Читать книгу Gabe & Fluch - Isabella Maria Kern - Страница 6
Der Impuls
ОглавлениеMein Bett begann sich zu „drehen“, als ich den Kopf auf das Kissen legte. Warum um alles in der Welt hatte ich so viel getrunken? Es war bereits nach Mitternacht und am nächsten Tag brauchte ich einen klaren Kopf, denn mein Chef wollte mit mir die Bilanzen durchgehen. Ich öffnete die Augen erneut, denn ich ertrug es nicht, dass diese imaginären Bewegungen meinen Körper peinigten. Wankend ging ich ins Badezimmer, um mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser zu waschen. Mein Blick fiel in den Spiegel und ich starrte mich an. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Mensch mir gegenüber war. Er kam mir fremd vor. Neugierig sahen wir uns an. Ich hielt dem Blick stand. Er war durchbohrend und skeptisch. Ich traute diesem Spiegelbild nicht. Es versuchte mich zu täuschen. Schon als Kind hatte ich manchmal das Gefühl, dass das Gesicht im Spiegel nicht zu mir gehörte. Eine Welle der Angst überkam mich und ich fühlte mich wie ein Tier im Käfig. Meine Kehle fühlte sich trocken an und eine unsichtbare Hand schien sie leicht zuzudrücken. Wieder trafen sich unsere Blicke und ich spürte, dass es wieder an der Zeit war.
Ich hatte die Stadt zu verlassen.
Auf dem Kästchen neben mir stand mein Lieblingsparfüm. Ohne es bewusst zu registrieren, griff ich nach dem Fläschchen und schleuderte es gegen den Spiegel, der augenblicklich in Tausend Scherben zerbarst. „Ich hasse dich, Augustine Schreiber!“, schrie ich und ließ mich zu Boden gleiten. Dass ich an der rechten Hand blutete und über die Scherben hinaus ins Wohnzimmer rannte, bemerkte ich erst am nächsten Morgen, als ich mich im Bett aufsetzte. Beim Anblick der Blutflecke erinnerte ich mich sofort wieder daran, dass ich in der Nacht meinen Impuls erhielt, mein Leben zum x-ten Mal zu verändern. Doch noch nie war es mir so schwergefallen wie jetzt. Meine Hände zitterten, als ich die Kaffeemaschine einschaltete.
Ich musste Zeit gewinnen.