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Der Keller

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Sorgfältig beschriftete ich mit großen Buchstaben die rote Schuhschachtel, dann hob ich noch einmal vorsichtig den Deckel und betrachtete die Schuhe, die ich gerade vorher ausgezogen hatte. Schnell schloss ich die Schachtel wieder und lehnte mich im Sessel zurück. Ich spürte, wie mein Puls raste und versuchte langsam und tief zu atmen. Draußen hörte ich die Turmuhr schlagen. Automatisch zählte ich mit. Eins, zwei, drei, vier Uhr. In einer halben Stunde würde es bereits hell werden. Unruhig sah ich mich im Wohnzimmer um.

Ich hatte das Bedürfnis die Schuhe augenblicklich loszuwerden, also ging ich mit der Schachtel unter dem Arm ins Treppenhaus und sah mich verstohlen um. Alles war ruhig und ich eilte zum Lift, um mit ihm in das unterste Stockwerk zu fahren. Den Schlüssel für den Keller hielt ich krampfhaft fest. Ich hasste es, in der Nacht in den feuchten, spärlich beleuchteten Keller zu gehen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Die Angst saß mir im Nacken, doch wusste ich nicht, ob vor den gruseligen Räumlichkeiten oder vor mir selbst.

Flink schloss ich das Vorhängeschloss meines Kellerabteils auf und schlüpfte hinein. Gott sei Dank war hier ein ordentliches Licht und ich ließ mich auf einen Hocker nieder, der in der Mitte des winzigen Raumes stand und mir dabei half, auch an die obersten Reihen der Regale zu gelangen. Ich sah mich um. Bis zur Decke war das Abteil mit Schuhschachteln gefüllt. Dazwischen standen die Verpackungen eines Mixers, meines Staubsaugers und ein paar kleinere Schachteln, die ich aufbewahrt hatte, weil ich dachte, dass man darin ein kleines Geschenk einpacken könnte. Andererseits fiel mir bei deren Betrachtung ein, dass ich schon seit Jahren niemandem mehr ein Geschenk gemacht hatte. Der Gedanke stimmte mich traurig und ich seufzte. Doch die Angst, die ich unmittelbar vorher gespürt hatte, war einem ganz eigenartigen Gefühl der Zufriedenheit gewichen, als ich all die Schachteln betrachtete, die sorgfältig beschriftet in den Regalen geduldig auf ihre Bestimmung warteten. Ich stand vom Hocker auf und strich sanft über eine Reihe im Regal, bis meine Finger bei einer Schachtel stoppten. Wieder spürte ich, wie mein Puls in die Höhe schnellte. Ich bekam eine Gänsehaut. Hastig stellte ich die Schachtel mit den „neuen“ Schuhen, die ich noch immer unter dem Arm eingeklemmt hatte, in das Regal. Schnell griff ich zu meinem Schlüsselbund, klickte das Schloss wieder ein und lief die Treppen hinauf. Meine Herzfrequenz war viel zu hoch, als ich mich auf meine Couch fallen ließ.

Irgendwie musste es aufhören!

Ich wollte nachdenken, doch einen Augenblick später war ich vor Erschöpfung eingeschlafen.

Gabe & Fluch

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