formular. Nach dem alles notiert war, erhielten wir ein Kärtchen mit der Nummer unserer Verlustmeldung, einem Namen und einer Telefonnummer. Dann war der nächste dran.
Da wir im Moment nichts weiter ausrichten konnten, gingen wir erst einmal ohne Gepäck durch den Zoll. Dahinter wartete schon der Mitarbeiter der hiesigen Autovermietung auf uns. Er hatte die Aufgabe uns abzuholen und ins Büro der Firma zu bringen, wo wir unseren Mietwagen übernehmen sollten. Beim dortigen Ausfüllen der Mietwagenpapiere wurden wir natürlich auch nach dem Grund unserer Verspätung gefragt. Da die Mitarbeiterin deutsch sprach, konnten wir frei von der Leber weg unserem Frust über den Kofferverlust Ausdruck verleihen. Ein kurzes Gespräch mit ihrem Chef und schon wurde dieser zum hilfreichen Engel. Er verständigte sofort die einheimischen Ansprechpartner von Iwanowski, rief nochmals auf dem Flughafen an und organisierte, dass uns die Koffer gleich auf die Farm gebracht werden sollten. Dankbar für so viel Hilfe wollten wir nach der Fahrzeugübernahme gleich starten. Doch irgendwie hatte sich alles gegen uns verschworen. Nun begann es auch noch zu regnen. Für Mitteleuropa kein Problem, dort aber schon. Es stellte sich heraus, dass die Gegend, wo unser erstes Ziel lag, extrem hochwassergefährdet war, wir es also nicht einmal mit einem Allrad-Fahrzeug erreichen konnten. Was nun? Und wieder erwies sich der Chef der Autovermietung als hilfreicher Engel. Er empfahl uns in der Stadt zu übernachten. Bis morgen wäre das Wasser sicher bereits wieder abgelaufen. Und er organisierte auch gleich ein Quartier für uns. Außerdem verständigte er den Flughafen über diese Änderung, damit unser Gepäck uns auch erreichen konnte. Ihm wurde zugesagt, dass es uns direkt ins Quartier geliefert werden würde. Allerdings landet die nächste Maschine aus Johannesburg erst gegen 21:00 Uhr am Abend.
So fuhren wir mit unserem Auto und einem Stadtplan bewaffnet in unsere Unterkunft. Es war wirklich eine sehr schöne Gästewohnung, mit Kochgelegenheit, Telefon, Fernseher und allem was so für einen längeren Aufenthalt notwendig ist. Wir wollten zwar nur eine Nacht bleiben, aber essen und trinken brauchten wir trotzdem. Essen gehen konnten wir nicht. Wir wussten ja nicht genau, wann unsere Koffer eintreffen würden, und die wollten wir keinesfalls verpassen. So dackelten wir eben zur nächstgelegenen Kaufhalle und besorgten etwas fürs Abendbrot und das morgige Frühstück. Nach dem Essen wurden wir allmählich müde. Deshalb beschlossen wir etappenweise zu schlafen. Einer musste ja wach bleiben, um die Koffer entgegenzunehmen. Als die Koffer gegen Mitternacht immer noch nicht eingetroffen waren, fiel auch der letzte von uns ins Bett. Das war ein Urlaubsstart mit so vielen Widrigkeiten, dass es nur noch besser werden konnte.