Читать книгу Gabe & Fluch - Isabella Maria Kern - Страница 15
Ekstase
ОглавлениеEs war nicht schwer die Bar zu finden, in der diese Singleparty stattfand, denn Pamela hatte sie bei ihrem Streitgespräch im Restaurant mehrmals lautstark erwähnt. Ich setzte mich also in ein Taxi und ließ mich dorthin chauffieren. Der Türsteher öffnete mir mit einem frechen Grinsen die Tür zu einem Abend, den ich in einen Schuhkarton verpackt und beschriftet in meinem Keller lagern würde, genau wie die Nächte, in denen ich das Schicksal mancher Menschen gnadenlos beeinflusst hatte. Keine Minute später hatte ich Pamela an der Bar erspäht, angeregt unterhaltend mit einem Mann, der schon von hinten gut aussah. Ich kämpfte mich durch die Menschenmenge und klopfte Pamela leicht an die Schulter, mein süßestes – oder besser: Melanies süßestes – Lächeln aufgesetzt.
„Hi! Ich habe es mir anders überlegt. Ich kann dich doch nicht hier einfach allein in der Höhle des Löwen lassen!“, sagte ich und sah dann zu ihrem Gegenüber. Ich musste kurz nach Luft schnappen, als ich sah, mit wem sich Pamela angeregt unterhielt. Sabinas Bruder Dominik!
Der, bei dem ich Atemprobleme bekam, als wir zusammen ins Kino gingen! „Das freut mich aber“, log Pamela, denn gerade jetzt war es so nett geworden. „Das ist Dominik. Dominik, das ist Melanie, meine beste Freundin!“, beeilte sie sich zu sagen, um ihre Enttäuschung zu überspielen. „Sehr erfreut“, lächelte ich umwerfend und zwängte mich zwischen sie hinein. Pamela musste unwillig mit dem Barhocker nach hinten rutschen, damit ich sie nicht damit umstieß. Ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.
Dominik war offensichtlich sehr erfreut über mein Erscheinen. Melanie sah ja auch wirklich umwerfend aus! Pamelas Mundwinkel verließen die Horizontale und wanderten nach unten. Ohne sie anzusehen spürte ich, wie sie vor Eifersucht bebte, als ich ungezwungen mit Dominik zu plaudern begann. Meine Schüchternheit, die ich normalerweise einem Mann gegenüber an den Tag legte, war in einem fremden Körper wie weggeblasen. Ungeniert konnte ich flirten und Dinge sagen und tun, die meinem Wesen so gar nicht entsprachen. Das allein machte einen unwiderstehlichen Reiz für mich aus.
„Der Löwe in dieser Höhle ist gar nicht so gefährlich“, scherzte Dominik, indem er auf meine Begrüßung für Pamela einging. Er ließ den Blick nicht von mir. „Aber Löwen soll man nicht reizen, wenn sie hungrig sind“, sagte ich in einem lasziven Ton, der keine Zweifel an der Zweideutigkeit meiner Worte ließ. „Wer sagt, dass der Löwe hungrig ist?“, konterte Dominik und versenkte seine dunklen Augen in meinem Blick. „Wäre er sonst auf einer Singleparty“, flötete ich und warf den Kopf in den Nacken. Pamela versuchte verzweifelt unsere Unterhaltung zu stören. „Sollen wir noch einen Lokalwechsel machen?“, schlug sie vor, aber ihre Mundwinkel zuckten nur, das Lächeln gelang ihr nicht. Ich drehte mich nach ihr um und setzte mein unschuldigstes Gesicht auf. „Aber wir haben ja noch gar nicht getanzt. Hier ist super Partystimmung!“ Dominik gab mir recht.
„Los, Mädels, tanzen wir!“, sagte er und nahm meine Hand. Die zweite streckte er nach Pamela aus, der die Lust natürlich vergangen war. Ich genoss jede Sekunde. Erstens vergönnte ich Pamela, dass sie litt und zweitens spürte ich, dass diese Nacht unvergesslich werden würde. Die Causa „Dominik“ in Augustines Körper war unmöglich, aber die Causa „Dominik“ in Melanies Körper war eine Herausforderung! „Komm schon!“, spielte ich die Nette und lächelte Pamela an. Sie machte gute Miene zum bösen Spiel und ging mit uns auf die Tanzfläche, aber ihr Körper folgte nur unwillig den Rhythmen der Musik und nach zwei Tänzen schrie sie mir ins Ohr:
„Warum machst du das?“
„Warum mache ich was?“, schrie ich und setzte meine Unschuldsmiene auf. „Du machst ihn an!“, ich spürte förmlich ihre Wut. „Er gefällt mir. Sieht doch super aus, nicht?“, schrie ich ihr ins Ohr. „Aber ich habe mich als Erste mit ihm unterhalten!“, verteidigte sie ihren Standpunkt. „Was?“, heuchelte ich und tat so, als hätte ich sie nicht verstanden. „Er gehört mir!“, schrie sie mich an. Ich sah von ihr zu Dominik, der mit geschlossenen Augen seine Hüften zur Musik hin- und her bewegte, dann wieder zu ihr.
