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Ein Traum?

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Sabina lehnte lässig an der Tür. Ich sah sie über den Bildschirm hinweg an. Ich war so müde, wie schon lange nicht mehr. „Na, Augustine. Gestern wieder eine lange Nacht gehabt?“, scherzte sie anzüglich. Ich stöhnte und griff mir an den Kopf.

„Sieht man es mir an?“, fragte ich besorgt.

„´Nu na ned´ würden die Wiener sagen“, fiel ihr in diesem Augenblick ein und wir mussten lachen. Vor zwei Wochen hatte sie ihre Großtante in Wien besucht und seither rückte sie immer wieder mit witzigen Ausdrücken heraus, die mich in schallendes Gelächter ausbrechen ließen. Ich hatte keine Minute geschlafen. Nachdem wir in Melanies Küche Kaffee getrunken und uns beeilt hatten, die Wohnung zu verlassen, hastete ich nach Hause. Es war bereits hell und ich saß eine ganze Weile auf dem Boden und betrachtete Melanies Körper und Schuhe. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, dass ich in Augustine zurückkehren würde, doch ich hatte Angst davor. Angst vor meinem krassen, kläglichen Dasein. Angst vor meiner Unscheinbarkeit, meiner Schwäche und meiner Gabe. Es war schmerzhaft in meinen Körper zurückzukehren. Es waren weniger die körperlichen als die seelischen Schmerzen. Ich weinte so lange, bis es Zeit war aufzubrechen, um zur Arbeit zu gehen. Nun saß ich da, mit roten Augen, mit einem Kloß im Hals und einem schlechten Gewissen. Über Sabinas Bruder würde sich ein Schleier legen, der ihn das Erlebte als etwas empfinden lassen sollte, dass es in Wirklichkeit nicht gab. Er würde von starker Sehnsucht getrieben eine Melanie suchen, die in der Realität nicht existierte. Sollte er das alles etwa nur geträumt haben? Dieser Gedanke würde ihn eine Zeit lang quälen.

Er tat mir leid.

Entschuldigend lächelnd sah ich Sabina an. „War nicht so schlimm gestern, hab mir zuhause eine Flasche Wein aufgemacht und danach konnte ich nicht gut schlafen“, log ich. Ich konnte ihr kaum in die Augen sehen, außerdem brannten meine Augen wie Feuer und in meiner Brust breitete sich ein Gefühl aus, das ich nicht richtig zuordnen konnte. Ich dachte an Dominik und mir wurde übel. Der Magen fühlte sich an, als würde er sich gegen den Rippenbogen drängen, um dort meine Lungen einzuquetschen, um mich zu bestrafen. Ich verdiente es beileibe, dass es mir schlecht ging. Plötzlich musste ich aufspringen und stürzte an der verwunderten Sabina vorbei zur Toilette. Ich schaffte es gerade noch, dass ich mich in die WC-Schüssel erbrach. Heiße Tränen rannen über mein Gesicht und ich war so unglücklich, wie schon lange nicht mehr.

Wieder allein in meiner Wohnung überdachte ich alle Möglichkeiten, die mir offenstanden. Doch jede Idee brachte mich noch tiefer in eine Depression. Melanies Freundschaft zu Pamela war kaputt - durch meine Schuld. Melanie würde sich nicht erinnern, was geschehen war - wie denn auch? Und Dominik würde sich nicht sicher sein, was wirklich geschehen war, doch eine Sehnsucht würde ihn dazu treiben Melanie zu suchen – und hoffentlich: nicht zu finden!

Gabe & Fluch

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