Читать книгу Gabe & Fluch - Isabella Maria Kern - Страница 24
Keine Erinnerung
ОглавлениеPamela ließ sich auf Melanies Couch nieder.
„Und? Kannst du dich wieder erinnern?“, fragte sie, aber diesmal ohne spitzen Unterton. Melanie schüttelte langsam den Kopf. „Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle. Ich komme mir vor, als wäre ich schizophren. Du erzählst mir etwas von einem Dominik, an den ich mich nicht erinnern kann, ich habe ständig Kopfschmerzen und fühle mich, als hätte ich nächtelang nicht mehr geschlafen, obwohl ich das Gefühl habe, als würde ich ständig schlafen. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in meinem Körper!“
Pamela sah ihre Freundin mitfühlend an. Ihr sonst so hübsches Gesicht war fast grau und ihre Augen wirkten matt und leer. Tiefe Ringe bewiesen, dass sie schlecht, oder wirklich gar nicht geschlafen hatte. „Vielleicht schlitterst du in ein Burn-Out?“, versuchte Pamela das Gespräch weiterzuführen. „Aber von was denn? Meinst du wirklich, dass mich die Arbeit überfordert? Schuhe verkaufen? Ist ja lächerlich!“
„Vielleicht in Zusammenhang mit deinem Privatleben. Mag sein, dass dir unser Streit so zu Herzen gegangen ist? Oder hast du auch noch finanzielle Sorgen, von denen ich nichts weiß?“ Pamela suchte noch immer nach einem plausiblen Grund. Irgendetwas musste doch schuld daran sein, dass ihre Freundin plötzlich so verändert war. „Nein. Keine finanziellen Sorgen. Nein, keine Sorgen wegen der Freundschaft, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin“, antwortete Melanie knapp und starrte vor sich hin.
„Belastet es dich vielleicht, dass du deine Mutter so lange nicht gesehen hast?“, fragte Pamela vorsichtig. Melanie sah sie unverwandt an. Sie mochte nicht gern über dieses Thema sprechen. „Natürlich belastet es mich. Ich habe meine Mutter seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen, aber meine Cousine erzählt mir manchmal von ihr. Sie fehlt mir, sicher, aber ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden, wenn sie endlich den Mut findet, meinen Vater zu verlassen“, sie biss sich auf die Unterlippe. „Machst du dir Sorgen um sie?“
„Ja. Aber das ist nicht der Grund. Vielleicht habe ich irgendeine Krankheit, vielleicht einen Gehirntumor?“, fragte sie nach einer Weile und hob den Kopf, um Pamela in die Augen sehen zu können. Pamela hatte in Wahrheit diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen und ihr wurde nun schmerzhaft bewusst, dass so etwas in der Art der Auslöser für die Veränderung der Freundin sein konnte.
„Mach bitte morgen einen Termin bei deinem Arzt aus. Versprochen?“, sagte sie leise und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Melanie begann leise zu weinen und lehnte sich an Pamela, die sie fest in die Arme nahm.