„Jetzt nicht mehr!“, schrie ich zurück und sah sie kalt an. Ich spürte, wie die Arroganz von meinem Körper Besitz ergriff, ohne jegliches Mitleid gegenüber dieser Frau, die an meinen Worten zu zerbrechen schien. Pamela starrte mich ein paar Sekunden fassungslos an, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und lief aus dem Lokal. Dominik sah mich fragend an, ich hob die Achseln, trat nah an ihn heran und deutete ihm, den Kopf zu mir zu neigen, damit ich ihm etwas ins Ohr sagen konnte.
„Pamelas Freund ist gerade gekommen und er ist rasend eifersüchtig. Sie muss wohl nach Hause!“ Meine Lippen berührten sein Ohr. Ich roch die warme Haut auf seinem Hals und vergrub meine Nase in der kleinen Grube oberhalb des Schlüsselbeins. Wir blieben beide auf der Tanzfläche stehen. Die Musik schien in weite Ferne gerückt zu sein. Meine Nase war noch immer an seinem Hals, als er sich langsam zu mir drehte, er nahm mein Kinn in seine Hand und hob meinen Kopf so, dass ich ihm in die Augen sehen konnte, dann legte er beide Hände an meine Hüften und begann langsam zu tanzen. Sehr romantisch, ungeachtet der Gestalten, die um uns herumhüpften wie die Indianer um das Lagerfeuer. Wir hatten uns von der Erde gelöst. Rings um uns schien nichts mehr zu sein. Ich hielt seinem Blick stand, seinen Augen, diesen warmen Augen. Plötzlich sah er etwas besorgt aus. „Hier kann man nicht reden. Komm!“, schrie er mir ins Ohr und zog mich von der Tanzfläche. Wir fanden wieder einen Platz an der Bar.
„Ich bin kein Mann für einen One-Night-Stand“, sagte er ohne Umschweife und sah mich wieder mit diesem bohrenden, umwerfenden Blick an. „Dann wirst du das heute lernen“, sagte ich mit einer genialen Selbstverständlichkeit und nippte an meinem Cocktail. Ich wusste, dass er mir nicht widerstehen konnte. Und ich litt, weil ich wusste, dass ich mich in ihn verlieben würde. „Was willst du von mir?“, fragte er fast zärtlich und nahm mein Gesicht in beide Hände. Es fühlte sich an, als würden wir uns seit Jahren kennen. Meine Brust brannte wie Feuer, ich konnte kaum schlucken.
„Ich will dich heute Nacht!“, antwortete ich und vergrub mein Gesicht wieder an seinem Hals. Er stöhnte laut auf. Wir hatten Glück und ein Taxi wartete bereits vor dem Eingang auf Kundschaft. Die große, hölzerne Eingangstür knarrte, als ich sie aufstieß. Ich zog ihn bei der Hand ins dunkle Vorhaus und drückte ihn gegen die Wand, während die Tür mit lautem Krach ins Schloss fiel.
Unsere Küsse waren heiß, fordernd, ich stöhnte. Meine Hände waren schweißnass, ich zitterte. Seine Hände waren überall. Er drückte mich gegen seinen Unterleib. Ich spürte die harte Wölbung, die mir die Gänsehaut bis in die Nackenhaare entstehen ließ. Ich fuhr durch seine Haare, krallte meine Nägel in seinen Rücken und drängte mich an ihn. Seine Lippen waren weich, und mit unüberbietbarer Erotik küsste er damit meinen Hals, bis ich ihm, nach Luft schnappend Einhalt gebot.
„Komm“, ich nahm seine Hand und wir schlichen die Treppen hinauf. Wir betraten Hände haltend Melanies Wohnung. Ich fand den Lichtschalter nicht sofort, aber bald genug, um keinen Verdacht in ihm zu wecken. Während ich ihn ins Wohnzimmer lotste, nestelten meine Finger schon an seinem Hosenknopf. Ich war so scharf auf diesen Mann, wie noch nie in meinem Leben. Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Dominik küsste und streichelte mich, mit viel zu wenig Mund und kaum genug Händen versuchte er, mich zu verwöhnen. Wieder stöhnte ich laut auf und schielte in den dunklen Raum, der nur vom Vorraumlicht beleuchtet war. Eine kleine Couch stand unter dem Fenster, sie würde genügen, um uns in Ekstase gemeinsam explodieren zu lassen, beschloss ich und zog ihn mit mir fort.